Dass ich meine Tochter stillen würde, war für mich von Anfang an klar. “Ist doch die natürlichste Sache der Welt”, sagte ich. Von Stillproblemen hatte ich zwar mal gehört, war mir aber sicher, dass sie mich nicht betreffen würden. Schließlich war ich bestens vorbereitet: Ich hatte eine stillfreundliche Hebamme im Rücken, wusste, dass in Sachen Muttermilch die Nachfrage das Angebot regelt, und hatte mir bereits die Grundausstattung aller Stillmütter angeschafft: auf- und zuknöpfbare Riesen-BH’s, Stilleinlagen aus Wolle-Seide, außerdem Fenchel-Anis-Kümmel-Tee und ein riesiges, mondförmiges Stillkissen. Was sollte da noch schiefgehen? Dann kam Linnea auf die Welt und obwohl sie gleich nach der Geburt brav mit nach außen gestülpten Lippen an meiner Brust trank, fand ich das Stillen erst einmal ziemlich scheußlich. Der “leichte Ansaugschmerz”, von dem ich gelesen hatte, fühlte sich in etwa so an, als würde jemand meine Brustwarzen tackern. Mehr als einmal kontrollierte ich, ob meine Kleine vielleicht doch schon Zähne hatte, mit denen sie mich heimlich biss. Sie hatte keine. Weh tat das Stillen trotzdem. Ich versuchte nach bestem Wissen und Gewissen, all die Stillregeln zu befolgen, die mir meine Hebamme an die Hand gegeben hatte. Und trotzdem blieb das Stillen in den ersten Wochen eine hektische Angelegenheit, die mir vor allem Schmerzen und wunde Brustwarzen bescherte.
Stillen will gelernt sein
Nach ein paar Wochen kam meine Mutter zu Besuch. Und staunte, was für einen Aufwand ich betrieb, bevor ich mein Baby an die Brust legte. “Was soll denn dieses Riesenkissen?”, fragte sie. Und: “Warum legst du der Kleinen die Brustwarze in den Mund? Lass sie das doch machen – sie kann das allein!” “Kann sie nicht”, sagte ich. Meine Mutter bestand darauf, dass ich es ausprobierte.
Also: Back to Basics. Einfacher Wiegegriff. Ich setzte mich aufs Sofa und machte es mir bequem. Zum ersten Mal ohne Stillkissen und Maßarbeit. Linnea lag in meinem Arm, das Köpfchen in der Ellenbeuge und schaute mich erwartungsvoll an. Ich zog sie an mich heran und sie trank. Ohne Stützen, ohne Hilfsmittel. Weh tat es immer noch. Aber zum ersten Mal seit der Geburt hatte ich das Gefühl: Hey, ich kann stillen. Von da an konnte ich Linnea immer sofort anlegen, wenn sie Hunger hatte. Und ganz langsam wurden die Schmerzen weniger, bis sie irgendwann ganz weg waren. Und seitdem war das Stillen einfach nur schön.
Noras Stillgeschichte ist ein Auszug aus ihrem Buch „Das Geheimnis zufriedener Babys“ aus dem Kapitel “Mamas gute Milch”. Hier findet ihr meine Rezension ihres Buches.
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