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Babyschlaf

Babyschlaf

“Wie sichere ich mein Familienbett ab, so dass mein Kind nicht herausfällt?”

Diese Frage lese ich immer wieder in den unterschiedlichen Facebook-Gruppen und ich versuche, jedes Mal weiter zu helfen um möglichst vielen Eltern die Sorge, ein Familienbett könnte weniger sicher sein als ein eigenes Bett fürs Kind zu nehmen.

Warum ein Familienbett so gut und eigentlich sogar wichtig für ein Baby ist könnt ihr in meinem ausführlichen Artikel über Co-schlafen und Familienbett nachlesen. Zusätzlich erleichtert ein Familienbett das nächtliche Stillen enorm, da Mama und Baby schon beim stillen wieder entspannt wegschlummern können – also mehr Schlaf für alle!

Die Frage, ob das Familienbett unter Umständen gefährlich sein könnte hat übrigens auch der deutsche Kinderarzt Dr. Herbert Renz-Polster schon sehr ausführlich beantwortet.

Das das Kind, grade wenn es nach einigen Monaten mobiler wird, aus dem Bett herauspurzeln könnte ist allerdings eine Sorge vieler Eltern, weshalb ich es wichtig finde, dieses Thema aufzugreifen.

  1. Wenn euer Baby dies akzeptiert ist ein Beistellbett oder Babybalkon auf jeden Fall eine sehr gute Möglichkeit, euer Baby bei euch schlafen zu lassen und es trotzdem rundherum abgesichert zu haben.
  2. Wenn es räumlich möglich ist, ist die einfachste Möglichkeit, das große Bett für eine Zeit in eine Ecke des Zimmers zu schieben, so dass zwei Seiten in jedem Fall schon mal gesichert sind. Euer Baby kann dann an der Wand schlafen und es müsste höchstens noch das Fußende gesichert werden, falls euer Bett nach dorthin offen ist.
  3. Die nächste einfach Möglichkeit ist, dass euer Baby, wenn es etwas größer ist zwischen euch schläft so dass ihr der natürliche Rausfallschutz für euer Kind seid.
  4. Mit einem Stillkissen, und ggf. ein paar Sandsäcken (diese kann man auch ganz einfach selber nähen), kann man auch einen relativ wirksamen Rausfallschutz gestalten.
  5. Bettschutzgitter aus mit einem Bezug aus Netzstoff oder komplett aus Holz kann man am Lattenrost befestigen, so dass diese ziemlich stabil sind. Es gibt sie in verschiedenen Längen und auch als klappbare Varianten, so dass ihr nicht immer über diese zusätzliche Barriere hinüberklettern müsst.
  6. Alternativ oder zusätzlich könnt ihr den Boden rund um euer Bett mit verschiedenen Matten weicher gestalten, so dass euer Kind im Fall des Falles zumindest weich fällt. Hierfür eignen sich zum Beispiel PuzzlemattenKrabbelmatten oder Klappmatratzen die sich auch als Gästebett weiter verwenden lassen. Bei diesen Produkten solltet ihr allerdings unbedingt darauf achten, dass sie Schadstofffrei sind. Die Artikel, die ihr über die jeweiligen Links findet haben alle das Ökotex 100-Siegel.

Habt ihr noch weitere Ideen um Familienbetten gut abzusichern oder vielleicht sogar ein Foto von der Sicherungslösung eures Familienbetts? Ich freue mich auf eure Beiträge!

Babyschlaf

Co-schlafen und Familienbett

Dieser Artikel war Teil einer Hausarbeit für die Uni. Da er aber thematisch schön passt, stelle ich ihn mal inklusive des Literaturverzeichnisses hier zur Verfügung.

In seinem Buch „SAFE – Sichere Ausbildung für Eltern“ schreibt Karl-Heinz Brisch:

„Nur in westlich orientieren Kulturen sowie in einigen Ländern, die von der westlichen Zivilisation beeinflusst werden, hat sich eine Schlafgewohnheit durchgesetzt, bei der von Säuglingen erwartet wird, dass sie alleine schlafen, möglichst in einem eigenen Bett, in einem eigenen Zimmer. In manchen Familien schlafen alle Kinder jeweils in einem eigenen Zimmer und in einem eigenen Bett. Für Menschen anderer Kulturen, etwa aus Südamerika oder Asien ist diese Form der familiären Schlafpraxis nicht nachvollziehbar. Ein Kind in einem eigenen Zimmer, ganz alleine, in seinem eigenen Bett schlafen zu lassen würde in Indonesien eher als eine Form der Kindesvernachlässigung angesehen.“ (Brisch, 2010, 98/99).

Die Evolution hat vorgesehen, dass Babies dicht bei ihren Müttern bleiben. Die Gefahren für ein so hilfloses Wesen wären im Verlauf der Menschheitsgeschichte einfach zu groß gewesen um das Überleben der Spezies zu sichern. Dies bedeutet, dass ein Baby auch Nachts den Schutz der Mutter um sich wissen möchte. (Brisch, 2010, 98)

Wie aus dem obigen Zitat zu erkennen ist, hat sich aber in unserer westlichen Kultur das familiäre Schlafverhalten völlig anders entwickelt, als es von der Natur vorgesehen wurde. Vielen Eltern wird trotzdem suggeriert, ihr Kind müsse schon nach wenigen Monaten oder gar Wochen mehrere Stunden ruhig schlafen und das auch noch alleine. Und viele Eltern sind verzweifelt, wenn ihr Kind auch nach längerer Zeit immer noch nicht ruhig in seinem Kinderbett schläft, mehrmals pro Nacht aufwacht, kaum zu beruhigen und dann auch nicht wieder in den Schlaf zu begleiten ist. Der eigene Schlaf leidet darunter so sehr, dass sich manche Mutter als selbstmordgefährdet aufgrund des Schlafdefizits bezeichnet (vgl. Gräf, 2012)

Die größten Argumente gegen das gemeinsame Schlafen mit Baby sind der eigene Schlaf der Eltern , die große Angst um den plötzlichen Kindstod und die Sorge, dass Kind „nicht wieder aus dem Bett zu bekommen“. Unbegründete Sorgen, wenn man bedenkt, dass Mütter, die neben ihren Kindern schlafen ihre Schlafqualität häufig wesentlich besser einschätzen als solche, die jede Nacht wieder aufstehen müssen um sich um ihr Baby im Nebenzimmer zu kümmern (vgl. McKenna et al, 2007, 145). Der Eltern-Ratgeber „Die neue Elternschule“ schreibt hierzu: “Nachts aufzustehen, um nach einem schreienden Baby im Nachbarzimmer zu sehen kann furchtbar sein. Liegt ihr Kind neben Ihnen, können Sie es sofort trösten, wenn es unruhig wird, ohne dass Sie hellwach werden. Studien zufolge schläft man schneller wieder ein, wenn man weniger als 15 Sekunden wach ist.“ (Sunderland, 2006, 72)

Der plötzliche Kindstod ist seit vielen Jahren Gegenstand von Studien aber schon Anfang der 1980er Jahre wurde in einer in Hongkong durchgeführten Studie herausgefunden, dass das Co-schlafen – das in Hongkong das Standart-Schlafarrangement darstellt – nicht die Ursache für den plötzlichen Kindstod sein kann (vgl. Davies, 1985)

Bleibt noch die Sorge darum, dass das Kind aus dem elterlichen Bett nicht wieder ausziehen möchte – oder zumindest nicht dann, wenn die Eltern dies gerne hätten. Diese Entscheidung muss natürlich jeder Elternteil für sich selbst treffen, vielleicht auch im Hinblick auf den Charakter des Kindes. Es gibt Babies, die auch schon kurz nach der Geburt gut alleine im eigenen Bett, im eigenen Zimmer schlafen und die zu Kindern heranwachsen, die weiterhin gut in ihrem eigenen Zimmer schlafen. Aber ängstliche Kinder, die die Nähe einer vertrauten Person um sich herum brauchen um ruhig schlafen zu können werden, wie vermutlich schon seit Beginn der Menschheit, auch nachts immer wieder in das Bett ihrer Bezugsperson zurückkehren oder einen Elternteil zu sich holen und darunter leidet dann der Schlaf aller beteiligten Personen. In diesem Fall wäre es unter Umständen tatsächlich einfacher zu warten, bis sich das Kind von selbst in ein eigenes Bett in einem eigenen Zimmer wechseln möchte.

 

Literatur:

Ich will bei euch schlafen

Besucherritze (sehr zu empfehlen!)

Kinder verstehen

Die neue Elternschule

Bowlby, John 2008: Bindung als sichere Basis: Grundlagen und Anwendung der Bindungstheorie. München: Ernst Reinhardt Verlag

Brisch, Karl-Heinz 2012: SAFE – Sichere Ausbildung für Eltern. Stuttgart: Klett-Cotta

Keller, Heidi 2011: Kinderalltag. Kulturen der Kindheit und ihre Bedeutung für Bindung, Bildung und Erziehung. Berlin [u.a.]: Springer Verlag

McKenna, James et al 2007: Mother–Infant Cosleeping, Breastfeeding and Sudden Infant Death Syndrome: What Biological Anthropology Has Discovered About Normal Infant Sleep and

Pediatric Sleep Medicine. In: YEARBOOK OF PHYSICAL ANTHROPOLOGY 50 New York City: John Wileyand Sons Inc. S. 145

Sears, William & Martha 1992/2003: The Baby Book: Everything You Need to Know About Your Baby from Birth to Age Two New York City: Little, Brown and Company

Sunderland, Margot 2006: Die neue Elternschule. Kinder richtig verstehen und liebevoll erziehen. München: Dorling Kindersley Verlag GmbH

Davies, D.P. 1985: COT DEATH IN HONG KONG: A RARE PROBLEM? Abstract. In: The Lancet, Volume 326, Issue 8468,1346 – 1349, Verfügbar unter: http://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736%2885%2992637-6/abstract Stand: 01.02.2013

Gräf, Carmen 2012: Muttersein ist nicht nur kuschelig. Zeit Online, Verfügbar unter: http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2012-03/helen-walsh-mutterschaft-roman Stand: 01.02.2013

Babyschlaf

Babys in den Schlaf schreien lassen

Quelle

Der folgende Text stammt vom Blog des Buches Besucherritze das lange nicht zu kriegen war und jetzt grade wieder neu aufgelegt wurde. In dem Buch geht es um eine der schönsten Beschäftigungen der Welt (zumindest für neue Mamas) – Schlaf 🙂

Das Buch erklärt den Zusammenhang von Bindungs(stheorie) und dem kindlichen Schlafverhalten und könnte deshalb vermutlich einigen Eltern die Augen öffnen, warum ihr Baby oder Kind eben nicht so schläft wie sie – oder vielleicht viel eher “die Gesellschaft” – es von ihm erwarten.
Lange Rede, kurzer Sinn: ich finde schon den nachfolgenden kurzen Auszug aus dem Buch so einleuchtend, dass ich mir das komplette Buch besorgen werde. Viel Spaß beim lesen!
“Bestimmt haben Sie auch schon mal den Rat bekommen Ihr Kind einfach schreien zu lassen. Irgendwann wird es schon schlafen. Und Sie sind vielleicht auch der Meinung, dass drei bis vier Nächte schreien doch nicht so schlimm sind, wenn das Kind danach schön brav durchschläft? Unzählige Kinder haben geschrieen. Warum soll das meinem Kind was schaden? Das Leben ist schließlich kein Ponyhof. Gut. Vielleicht schadet es ihm nicht. Aber es gibt Risiken. Dennoch. Der Mensch ist flexibel und vieles kann er kompensieren. Vielleicht schadet es wirklich nichts. Aber es ist kein Spaziergang. Und das versuchen wir jetzt mal im Selbstversuch. Gehen Sie an einen abgelegenen Ort. Am besten sehr abgelegen, wenn Sie nicht wollen, dass die Männer mit den weißen Kitteln kommen. Wenn Sie allerdings doch wollen dass die kommen, schließlich haben die Valium dabei und werden Sie ans Bett fesseln – keine allzu schlechte Vorstellung für übermüdete Eltern, dann machen Sie den Versuch bitte mitten auf dem Marktplatz. Auf jeden Fall lassen Sie Ihr Kind daheim. Es könnte einen Schaden nehmen. Gut, Sie sind also wahrscheinlich an einem abgelegenen Ort. Fangen Sie jetzt an zu brüllen. Und zwar aus voller Kehle. Es muss sich genauso anhören wie Ihr Kind nachdem Sie drei Minuten nicht auf sein lautes Weinen und Schreien reagiert haben. Steigern Sie sich noch, legen Sie Panik in Ihre Stimme und geben Sie alles. Jetzt kommen noch die Bewegungen hinzu. Wenn Ihr Kind noch nicht aufstehen kann, legen Sie sich auf den Boden und zappeln mit Armen und Beinen. Wenn es sich schon hochziehen kann, stellen Sie sich hin und strecken Sie die Arme aus. Machen Sie sich so lang wie möglich. Wenn Sie nach fünf Minuten, bitte schauen Sie auf die Uhr, noch nicht schweißgebadet sind, machen Sie etwas falsch. Jetzt brechen Sie bloß nicht ab! Sonst war alles umsonst. Schreien Sie weiter bis Sie einschlafen. Ich hoffe, Sie haben Umziehklamotten dabei, falls Sie sich erbrechen. Dann ziehen Sie sich schnell und emotionslos um und schreien danach weiter bis Sie einschlafen. Trinken und Essen Sie zwischendurch auf keinen Fall sonst gewöhnen Sie sich noch an nächtliche Mahlzeiten. Wenn Sie endlich eingeschlafen sind, ist es gut. Sobald Sie aber wieder aufwachen, müssen Sie weiter schreien, bis Sie wiederholt einschlafen.
So verbringen Sie die ganze Nacht. Am nächsten Tag ist es enorm wichtig, dass Sie trotzdem zur gewohnten Uhrzeit aufstehen, damit Sie nicht den verpassten Nachtschlaf am Tag nachholen. Sonst schreien Sie in der nächsten Nacht wieder so lange, weil Sie nicht müde genug sind. Die nächsten drei Nächte werden nämlich nach dem gleichen Schema ablaufen. Sie müssen schreien und zappeln, bis sie vor Erschöpfung einschlafen. Nach drei Nächten ist gut. Die meisten Babys haben nach diesem Zeitraum nämlich die Nase voll und geben auf. Sie sicher auch. Spätestens. Wenn Sie durchgehalten haben, bekommen Sie den Durchschlaf-Trainer-Schein und erhalten somit die Berechtigung mit Ihrem Baby ein solches Trainingsprogramm durchzuführen. Wenn Sie das dann noch wollen. Und natürlich, wenn Sie nicht in der Klapse gelandet sind. Wenn doch, beschweren Sie sich nicht bei mir. Meine Idee war das schließlich nicht. Seien Sie eher froh. In der Klapse bekommen Sie nämlich die Möglichkeit zu weiteren Selbstversuchen. Wenn Sie Glück haben, sperrt man Sie in eine Gummizelle oder fixiert Sie im Bett. Das wäre dann sozusagen Selbsterfahrung in Reinform. Schließlich können Sie sich jetzt, anders als beim ersten Versuch, wirklich nicht selbst befreien. Nutzen Sie Ihre Chance und schreien Sie was das Zeug hält. Wenn Sie sich etwas Mühe geben, können Sie originalgetreue Versuchsbedingungen erzeugen. Wenn Sie nur genug schreien, wird man sicher auch alle zehn Minuten nach Ihnen schauen. Mal sehen, ob Sie sich dadurch nicht so verlassen fühlen. Schreien Sie, bis Sie vor Erschöpfung einschlafen. Und nur keine Hemmungen. Wenn Sie sich erbrechen, findet sich sicher jemand, der Sie emotionslos aus dem Bett holt und Sie umzieht.”
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