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Stillpausen und Stillabstände: wer hat sich das eigentlich ausgedacht?

Es vergeht nahezu kein Tag, an dem ich nicht höre, dass irgendein eigentlich medizinisch gut ausgebildeter Mensch einer stillenden Mutter Dinge wie: „Sie müssen mindestens zwei Stunden Abstand zwischen den Stillmahlzeiten lassen!“ empfiehlt. Auch gerne genommen: „Sie müssen die Stillabstände aber jetzt mal auf drei (oder gar vier) Stunden verlängern!“ Dazwischen soll dann doch bitte Wasser oder Tee gegeben zum überbrücken gegeben werden. Paradoxerweise wird so etwas auch immer besonders häufig Müttern empfohlen, bei deren Kinder ohnehin schon mit der Gewichtszunahme kämpfen. Die Lösung dieses Dilemmas soll dann oft das Zufüttern von Pre-Nahrung sein. Ah ja.

Der einzig sinnvolle Grund, der mir dafür einfällt, ist das Abheilen von eventuell wunden Brustwarzen. Ansonsten gibt es keinen einzigen, mir bekannten Grund, der irgendwelche Abstände zwischen dem Stillen rechtfertigen oder gar empfehlenswert machen würde!

Tatsächlich scheint es aber so,

dass der Kinderarzt Adalbert Czerny in den 1920er Jahren, also in den Anfängen der Pulvermilch die zu dieser Zeit zu großen Teilen aus Kuhmilch bestand die für Neugeborene schlecht zu verdauen ist, beobachtet hat, dass sich die mit Ersatzmilch gefütterten Süglinge besser entwickelten, wenn mindestens 4 Stunden Pause zwischen den Mahlzeiten gemacht wurde. Er schloß daraus, dass es dies auch für  gestillte Babys gelten müsse und verbreitete seine falsche Theorie in seinen Büchern über Säuglingspflege. Und dieses Ammenmärchen hält sich bis heute!

Das Gegenteil ist aber der Fall:

je häufiger angelegt wird, desto mehr Milch wird produziert, was also grade bei Babys, die eine zu niedrige Gewichtszunahme haben sollen, positiv ist! Und zusätzlich hat Muttermilch einen sehr hohen Kaloriengehalt, nämlich 70kcal auf 100ml! Zum Vergleich: 3,5%ige Kuhmilch – aus der Pre-Nahrung hergestellt wird, hat grade mal etwas mehr als halb so viel mit 45kcal pro 100ml. 100g selbstgekochter Möhrenbrei hat grade mal 33kcl auf – auch ein verfrühter Beikoststart ist also definitiv nicht des Rätels Lösung!

Außerdem wird Muttermilch vom Körper immer an die Bedürfnisse des jeweiligen Babys angepasst und sie liefert ohne Ende gute Inhaltsstoffe, die zum Beispiel die Darmflora mit aufbauen und (d)ein Baby vor Krankheiten schützen.

Also bitte: wenn dir irgendjemand, egal ob Familienangehöriger oder Arzt empfiehlt, dein Baby weniger oft zu stillen: ignoriere es oder gib ihnen die Informationen aus diesem Artikel weiter, wenn du mutig und/oder in der Laune zu diskutieren bist. Stillen nach Bedarf ist nach wie vor immer die richtige Wahl, solange nicht ein ernsthafter Einbruch der Wachstumskurve zu verzeichnen ist oder dein Baby deutlich zu wenig nasse Windeln in 24 Stunden produziert.

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