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Unerzogen – Anti-autoritäre Erziehung im neuen Gewand?

Der Begriff unerzogen weckt bei vielen spontan die Assoziation zu (übrigens auch falsch verstandener) anti-autoritärer-Erziehung und verwahrlosten Kindern deren Eltern alles egal ist. Dabei ist es – so mein bisheriger Eindruck – sehr viel schwieriger sein Kind unerzogen aufwachsen zu lassen als irgendwie anders. Denn unerzogen meint vor allem: nicht erzogen im klassischen Sinne von Erziehung (die nichts anderes ist als Dressur, Manipulation und das Einfordern von Gehorsam) und trotzdem nicht Grenzenlos.

Es geht darum, dass die in einer Familien geltenden Regeln für alle gelten

– und nicht nur für die Kindern. Darum dass alle Mitglieder einer Familie gleichwertige Bedürfnisse haben und diese auch als gleichwertig wahr- und anzunehmen. Was trotzdem nicht bedeutet, dass auch alle Bedürfnisse jederzeit gleichwertig umgesetzt werden können oder gar sollen! Denn damit würde man seinem Kind den wichtigen Lernprozess natürlicher Grenzen nehmen. Sehr oft kollidieren die Bedürfnisse von Eltern und Kind(ern) schon bei Kleinigkeiten. Dann geht es darum, dass jeder sein Bedürfnis zumindest äußern kann und soll – auch wenn diesem nicht immer entsprochen werden kann. Denn so ist das Leben nun mal. Aufgabe der Eltern ist in diesem Fall, das Bedürfnis wahrzunehmen, es zu spiegeln so dass das Kind das Gefühl hat auch tatsächlich gehört worden zu sein, und dem Kind dann beim Umgang mit seinem Emotionen zu begleiten, wenn sein Bedürfnis in diesem Moment eben nicht erfüllt werden kann.

Es geht darum, alte Erziehungsmethoden und –muster zu hinterfragen

und sich Gedanken darum zu machen, ob 2-jährige beispielsweise wirklich noch keinen Apfel schneiden können oder ob ich das lieber selber mache, weil es schneller geht , weniger Dreck macht und ich außerdem übertriebene Angst um die Finger meines Kindes habe. Bei unerzogen geht es darum, mich selbst und meine Gedanken und Gefühle mindestens genauso gut im Blick zu haben wie mein Kind um ihm eigenes lernen und wachsen zu ermöglichen. Denn wie oft nimmt man in der konventionellen Erziehung seinem Kind etwas voraus, weil man sein eigenes Bedürfnis nach Sauberkeit oder schnell-fertig-werden wichtiger findet als das Bedürfnis seines Kindes, etwas zu lernen und zu erfahren?

Marlene Freund Ich erkläre den Unterschied zwischen “erzogen”, “antiautoritär” und “unerzogen” in der Kurzform so:
erzogen: ein anderer setzt für dich die Grenzen
antiautoritär: es gibt für keine eine Grenze
unerzogen: ich zeige, wo meine Grenze ist

Es geht darum, ein Kind darin zu bestärken, sich selbst zu finden, seine eigenen Entscheidungen zu treffen und ein selbstständiger Mensch zu werden.

Auf dem schmalen Grat zu balancieren um zu entscheiden, ob Intervention angebracht ist oder nicht, ob ich mit einem Hilfsangebot schon die Konzentration störe und ob ein Kleinkind wirklich schon entscheiden kann, wann es wie viel isst. Es geht um Vertrauen in das eigene Kind und seine angeborenen Fähigkeiten, darum Mut zu machen und zu haben, den Rücken zu stärken und Aufzufangen, wenn etwas nicht geklappt hat. Den eigenen Perfektionsdrang hinten anzustellen und dem Kind eine Umgebung zur Verfügung zu stellen, in der es sich gefahrlos auch mal einen Moment ohne ständig prüfende Blicke von Mama und Papa aufhalten kann.

Aber niemals geht es darum, in einer gefährlichen Situation nicht auch mal „Nein!“ zu sagen.

Ich bin natürlich längst keine unerzogen-Expertin und dieser Artikel ist nur aufgrund eines anderen Blogartikels entstanden, über den ich mich geärgert habe. Zum weiterlesen wird – unter anderem – dieser Artikel empfohlen: http://kraetzae.de/erziehung/erziehen_ist_gemein/

Ein zweiter Artikel zum Thema unerzogen ist als Gastbeitrag hier veröffentlicht worden.

Und es gibt natürlich auch noch das unerzogen-Magazin, dass ich persönlich sehr empfehlen kann, da ich es selbst abonniert habe 😉

Bücher zum Thema:

Liebe und Eigenständigkeit: Die Kunst bedingungsloser Elternschaft, jenseits von Belohnung und Bestrafung

Aus Erziehung wird Beziehung: Authentische Eltern – kompetente Kinder

Grenzen, Nähe, Respekt: Auf dem Weg zur kompetenten Eltern-Kind-Beziehung

Wir sind für dich da: 10 Tipps für authentische Eltern

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