Ich teile meine Trauer mit euch Stillgeschichten

“…okay, Plan B” (Geschichte von Eileen und Amina)

Ich war erst 20 Jahre jung und erwartete mein erstes Kind.

Schon immer habe ich mich gründlich über alles informiert und alles durchgeplant. Ich erinnere mich gut daran, wie ich im Sommer auf der Terrasse saß und im Baby-Buch geblättert habe. Das Kapitel über das Stillen habe ich natürlich gründlich gelesen. – das über Fläschchen habe ich elegant überblättert. Warum sollte ich das lesen? Ich werde stillen, dachte ich mir.
Auch das Kapitel über einen Kaiserschnitt habe ich überblättert. Ich möchte doch eine normale Geburt.

Naja, was soll ich sagen?

Es kam alles anders.

Nach 34 Stunden Wehen und Komplikationen musste Amina per Kaiserschnitt geholt werden. Ein Schlag ins Gesicht für mich. Da hatte ich das erste Mal das Gefühl, versagt zu haben. Wieso konnte ich nicht, wie es in der Natur doch vorgesehen ist, mein Kind zur Welt bringen?
Im Krankenhaus sagte mir die Hebamme wenig später, ich hätte wahnsinnig viel Vormilch, soviel hat sie noch nie gesehen. Da war ich so stolz auf mich. Wobei ich mir die ganze Milch nicht ‘verdient’ habe. Sie war einfach da. Aber ich war glücklich. Bis die ersten Probleme auftauchten. Meine Brust ist ziemlich groß. Wenn meine Tochter trinken wollte, hat meine Brust ihr die Nase zugedrückt. Egal welche Stillposition mir die Hebamme gezeigt hat, nichts hat wirklich funktioniert. Zumal meine Kleine auch nicht richtig ansaugen konnte. Und sie hatte sooo einen Hunger.
Dann wurde sie langsam ‘aggressiv’ und gierig.

Meine Brustwarzen haben gelitten.

Jeden Tag mehr. Sie bluteten, alles tat weh. Mit der Zeit bekam ich ein Stechen im Arm, wenn ich sie gestillt habe. Irgendwann zog der Schmerz vom Arm bis zum Bein. Es wurde unerträglich. Die Hebammen haben mir die Brust gelasert, ich habe zig Tuben Salbe drauf geschmiert. Nichts hat mehr geholfen. Bis meine Brüste dermaßen verkrustet waren, dass die Milch nicht mehr rauskam. Meine Brust entzündete sich, ich lag mit 40° Fieber im Bett, konnte mich nicht einmal mehr um mein Baby kümmern und meine Tochter nahm rapide ab. Meine Ärztin verschrieb mir Abstilltabletten und Amina bekam das Fläschchen, es half nichts mehr. Noch heute ist meine Brust vernarbt. Viel schlimmer war aber für mich, dass auch diese ganz natürliche und ‘selbstverständliche’ Sache nicht funktioniert hat. Lange habe ich mir Vorwürfe gemacht. Heute akzeptiere ich es, aber es stimmt mich trotzdem noch traurig. Dafür weiß ich heute umso besser, dass man immer einen Plan B haben sollte.

 

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