Oh ja, es gibt ein Problem! Und zwar ein gewaltiges:
Fast alle Kinder werden mit gesunden Füßen geboren. 98% um genau zu sein. Wenn sie dann so vier Jahre alt sind, haben plötzlich nur noch 24% der Kinder völlig gesunde Füße. Was ist mit den ¾ der anderen Kindern passiert? Fazit einiger Studien in Kindergärten: 70% (!!) der Kinder stecken in zu kleinen (zu engen) Schuhen. Bis zu 14% der Kinder hatten schon extreme Befunde, und immerhin 3% der Kinder hatten falsche Einlagen unter den Füßen.
Das folgende Bild zeigt, links gesunde Füße und rechts durch Schuhe deformierte Füße:
Zu den Folgen später mehr. Es ist jedenfalls nicht nur ein kosmetisches Problem. Es geht auch nicht nur im zu kurze und zu schmale Schuhe, da kommt noch mehr …
Was macht Schuhe zum Problem?
Die meisten Schuhe (von Lauflernschuhen abgesehen) haben sehr dicke, steife Sohlen, die zudem auch meistens noch eine erhöhte Ferse und ein anatomisches Fußbett haben. Außerdem ist das Obermaterial der Schuhe oft steif und stützt den Fuß. Besonders für Wald und Wiese wird explizit „festes Schuhwerk“ gewünscht und hergestellt. Leider!
In der Folge ist der Fuß nämlich im Schuh ruhig gestellt wie in einem Gipsverband. Dadurch baut die Muskulatur im Fuß rapide ab, frei nach dem Motto „use it or lose it“. Der Fuß kann den Körper aufgrund der schwachen Muskulatur nicht mehr richtig tragen, und braucht immer mehr Unterstützung durch den Schuh. Ein Teufelskreis ist entstanden!
Für Kinder ist das noch schlimmer als für Erwachsene, denn im Kindesalter müssen wir die richtigen Bewegungsmuster erst lernen. Das ist als wenn man mit Ski-Handschuhen häkeln lernen will. Durch die Schuhe gehen viele sensorische Informationen verloren oder kommen gar falsch an. Nicht selten stürzen Laufanfänger in Schuhen deutlich häufiger und schwerer, als wenn sie barfuß unterwegs sind.
Eingeschränkte Füße, eingeschränkter Gang
Auch die Gangmuster sind betroffen. Schaut man auf Schuhlose Gesellschaften, begegnet einem dort sehr häufig der Ballengang. Dabei setzt der Fuß wie bei den lautlosen Ninja oder Indianern mit dem Vorderfuß zuerst auf, dann erst folgt die Ferse – beim Weitergehen drückt sich der Fuß wie eine Sprungfeder wieder mit dem Vorderfuß ab. Die Zehen fächern sich weit auseinander, bauen Spannung auf und geben sei beim Weitergehen ab. Das Fußgewölbe bei Erwachsenen arbeitet aktiv mit.
In normalen Schuhen geht das nicht. Die meist einzige Gangart ist der Fersengang. Die Ferse wird mehr oder weniger ungebremst in den Boden gerammt. Gerade wenn man zügig unterwegs ist wirken da starke Kräfte.
Bei Profisportlern hat sich inzwischen rumgesprochen, daß man tunlichst im Ballengang rennen sollte um seine Gelenke zu schonen und Verletzungen vorzubeugen. Immer mehr Marathonläufer stellen von Ferse auf Ballen um und sind begeistert!
Gesundheitliche Folgen
Eine ganze Reihe von orthopädischen Schäden wird durch die „Problemschuhe“ und die falschen Bewegungsmuster erst ermöglicht:
gestörte sensomotorische Entwicklung bei Kindern, Hallux Valgus, Fersensporn, Senk-Spreiz-Plattfüße als Folge der fehlenden Muskulatur, Haltungsschäden, Bandscheibenvorfälle, Kopfschmerzen und Migräne, Kreislaufbeschwerden & Venenleiden, Verspannungen, und so weiter und so fort.
Deswegen ist das Barfußlaufen gesund!
Barfuß kann ein Fuß sein, wie er sein soll. Unbeschwert und frei, stark weil muskulös, sensibel auf den Untergrund reagierend, flink und wendig. Ist ein Mensch viel barfuß, bildet sich unter dem Fuß eine sehr elastische aber widerstandsfähige Lederhaut, die den Fuß vor Verletzungen schützt. Die starke Muskulatur läßt den Fuß optimal seine Arbeit tun, und schützt so auch vor Verstauchungen oder Umknicken. Trainierte Füße brauchen kein Exoskelett, sie tragen dich duch Wald und Wiese ohne „festes Schuhwerk“.
Belohnt wird der Barfußläufer mit weniger gesundheitlichen Problemen, einer besseren Körperhaltung.
Barfußlaufen ist außerdem ein Fest für die Sinne: man nimmt die Welt ganz anders war, bewegt sich aufmerksamer und spürt den vielfältigen Untergrund. Wenn man sich darauf einlassen kann, tun sich ganz neue Welten auf.
Wenn man nicht ganz „unten ohne“ kann oder will: Barfußschuhe!
Manchmal möchte man nicht barfuß sein. Zu kalt, zu empfindlich oder man fühlt sich einfach nicht angezogen genug. Hier kommt der Barfußschuh ins Spiel!
Barfußschuhe erfüllen idealerweise alle folgenden Kriterien:
- 100% flache Sohle ohne Fersensprung
- dünne und verwindbare Minimalsohle
- genug Breite für die Zehen
- wenig Gesamtgewicht
- ein flexibler Oberschuh
- Halt am Fuß, wenn er abgehoben wird
Nicht alle Barfußschuhe erfüllen all diese Kriterien, und nicht alle Barfußschuhe passen für jeden Fuß gleich gut. Aber die Auswahl ist inzwischen ganz gut und wird stetig mehr.
Meinen Artikel über günstige Barfussschuhe findet ihr hier.
Die besonderen Eigenschaften der Barfußschuhe sorgen dafür, daß der Fuß sich „fast wie barfuß“ bewegen kann. In diesen Schuhen bleibt die Muskulatur der Füße erhalten und der Ballengang ist möglich.
Der Sportschuhhersteller Altra zeigt den Unterschied sehr anschaulich in einer Röntgenaufnahme. Ein Mann trägt an einem Fuß einen normalen Sportschuh, und am anderen Fuß einen Barfuß-Sportschuh des Herstellers
Man sieht deutlich, wie viel mehr Freiheit der Fuß im Barfußschuh rechts hat!
Wie finde ich passende Schuhe?
Zuerst fertigt man am besten eine Schablone an. Stell Dich oder Dein Kind auf eine dünne Pappe oder ein Blatt Papier. Mit einem dünnen Stift zeichnest Du nun im rechten Winkel um den Fuß herum. Nun kannst Du von der Ferse bis zum Längsten Zeh die Länge messen und im rechten Winkel dazu die breiteste Breite.
Den Pappausschnitt kannst du auch zum Schuhe anprobieren benutzen. Einfach ausschneiden und in den Schuh legen. Die Seiten sollten sich nicht zu sehr nach oben biegen. Nach vorn hin sollte überall ca 5mm Luft sein, bei Kindern da Platz zum Reinwachsen da sein soll mindestens 12mm. Du kannst vorher grob an Deiner Fingerkuppe mit dem Lineal messen, wie viel das ist, und den Abstand im Schuh dann gut ertasten.
Gerade bei Kindern ist von außen tasten und drücken absolut nicht aussagekräftig! Passende Schuhe sehen meist viel zu groß aus. Der Pappausschnitt ist eine effektive und praktische Methode, die Paßform der Schuhe zu überprüfen.
Noch Fragen?
Ich helfe gerne, wenn ich kann! Sende eine Mail an service@freizehn.de oder besuche uns auf Facebook unter facebook.com/freizehn