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Warum erschöpfte Mütter keine Facebook Posts brauchen

Hi! Mein Name ist Jasmin Kreitmeier. Ich blogge auf Mamaherz und Bauchgefühl über attachment parenting, das artgerechte Leben mit Babys und über Mama-Burnout und (Wochenbett-) Depressionen. Ich bin selbst Mama von zwei Kindern und begleite als Stillberaterin, artgerecht Coach und Sozialpädagogin, junge Mütter (Eltern) on- und offline auf ihrem individuellen Weg ins bindungs- und bedürfnisorientierte (oder artgerechte) Familienleben. Und ich hab sowohl Burnout, als auch Wochenbettdepression selbst durchgemacht und überstanden.

Ganz ehrlich, wenn ich solche Artikel lese, wie sie auf fb immer wieder geteilt und mit likes und Herzchen versehen werden (der hier zum Beispiel), stellen sich mir die Nackenhaare auf. Oder ich frag mich einfach, wie blind wir manchmal sind. Denn nicht immer ist die Situation so einfach, wie es sich anhört. Diese Artikel, die von Vätern erzählen, die feststellen, wieviel ihre Frauen alleine Zuhause mit einem Baby doch alles schaffen und was sie alles meistern müssen. Während sie in der Arbeit sind und das Geld verdienen. Wie wenig Anerkennung ihre Frauen eigentlich bekommen. Wie wenig Hilfe und Unterstützung und wie wertvoll diese Arbeit als Mutter doch eigentlich ist.
Dann posten diese stolzen Väter ihre Anerkennung auf FB, wie wundervoll sie es doch finden, wenn ihre Frau den ganzen Tag lang nichts isst, weil sie sich nur mit ihrem Baby beschäftigt. Weil sie aufsteht und das Baby stillt oder füttert, dann den Haushalt macht und kocht, das Baby zum Schlafen hinlegt und wenn es wieder wach ist, wieder mit ihm spielt. Und wenn der Papa dann nach Hause kommt, total k.o. mit Kind am schlafen ist und immer noch nichts gegessen hat. Welche Mutter wird gerne in aller Öffentlichkeit so bloß gestellt?! Statt so etwas zu posten, wäre es besser, er würde den Zustand seiner Frau erkennen und mit ihr darüber sprechen und mit ihr Hilfe in die Wege leiten.

Warum ich diese Artikel so schlimm finde

….ist, weil die Männer voll des Lobes und der Anerkennung sind für ihre Frauen und diese Verhaltensweise von ihren Frauen als ganz normal betrachten. Sich für ihr Kind aufzuopfern und ihre eigenen Bedürfnisse zu verleugnen, bis hin zur Selbstaufgabe. Wie kann das normal sein? Es ist nicht normal. Es ist gefährlich. Wie gesagt, ich spreche aus eigener Erfahrung. Ganz besonders gefährlich dabei ist, dass es keinem auffällt, wie schlecht es so einer Mutter gehen kann. Nur Mütter die das ganze selbst erlebt haben, bei denen gehen oft die Alarmglocken an. Wenn sie hören oder lesen, dass die Mutter sich nicht um sich selbst kümmert, den ganzen Tag nichts isst. Wie gesund kann das sein? Wie gut kann eine Mutter sich um ihr Kind kümmern, wenn sie nicht bei Kräften bleibt, weil sie sich nicht drum kümmert genug zu essen. Wie bedürfnisorientiert kann eine Mutter sein und ihrem Kind vorleben, dass Bedürfnisse wichtig sind und dass man auf die eigenen Bedürfnisse achten muss, wenn sie ihre eigenen Bedürfnisse komplett ignoriert.

Es ist nicht normal. Nicht für „Mainstream“-Mamas und nicht für bedürfnisorientierte/ attachment parenting-Mamas. Die Biologie hat zwar vorgesehen, dass Mütter ihre eigenen Bedürfnisse als nicht mehr ganz so wichtig einstufen, um sich fürsorglich den Bedürfnissen ihres Nachwuchses zu widmen und die Erhaltung der Art zu gewährleisten. Trotzdem ist es wichtig auf die eigenen Bedürfnisse zu achten. Genug zu essen, zu trinken, zu schlafen, mal raus zu kommen an die frische Luft, Freunde zu treffen und sich mal mit Gleichgesinnten auszutauschen. Nicht immer nur in der Bude sitzen und die eigenen vier Wände auf sich zukommen zu sehen, während man versucht seinem Baby ein schönes Leben zu machen. Jede andere Tier-Mama (ja, Menschen sind auch nur Tiere) muss auch auf ihre (wichtigsten) Bedürfnisse achten. Eine Fuchs-Mama, die nicht regelmäßig den Bau verlässt um zu jagen, würde neben ihren Jungen verhungern und diese gleich mit. Nur so als Beispiel.

Höllentrip mit verstecktem Notausgang

Eine Mutter die nicht auf sich selbst achtet, landet zwangsläufig in einem Mama-Burnout und ein Burnout endet häufig in einer Depression. Du hast kein Gefühl mehr für dich selbst, weil du dich selbst so lange ignoriert hast. Abgesehen von deinem Kind hast du keinen Sinn mehr in deinem Leben und keine Freude mehr. Überhaupt, etwas zu fühlen wird schwierig. Du läufst nur noch auf Autopilot. Für dein Kind. Aber von deinem Leben ist nicht mehr viel übrig. Von dir selbst auch nicht. Ein Höllentrip. Das muss aber nicht sein. Im Problem liegt gleichzeitig auch schon die Lösung (der Notausgang).
Du musst einen Weg finden, einen Mittelweg zwischen deinen Bedürfnissen und denen deines Kindes. Dich nicht selbst aufgeben dafür. Denn wenn du keine Kraft mehr hast, weil du dich nicht um dich kümmerst, wer soll sich dann um dein Kind kümmern?! Wenn du nicht genug Schlaf hattest, wer ist dann ausgeschlafen und fröhlich genug, um mit deinem Kind zu spielen und zu lachen und zu toben?!

Im Überblick

Symptome für einen Burnout:

ein Zustand großer Erschöpfung; permanente Müdigkeit, Kraftlosigkeit
Mangelndes Interesse am Beruf oder Aufgabenbereich
innere Unruhe
Gefühle des Versagens, der Sinnlosigkeit
Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen
Lustlosigkeit, Übellaunigkeit, Gereiztheit
Stimmungsschwankungen
Schlafstörungen
Gefühle der Überforderung/Überlastung
Verzweiflung bis hin zu Hilflosigkeit und Hoffnungslosigkeit
körperliche Symptome ( Kopf- und Rückenschmerzen, Magen-/ Darm-Beschwerden, Herz-/ Kreislaufprobleme, Schwindel, häufige Infekte, Hörstörungen, wie Hörsturz oder Tinnitus)
(Erschöpfungs-) Depressionen
(Quelle)

Symptome für eine Depression:

Müdigkeit, Erschöpfung, Energiemangel
Traurigkeit, häufiges Weinen
Inneres Leeregefühl
allgemeines Desinteresse
zwiespältige Gefühle gegenüber dem Kind
Konzentrations- und Schlafstörungen
gedrückte Stimmung, Niedergeschlagenheit
Schuld-, Versagensgefühle
Hoffnungslosigkeit
Appetitlosigkeit
Ängste, extreme Reizbarkeit, Panikattacken, Zwangsgedanken (wiederkehrende destruktive Vorstellungen und Bilder, die nicht in die Tat umgesetzt werden)
Selbstmordgedanken
(Quelle)

Diese Symptome müssen länger als zwei Wochen bestehen.

Im Flugzeug

Ich liebe den Vergleich von den Flugzeugturbulenzen (Druckabfall in der Kabine). Wenn ein Flugzeug in Turbulenzen gerät und die Atemmasken runterfallen, wem setzt du dann die Maske zuerst auf? Deinem Kind oder dir selbst? Bei solchen Turbulenzen fällt der Luftdruck und Sauerstoffgehalt der Luft dramatisch. Du musst zuerst dir selbst die Maske aufsetzen, damit du genug Sauerstoff bekommst. Denn wenn du nicht mehr genug Sauerstoff bekommst, bist du bewusstlos. Dann kannst du deinem Kind nicht mehr helfen. Erst wenn du die Maske auf hast kannst du auch deinem Kind die Maske aufsetzen und zuverlässig für es da sein. Denn wenn du deinem Kind zuerst die Maske aufsetzt und selbst bewusstlos wirst, ist dein Kind auf sich allein gestellt. Und das ist etwas, das keine Mutter will.

Dein Leben, deine Verantwortung

Fang an für dich selbst die Verantwortung zu übernehmen. Überleg dir, mit welchem ersten kleinen Schritt du dein Leben wieder in die Hand nehmen kannst. Was brauchst du, damit es dir gut geht? Regelmäßiges Essen, genug Schlaf, täglich ein Spaziergang draußen in der Natur, ein Treffen mit einer Freundin, ein bißchen Sport? Trau dich mit jemandem darüber zu sprechen, wenn du merkst, dass du immer weiter abdriftest und in einem Loch versinkst. Bitte um Hilfe.
Es ist wichtig hinzuschauen. Wenn du selbst betroffen bist, oder wenn du siehst, dass es eine Freundin, Schwester oder wem auch immer nicht gut geht. Oder deiner Partnerin. Es ist wichtig hinzusehen und nicht zu glauben, dass es normal ist, sich selbst aufzugeben, nicht zu essen und nur fürs Kind da zu sein. Erst wenn das Bewusstsein der Menschen dafür sensibilisiert ist, dass es nicht normal ist, sich dermaßen aufzugeben, und dass es Müttern denen es so geht, manchmal wirklich nicht gut geht, dass sie Hilfe und Unterstützung brauchen, auch wenn sie es nicht sagen. Dass man trotzdem dran bleibt und die Unterstützung gibt. Ungefragt oder abgesprochen. So wie Hilfe angenommen werden kann. Manchmal fehlt den Müttern einfach die Kraft selbst noch etwas zu unternehmen. Dann brauchen sie die Hilfe und Unterstützung von außen. Dann brauchen sie Hilfe, um einen Termin auszumachen, für den Arzt oder Therapeuten oder eine Beratungsstelle. Oder auch nur zum Einkaufen.

Schau hin und sag was!

Es ist nicht normal alles alleine schaffen zu müssen. Es ist nicht normal mit dem Kind den ganzen Tag alleine zu sein und sich nur mit seinem Kind zu befassen und die eigenen Bedürfnisse komplett hinten an zu stellen. Schau nicht drüber hinweg, wenn du merkst, dass eine Mutter nicht gut klar kommt damit, dass sie Hilfe braucht, dass es ihr nicht gut geht. Dass sie total erschöpft ist, sich nicht mehr richtig freuen kann. Wenn du merkst, sie überspielt ihre Traurigkeit, dann sag etwas. Biete Hilfe an und bleib hartnäckig. Aber vor allem, beurteile nicht ihre Lage und verurteile nicht, was sie noch schafft oder nicht schafft. Wenn du nicht erlebt hast, wie es ist in einem Burnout oder einer Depression zu stecken, kannst du es nicht nachvollziehen. Dieses grauenvolle Gefühl eigentlich gar nichts mehr zu fühlen. Keine Kraft mehr zu haben für egal was.

Es ist eine Krankheit. Es ist einen Krankheit, die geheilt werden kann. Es ist kein Schicksal. Kein Zustand, der für immer und ewig anhält – nicht anhalten muss. Manchmal ist es ganz einfach und leicht und es kann sich ganz schnell ganz viel verändern. Sobald man anfängt sich zu bewegen und den ersten Schritt in die richtige Richtung wagt. Aber oft braucht man dafür Hilfe und einen kleinen Schubs. Also mach die Augen auf und trau dich etwas zu sagen. Gerade wenn du eine bedürfnisorientierte Mama bist oder ein bedürfnisorientierter Papa.

Bedürfnisorientierte Elternschaft funktioniert nicht in der Kleinfamilie. Daran gehst du über kurz oder lang kaputt. Bedürfnisorientiert, artgerecht, kannst du nur gut im Clan leben. Nur mit der Unterstützung von anderen Müttern und Vätern, Onkeln, Tanten, Omas, Opas, Freunden, Nachbarn, Erziehern und Lehrern, allen möglichen, die in deinem Clan mit eine Rolle spielen als Bezugspersonen für deine Kinder. Nur in diesem Clan kann bedürfnisorientiertes Leben mit Kindern gut gestaltet werden, so dass alle glücklich und zufrieden sind und genug Kraft haben für ihr Leben – und genug Freude. Bedürfnisorientiert allein reicht nicht. Das ist nicht zu schaffen. Menschen sind soziale „Herdentiere“, wir gehören in eine Sippe und sind nicht für das Leben in einer Kleinfamilie vorgesehen. Als Mama oder Papa alleine kannst du nicht gut bedürfnisorientiert für deine Kinder und für dich selbst sorgen. Dafür brauchst du einen Clan, ohne ihn gehts nicht.

Überleg dir bitte was du in sozialen Netzwerken schreibst oder teilst. Nicht jeder Artikel mit „Herzchen-Faktor“ ist auch in Wirklichkeit so süß, lieb, vorbildlich, anerkennend oder was auch immer. Schau hinter die Kulissen. Manchmal steckt mehr dahinter: eine traurige, erschöpfte, dramatische oder sogar lebensgefährliche Lebenssituation einer Mutter (und ihres Kindes). Schau hin und spüre was zwischen den Zeilen steht.
Wenn du bei dir selbst oder einer nahestehenden Person ähnliche Veränderungen erkennst, wie hier beschrieben, suche dir eine vertrauenswürdige oder/ und fachkundige Person und sprich mit ihr darüber. Zusammen könnt ihr die nächsten Schritte überlegen.

Ich wünsch dir alles Gute und schau gerne mal auf meiner Homepage vorbei.

Deine Jasmin

Gastartikel

Unser Löwenbaby – die Geschichte einer Fehlgeburt

 

Achtung: dies ist die Geschichte einer Mutter, die ihre Fehlgeburt so erlebt und verarbeitet hat. Meine eigene Geschichte findest du hier.

Diese Geschichte enthält eine detailierte Beschreibung einer natürlichen Fehlgeburt. Bitte achte gut auf dich selbst und wie es dir damit geht, wenn du sie liest.

Schon seit dem Sommer versuchen wir ein Baby zu bekommen. Leider klappt das diesmal nicht so schnell wie bei den beiden anderen Kindern.

Dann der Eisprung, endlich und ich kann positiv testen, wir freuen uns sehr. Sogleich kam uns, ob es wohl auch zwei sein könnten, es war einfach nur ein Gefühl und irgendwie begegnen mir in dieser Schwangerschaft immer wieder Zwillinge.

An Heilig Abend erzählen wir die frohe Botschaft unseren Familien und alle freuen sich sehr. Ich schreibe meiner Hebamme eine Weihnachtskarte mit lieben Grüßen von uns allen + ? Sie reagiert sofort und freut sich. Wir vereinbaren ein erstes Treffen in der 7. Woche. Mir ist es immer sehr schlecht und ich muss mich übergeben.

Der ET soll am 20.8. sein, ein Löwenbaby.

In der 10. Woche habe ich einen Termin beim Gyn, ich wollte nur einen US in der 10 und 20 Ssw., ansonsten nur Hebammenvorsorge. Mein Mann und die kleine Tochter kommen mit, um das Baby zu bewundern. Ich gehen in den Untersuchungsraum, zuerst gibt es Krebsvorsorge, die Gyn freut sich über das Baby. Dann der US, mein Mann und die Kleine werden dazu geholt. Die Gyn schallt und sagt nix… hatten sie eine Blutung…. nein…. ach da ist es ja, ganz versteckt….. sie schallt und sagt nix…. ich seh nur das Baby auf dem US.… keine Bewegung… keinen Herzschlag.… die Gyn sagt nichts, dann:”Ich finde keinen Herzschlag, und auch keine Bewegung:::“.…. oh nein….. mein Baby, bitte nicht…. mein Mann versteht nicht was los ist… die Gyn erklärt es ihm nochmal…. das Baby ist nicht mehr da. Von der Entwicklung ist es aber zeitgerecht, es muss erst gestern oder vorgestern verstorben sein. Unser Löwenbaby ist tot.

Ich soll am nächsten Tag morgens nochmal kommen, gleich nüchtern, zur Kontrolle ob es wirklich nicht mehr lebt. Und dann gleich zur Ausschabung ins KKH. Ich sage, dass ich das nicht machen werde. Wir fahren nach hause, betrübt und traurig.

Zuhaue ruf ich gleich meine Hebamme an, sie hat um 14h einen Termin für mich frei. Wir sprechen darüber was passiert ist. Evtl. war der US fehlerhaft, ich kann es kaum glauben, sie versucht die Herztöne zu finden… nichts, nur mit viel Phantasie… tief in mir weiß ich, dass das Baby nicht mehr da ist. Hoffnung hab ich ein wenig. Meine Hebamme nimmt Blut ab um den HCTG bestimmen zu lassen. Eine Ausschabung mache ich nicht, meine Hebmme wird mich bzw. uns bei einem natürlichen Abort unterstützen und begleiten.

Am nächsten Tag geh ich zum Gyn, das Baby ist tot, evtl. ist eine kleine Auffälligkeit zu erkennen, Chromosomenstörung. Sie entschuldigt sich, dass sie mich sofort zur Ausschabung schicken wollte. Natürlich kann ich es so versuchen, zwei Wochen auf jeden Fall hätte ich Zeit. Wir informieren unsere Familien und ein paar Freunde. Alle sind sehr geschockt, damit hat niemand gerechnet. Ich werde lieb umhütet und kann viel reden.

Ich telefoniere täglich mit meiner Hebamme, sie ist Tag und Nacht für mich erreichbar. Das tut mir gut das zu wissen, ich nutze es aber nicht.

Bei 10+2 Samstag hab ich einen Termin der Hebamme, sie nimmt sich sehr viel Zeit, wir reden darüber was passiert ist, ich kann es gut annehmen, es war eine kurze Freude, aber sie war noch nicht so lange, ich hätte mich sehr über ein Sommerbaby gefreut. Aber es geht immer schlimmer, das mache ich mir bewußt. Es ist ok und mir geht es schon besser. Ich werde dieses Baby auf normalem Wege bekommen. Mein Mann unterstützt mich in alle meinen Entscheidungen und steht hinter mir. Auch ihm tut der Verlust sehr weh, mehr als ich erwartet hätte.

Immer wieder zieht es an diesem Wochenende in meinem Bauch, ich hoffe dass das Baby kommt, aber es tut sich nichts.

Ich bekomme Unterstützung von meiner Heilpraktikerin.

Die Woche geht vorbei und es passiert nicht viel. Mir geht es gut und ich mag wieder unter Leute und fühle mich gut.

Am Wochenende bekomme ich dann eine heftige Erkältung. Ich habe Fieber, Schüttelfrost Kopfweh, Halsweh, Husten und Nebenhöhlen... so krank war ich schon lange nicht mehr, ich kann mich nicht rühren. Ist es die Erkältung vor der Geburt? Meine Hebamme kommt gleich vorbei est ist mittlerweile die 12.Woche. Mit dem Baby hat das nix zu tun, wir reden und ich bekommen Massagen. Meine Kinder sind abwechselnd bei Omi und Opa, sowie der Schwiegerfamilie, ich muss nix machen…

Wir haben Bauchstreichelfotos gemacht, alle streicheln noch ein letztes mal den Babybauch zusammen. Wir haben der großen Tochter bereits vom Baby erzählt, sie muss es wissen, irgendwie merkt sie die Stimmung ja eh und wer weiß wie alles laufen wird. Sie hat ein Erinnerungsschächtelchen für das Baby gebastelt und ist ein bisschen traurig. Sie spricht mit dem großem Nachbarsmädel darüber und mit Oma und Opa. Wir bitten sie es nicht im Kiga zu erzählen und es ist soweit ok für sie.

Bei 11+6 setzt dann eine leichte Schmierblutung ein. Ich bin erleichtert, endlich kommt die Sachen in Gang und die Natur nimmt ihren Lauf. Ich rufe meine Hebamme an und berichte, sie kommt morgen vorbei. Alles ist ok. Ich bin langsam wieder fit von der Erkältung und harre den Dingen die da kommen.

12+0 meine Hebamme kommt gegen Abend, die Blutung ist nun mensartig. Ich bekomme Bauchmassage und Fußrefelxzonenmassage, sie nimmt nochmal Blut für den HCTG ab. Es tut mir gut und wir reden nochmal.

12+1 morgens gegen 7.30h ist die Blutung gleich sehr stark, große Blutkoakel kommen heraus, ich denke es kommt von der Nacht, aber es wird immer mehr. Ich bin etwas verwundert und verwirrt, mit solch einen heftigen Blutung hab ich nicht gerechnet. Mein Mann bringt die Kinder weg, ich rufe die Hebamme gegen 9h an. Sie kommt dann bald zu mir. Aber alles ist ok. Ich bekomme die Anti-D-Immoglobienspritze und meine Hebamme geht nach langen Gesprächen wieder . In der Zwischenzeit ist die Blutung langsam zurück gegangen und ich bekomme leichte Nachwehen. Wir vereinbaren in Kontakt zu belieben.

Gegen 13.30 gehe ich aufs Klo, in der Binde liegt mein kleines Baby, ohne Blut. Ich kann es gut erkennen, die Wirbelsäule ist gut zu sehen. Ich machen ein Foto davon, und lege es in ein Schälchen. Mein Mann kommt heim. Ich melde mich bei meiner Hebamme, dass das Baby da ist, mir es auch gut geht. Mein Mann holt die Kinder und versorgt sie, er muss abends aber wieder zum arbeiten. Ich rufe meinen Papa an, damit er kommt und mir mit den Kinder hilft, welch Weise Entscheidung . Unser Nachbarsmädel kommt und spielt mit den Kindern, sie ist uns immer eine sehr große Hilfe und ich bin froh dass sie da ist. Mein Mann geht wieder zur Arbeit es ist ca. 16.30.

Mein Vater kommt kurz nach 17h, kaum ist er da, fängt die Blutung ziemlich fest an. Ich renne alle paar Minuten um die Einlage zu wechseln, es wird immer mehr Blut, dicke große Blutkoakel kommen heraus. Um 17.30 versuche ich die Hebamme zu erreichen, dann schreibe ich ihr eine Nachricht... 17.50 ja ich komme! Antwortet sie. Um kurz nach 18h ist sie da. In der Zwischenzeit wird es immer schlimmer, ich schaffe es kaum mehr aufs Klo, mein Kreislauf ist schon schwach und mir wird immer kurz schwarz vor Augen. Ich bleibe eine Weile auf dem Klo, ich kann nicht mehr. Ich raffe mich auf, zurück aufs Sofa... jetzt steh ich einfach nicht mehr auf, mir ist alles egal. Vor den Kinder und meinem Vater lass ich mir nix anmerken. Endlich kommt meine liebe Hebamme. Sie lässt sich mein Zustand erklären, misst den Blutdruck, nicht besonders gut. Sie guckt sich die Blutung an. Sie möchte den RTW rufen, ich bin froh über ihre Entscheidung.Ich kann einfach nicht mehr. Meine Große muss meiner Hebamme helfen meine Sachen zusammen zu suchen, sie ist gerade mal 5 Jahre. Sie macht das ganz toll, ist aber total überfordert. Der RTW kommt nach ca. 10 Min mit Blaulicht und Sirene. Ich werde angezogen und es blutet immer noch sehr stark. Ich soll zum Auto laufen, wegen der Kinder. Ich versuche es, klappe aber davor zusammen und liege unter dem Auto. Erst auf der Liege wache ich wieder auf. Ich bin weit weg und zuerst kann ich nicht zuordnen was passiert ist und wo ich bin. Dann bekomme einen Tropf, Blutentnahme und Blutdruck überwacht. Meine liebe Hebamme ist da, erklärt alles, fährt mit ihrem Auto hinterher in die Klinik. Die Fahrt kommt mir ewig vor. Aber mir geht’s wieder besser.

Ankunft im KKH. Meine Beine dürfen nicht gerade sein, sofort klappt der Kreislauf wieder weg. Wir kommen in den Schockraum, meine Hebamme ist auch sofort wieder da und bleibt an meiner Seite, sie gibt Infos. Erneute Blutabnahme. Es wird davon gesprochen dass es eine Ausschabung nur unter Vollnarkose gibt, evtl. auch eine Bluttransfusion. Weder im RTW noch hier guckt irgendwer nach der Blutung, ich merke nur wie das Blut aus mit heraus pulsiert, ich kann aber nichts sagen, fühle mich zu schwach dazu. Dann wir der Arzt angerufen, er ist noch nicht einmal im Haus, nur auf Bereitschaft. Wir fahren mit dem Aufzug in die Gyn, mein Kreislauf ist im Eimer, ich denke “macht endlich, lange geht das nicht mehr gut”. Das Blut pulsiert zwischen meinen Beinen heraus, immer noch hat niemand nachgeschaut. Ich visualisiere die ganze Zeit im RTW und in der Klinik wie die Blutung aufhört. Ich komme in ein Zimmer, werde umgelagert auf ein Bett. Dann endlich komme ich zum Arzt und US… ich soll aufstehen, ich sage dass das nicht geht, mein Bett wird in den Untersuchungsraum geschoben, ich merke wie die Blutung stoppt. Der Arzt macht den US, alles ok, die Gebärmutter ist sauber, keine Blutung mehr. Meine Mama hat mir später erzählt, dass sie Reiki gemacht hat zur Blutstillung. Es wird keine Ausschabung gemacht. Ich habe Glück mit dem Arzt.

Dann komme ich wieder auf mein Zimmer, alles ok, mir geht es besser. An zwei Tropfs bin ich angeschlossen. Meine liebe Hebamme beleibt bis 21h bei mir, ich bin so froh dass sie da ist. Wir erklärten, dass das Baby schon fast drei Wochen tot in meinem Bauch war und wir die frühe Geburt erwartet haben. Dass deswegen die Stimmung auch gelöst ist und die Hebamme gleich anwesend war.

Mein Mann kommt, bringt mir meine Sachen. Etwas zu lesen hat er auch aus dem Bücherregal blind heraus gefischt: Maikäfermädchen. Eine Hebamme macht Aborts in der Nachkriegszeit, wie passend. Er ist lieb und fürsorglich zu mir, ich bin froh dass er da ist.

Die Nachtschwester nimmt meine Personalien auf, sie guckt immer wieder und fragt ob alles ok ist. Sie traut meinem ja nicht. Dann, ja mir ist etwas schwindlig, meine Ohren rauschen… Blutdruck 60/40, kein Puls mehr zu spüren, plötzlich werden es mehr Leute, ich bekomme einen neuen Tropf mit schnell viel Flüssigkeit, Blut wird abgenommen, eine Bluttransfusion wird vorbereitet(ich will das eigentlich nicht), für den Ernstfall.… langsam erhole ich mich…. als ich mich wieder gut fühle geht mein Mann heim. Die Nachtschwester kommt stündlich zu mir, misst den Blutdruck, er wird langsam stabil.

Morgens Visite, soweit alles ok, mein HB ist von 14 auf 6,9 gefallen in den letzten Stunden. Ich kann gehen oder bleiben, wie ich möchte. Ich bleibe, ich kann ja nicht mal alleine aufstehen weil mir sofort schwarz vor Augen wird. Mein Mann kommt Nachmittags mit den Mädels, die Große ist verstört, kommt nicht zu mir und redet nicht mit mir. Die Kleine ist lustig wie immer. Meine Hebamme kommt und wir sprechen nochmal, ich fühle mich gut, warum hast du diese Grenzerfahrung gebraucht... die Frage beschäftigt mich noch lange.

Am nächsten Tag kann ich dann nachmittags heim. Ich bin sehr blass, es geht mir etwas besser, aber ich bin kaum belastbar, kann nicht lange auf sein und brauche viel Ruhe. Das bleibt auch die nächsten Tage so.

Das Baby ist leider vertrocknet in der Zeit als ich im KKH war. Ich kratze die Reste vorsichtig heraus und lege sie in Watte in eine kleine Holzdose, wenn der Frühling kommt, werde ich das Baby zur Platzenta unserer kleinen Tochter in den Garten legen.

Auch wenn es eine heftige kleine stille Gebur war, würde ich diesen weg immer wieder genau so gehen. Und ich bin wirklich froh, dass ich eine Ausschabung umgehen konnte.

5 Wochen später bin ich mit unserer dritten Tochter schwanger, die im Dezember gesund daheim zur Welt kommt.

Caro Schaffler

Gastartikel Stillen Wichtige Informationen

Wie normal ist Langzeitstillen?

Eine Mama hat in einer Gruppe, in der über das Langzeitstillen sehr negativ geurteilt wurde einen tollen Text geschrieben den ich hier, mit ihrer Erlaubnis, teilen darf:

Mal was zum stillen, ja?

Universum und dergleichen, schaut das hier wer? Dort sieht man auch oft afrikanische und andere Völker. In diesen Kulturen ist es vollkommen normal lange zu stillen. Trotzdem sieht man sowas nie bei den Dokus. Warum? Weil die älteren Kinder nicht wie Babies and ihren Müttern hängen. Sie spielen, laufen, essen, trinken, usw mit allen anderen Kindern. Abends dann, oder wenn sie krank sind, oder sich weh getan haben oder sonst irgendwie traurig sind kommen sie oft zur Mutter zurück um wieder Kraft.Zu tanken. Da gehört stillen auch dazu. Das passiert aber immer weniger häufig, je älter sie sind.

Um das akzeptieren zu können muss man zuerst verstehen, daß stillen nicht nur Nahrungsaufnahme ist sondern auch emotional sehr wertvoll ist.

Das Saugen ist dem Säugling angeboren. Wenn er etwas zum Saugen hat, besonders aber einen warmen, lebendigen busen, schüttet der Körper Glücks Hormone aus.

Natürliches stillen, ohne zwang, ohne Timing, ohne Stress, kann so oft wie alle 5 Minuten sein.

Manchmal mehr, manchmal weniger.

Die Natur hat es schon ganz gut eingerichtet, dass der Säugling so leicht beim stillen einschläft und dass das Saugen so schön beruhigt.

Das hört mit 12 Monaten nicht plötzlich auf, genauso wenig wie kuscheln nicht auf einmal keinen Wert hat.

Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt stillen bis zum 2. Lebensjahr und darüber hinaus.

Das heisst nicht, dass ein Kind welches stillt nur Milch trinkt. Es lernt genauso wie jedes andere Kind auch mit zu essen, was alle anderen auch essen.

Das Immunsystem ist erst um das 5. 6. Oder 7. Lebensjahr ausgereift. Circa zur gleichen Zeit fallen die Milchzähne aus, das ist bei allen Säugetieren gleich.

Ein bisschen Hirn und Verständnis und weniger Vorurteil wäre nicht schlecht, bevor man etwas verurteilt was seit Jahrtausenden von Jahren der Menschheit zum Überleben verholfen hat.

Nur weil Nestlé und Co ihre Babymilchpulver aggressiv bewerben und wahnsinnig viel Aberglauben herrscht über die normale Funktion des Stillens heisst das nicht dass es abnormal ist.

Was abnormal ist, ist dass sogar Erwachsene Menschen die Muttermilch einer anderen Spezies trinken.

Petra Maria Weber Jackson

 

Weiterführende, wissenschaftliche Informationen zum natürlichen Abstillalter

Gastartikel

Was ist Kindeswohlgefährdung und wann sollte ich mich ans Jugendamt wenden?

Dieser Beitrag wurde von einer Jugendamtsmitarbeiterin geschrieben, die anonym bleiben möchte. Diese Informationen sind also sowohl verläßlich, als auch aktuell und decken sich mit dem, was auch ich in meinem Studium der Sozialen Arbeit gelernt habe.

“Wenn mich jemand danach fragt, was ich beruflich mache, dann ernte ich stets den gleichen Blick mit den gleichen Kommentaren. “Das ist aber auch kein leichter Job” und “Also ich kenne ja auch so eine Familie…” Ich bin Sozialarbeiterin beim Jugendamt: seit mittlerweile 5 Jahren, was in diesem Job schon alteingesessen bedeutet, denn die Dinge die wir sehen und mit denen wir konfrontiert werden lassen es einem schon mal kalt den Rücken runter laufen. Und immer wieder werde ich gefragt “Wenn ich jetzt was melde, passiert dann überhaupt was? Das Jugendamt schaut doch immer nur zu…”

Bevor ich das Meldeprinzip und das damit verbundene Procedere erkläre, möchte ich gerne einen kleinen Exkurs zum Thema Kindeswohlgefährdung starten. Kindeswohlgefährdung in der Kinder- und Jugendhilfe beschreibt einen Zustand, der von den sorgeberechtigten Personen des Kindes ausgeht. Natürlich gibt es auch andere Menschen die das Kind gefährden können, aber dann ist es die Aufgabe der Eltern das Kind davor zu schützen. Einfaches Beispiel: Mutter schlägt Kind= Kindeswohlgefährdung, Oma schlägt Kind und Mutter sorgt dafür, dass zB Oma das Kind nicht mehr sehen darf = keine Kindeswohlgefährdung, Oma schlägt Kind und Mutter akzeptiert das = Kindeswohlgefährdung Wie man an diesem kleinen simplen Beispiel sieht, ist der Begriff der Gefährdung sehr schwer zu erklären. In der Theorie ist es die Vernachlässigung, Misshandlung oder der Missbrauch von minderjährigen Kindern und Jugendlichen durch ihre Erziehungsberechtigten. Das Jugendamt hat den Schutz der Kinder als hoheitliches Aufgabengebiet, das bedeutet, dass ein Kind,welches von einer Gefährdung betroffen ist, durch entsprechende Maßnahmen geschützt werden muss. Wie diese Maßnahmen aussehen ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Gefährdung beschreibt den Zustand wenn ein Mindeststandard nicht mehr erreicht wird. Es wird jeder Fall einzeln betrachtet, da in einer Familie der Zustand für das Kind gefährdend ist und in einer anderen nicht.

Wieder ein simples Beispiel: Das Kind (5 Jahre) trägt im Winter keine Jacke. Dieser Zustand allein ist noch keine Gefährdung des Kindes. Denn es gibt Kinder, die trotz fehlender Jacke nie krank sind und auch sonst putzmunter. Sollte das Kind jedoch permanent und ernsthaft krank sein dann könnte die fehlende Jacke der Grund sein. Dann würde das Jugendamt der Mutter beauftragen, dass Kind wettergerecht zu kleiden und würde dies kontrollieren. Das gleiche gilt für Ernährung! Es ist noch keine Gefährdung wenn das Kind nur Würstchen mit Pommes bekommt. Mindeststandard wäre hier, dass das Kind ausreichend mit Nahrung versorgt wird. Sollte das Kind jedoch massiv übergewichtig oder chronisch krank sein, sodass es eine spezielle Ernährung benötigt, sieht die Sache wieder anders aus! Wie bereits erwähnt ist die Einschätzung einer möglichen Gefährdung äußerst schwierig und bedarf immer einer Einzelfallprüfung.

So komme ich zum Thema “Meldung”. Ich beschreibe hier den Ablauf wie es in meiner Arbeitsstelle vorgeschrieben ist: Jeder hat die Möglichkeit ihm bekannte oder vermutete Missstände beim Jugendamt bekannt zu geben. Institutionen,die mit Kindern arbeiten sind dazu verpflichtet! (Schulen, Kindergärten, Krankenhäuser, etc.). Jede Meldung wird aufgenommen und von der zuständigen Sozialarbeiterin bearbeitet. Handelt es sich um Informationen die auf eine Kindeswohlgefährdung hinweisen, wird die Familie von zwei Sozialarbeiterinnen kontaktiert. Das klassische Procedere beinhaltet eine Hausbesuch, Gespräche mit dem Kind allein, Gespräch mit den Eltern bzw Familienmitgliedern, bei Bedarf eine psychologische Begutachtung des Kindes und bei strafrechtlich relevanten Themen wie zB Missbrauch oder Körperverletzung muss das Jugendamt auch darüber entscheiden, ob dieser Tatbestand als Strafanzeige an die Polizei weitergeleitet wird.

Alle Handlungen werden dokumentiert und Eltern haben das Recht auf Akteneinsicht. Stellt sich im Überprüfungszeitraum heraus, dass die Sorgeberechtigten das Kind gefährden, dann bekommen die Eltern Auflagen erteilt, die sie erfüllen müssen damit die Gefährdung aufhört. Diese Auflagen sind zeitlich befristet und werden kontrolliert. Werden Auflagen nicht eingehalten oder ignoriert, gibt es verschiedene Sanktionen. Das LETZTE und härteste Mittel ist die Kindesabnahme, welche nur bei akuter Gefährdung (zB Kind zeigt Verletzungen durch Misshandlung) oder auf Anordnung des Gerichts gesetzt werden darf. Denn hier handelt es sich um den Eingriff in das Grundrecht der Eltern. Also an alle die sich unsicher sind ob sie etwas dem Jugendamt mitteilen sollen, sage ich: lieber einmal zuviel als einmal zuwenig den Mund aufgemacht, denn es geht hier um die Personen die sich selbst nicht helfen können!”

Gastartikel

Erziehung vs. unerzogen

Dieser Beitrag von Simone Stötzner war die Antwort auf eine sehr fruchtbare Diskussion mit einigen Mamas, die von dem Begriff “unerzogen” noch nie etwas gehört hatten. Fairerweise muss man sagen, dass das vermutlich den meisten Menschen so geht und auch ich erst seit circa einem Jahr ansatzweise beginne zu verstehen, was das heissen kann. Ich fand diese Erkläung so einleuchtend, dass ich darum gebeten habe, sie veröffentlichen zu dürfen – und hier ist sie nun 🙂

“Vieles von dem was ihr geschrieben habt hat mit Erziehung an sich auch eher wenig zu tun. Ich denke wir sind über den Begriff an sich gestolpert. Dazu müsste man die Definition von Erziehung erläutern. Der Grundgedanke von Erziehung geht davon aus das ein neugeborener Mensch durch Erziehung zu einem sozialen Wesen gemacht werden muss. Er geht davon aus das ein Mensch erst durch erlernten Gehorsam durchgesetzt mit Regeln, Strafen und Belohnung dazu fähig sein wird in der Gesellschaft zu bestehen. Es geht darun angepasst zu sein. Bei tatsächlicher Erziehung wird ein Mensch nicht als Mensch gesehen, sondern als formbares unfertiges Wesen welchem man Sozialverhaltenanerziehen müsse. Dazu kommen dann
gewisse Dinge die, die jeweilige Gesellschaft noch als zusätzlich wichtig erachtet wie z.b. die Sauberkeitserziehung die am besten bereits mit 2 Jahren abgeschlossen sein sollte (DDR). In dieser Form wird das Kind als solches ständig bevormundet und hat sich allem zu beugen was Erwachsene sagen auch wenn es noch so unsinnig sein mag “Du tust was ich dir sage sonst…” “Solange du deine Beine unter meinem Tisch hast…”. Erziehung an sich ist sehr herrschsüchtig und stellt immer ein Ungleichgewicht zwischen den jeweilig beteiligen Personen (auch ein Kind egal welchen Alters ist eine Person) dar.
Ich denke das macht sicher keine von euch. Ich selbst kenne das alles noch durch meine eigene Kindergartenzeit die obwohl
nach der Wende doch noch sehr von der DDR geprägt war. Man geht davon aus das Respekt nur durch Gehorsam welcher ohne Erziehung mit möglich ist, erlangt werden kann. Erziehung bedeutet immer eine Demütigung, wenn die jeweiligen Bedürfnisse nicht beachtet werden, sondern sich der Erziehende mit seinen Bedürfnissen über die des zu Erziehenden stellt.

Der Grundgedanke der “Nicht-Erziehung” geht jedoch davon aus das man von Geburt an sozial und bereits fertig ist, lediglich noch lernen und groß werden muss. Da eine Gesellschaft jedoch ohne Gesetze und Reglen nicht überlebensfähig ist braucht es natürlich einen Rahmen, dieser sieht aber vor für ALLE gültig zu sein. Man geht davon aus das Kinder ihre eigenen Rhythmen haben/finden, da der Mensch einander abschaut, laufen diese Rhythmen innerhalb einer Familie zusammen. Je nach dem was die Familie vorlebt wird kopiert, ausgetestet, versucht zu verbessern (lernen und weiter entwickeln) lebt man also einen respektvollen Umgang miteinander wird auch das Kind dieses Verhalten kopieren.
Ein Beispiel: schreien Mama und Papa sich immer wieder an wird auch das Kind zum schreien übergehen, wird es gar selbst angeschrieen, wird es eben so reagieren. Geht man aber höflich und respektvoll miteinander um wird das Kind das schreien nach und nach lassen da etwas völlig anderes vorgelebt wird. Respekt muss man sich also nicht erkämpfen und einfordern, sondern vorleben. Aufeinander eingehen und Rücksicht nehmen auf die Bedürfnisse anderer. Lebe ich dieses Verhalten meinem Kind vor wird es dieses übernehmen. Es sieht auch die Freiheit zur Selbsterkennung vor. Erkennen wenn es müde ist und danach handelt.

Gastartikel Stillgeschichten

“Der Fluch der Pränataldiagnostik” oder “Die Hoffnung „stirbt“ zuletzt

Statt einer Stillgeschichte gibt es heute die Geschichte einer Freundin über ihre Erfahrungen mit Pränataldiagnostik:

“Sollte doch dieses Mal alles anders werden. Natürlich und selbstbestimmt. In Ruhe und vollkommener Harmonie sollte mein zweites Kind zur Welt kommen. Meine erste Geburt war katastrophal abgelaufen. Zu der Ungeduld einer Erstgebärenden gesellten sich extreme Schmerzen eines beidseitigen Nierenstaus. Trotzdem hielt ich schon damals an meiner außerklinischen Geburt fest. Es kam jedoch alles anders. Ich bekam schwallartige Blutungen und fuhr mit meinen Mann damals sofort ins Krankenhaus. Um das ganze hier abzukürzen. Mein Sohn wurde geboren. Per sekundärer Not Sectio. Er landete direkt auf der Intensiv. Beatmet und in einem Inkubator. Nach drei Tagen der erste Kontakt. Am 5.Tag entließ ich mich trotz Bauchdeckenhämatoms um bei ihm sein zu können. Ich bekam jedoch so starke Nachblutungen, dass ich noch mal operiert werden musste. Unsere Beziehung, die gerade erst angefangen hatte sich auszubilden, wieder gestört. Nach 10 Tagen entließ ich mich und meinen Sohn gegen ärztlichen Rat aus der Klinik. Dank Depressionen und meiner körperlichen Verfassung (und ich muss heute sagen, dank einer nicht im Bereich stillen geschulten Hebamme und dem nicht wissen über das Dasein von Stillberaterinnen) habe ich nach 9 Wochen abgestillt. Mein Sohn ist ein absolutes Schreikind. Auch heute noch nach über 2 Jahren.

Trotzdem wuchs in mir schnell der Wunsch nach einem zweiten Kind. Wollte ich doch immer zwei Kinder im geringen Abstand. Sofort stellte sich auch eine erneute Schwangerschaft ein. Eine totale Wunsch Schwangerschaft. Wusste ich doch sofort, dass etwas in mir wuchs. Neues Leben.

Ich wusste, ich wollte keine medizinischen Interventionen oder nur die nötigsten und ich wollte eine Hausgeburt. (Wohlgemerkt stellte sich die Schwangerschaft 20 Wochen nach dem Kaiserschnitt ein).

Eine Hausgeburtshebamme war nicht einfach zu finden, jedoch fand ich eine, die mich zu meinem Gynäkologen schickte (der absolut kein Problem in meinem Vorhaben sah spontan zuhause nach so kurzer Zeit zu entbinden), um noch einmal Sitz der Plazenta und das Baby anschauen zu lassen.

Durch meinen Beruf weis ich wie lange solche Routine Schalls dauern. Und dieser dauerte unendlich lange. Mein Mann und mein großer Sohn begleiteten mich und als der Gynäkologe das Wort „Plexuszyste“ aussprach, war mir erst einmal nicht bewusst, was dieses bedeuten würde. Google war mein erster Ansprechpartner. Die dort gefundenen Informationen bereiteten mir natürlich direkt Kopfzerbrechen. Stand da etwas von „Trisomie 18“ „Organschädigungen“ „Organfehlbildungen“.

So etwas konnte nicht sein. Es war eine einfache Plexuszyste ohne Krankheitswert. So musste es sein. Ich wollte doch niemals eine so intensive Ultraschall Untersuchung, wie sie mir empfohlen wurde bei einem Pränatal Mediziner.

Warum auch immer, machte ich jedoch schnell einen Termin bei genau eben so einem Pränatalmediziner aus und bekam ihn auch für die nächste Woche. Ich war ja schon in einer relativ späten Woche.

Wir parkten also den Großen bei der Oma und fuhren in die Praxis. Immer noch mit dem Gedanken, dass wir ein paar nette Bilder bekommen würden und ein wenig Zeit vertrödeln, jedoch nicht mit einer ernsthaften Diagnose wieder nach Hause kommen würden.

Wir mussten relativ lange warten und irgendwann saßen wir im Ultraschallzimmer. Es gab kein Zurück mehr.

In dem Moment überkam mich wieder dieses Gefühl wie damals kurz vor der Narkose des Kaiserschnittes. Etwas lief hier falsch. Aber wieder habe ich nicht auf mein Bauchgefühl gehört.

Wieder dauerte der Schall ungewöhnlich lange und plötzlich wurde der Arzt sehr ernst und zählte uns eine Latte von Fehlbildungen auf, von denen bislang niemand gesprochen hatte.

Schockstarre. Ich telefonierte geistesgegenwärtig mit meiner Hebamme und fragte sie um Rat. Ich Weis heute nicht mehr, was sie mir riet.

Einige Stunden später saßen wir beim Humangenetiker, der für uns noch einen kurzfristigen Termin frei hatte. Er erklärte uns, wie es zu solchen Fehlbildungen kommen kann und wodurch diese Ausgelöst werden. „Chromosomen“ „Fehlbildungen“ „Gendefekte“ Erbkrankheiten. Waren doch beide Seiten der Familie gesund? Wie konnte das sein?

Er zählte uns mehrere Verfahren zur weiteren Diagnostik auf.

Fruchtwasser Untersuchung.Bluttest.

Letzen Endes blieb uns nur die Fruchtwasser Untersuchung übrig. Mit dem Größten Risiko. Dem Abort. Dieses Wort war riesengroß in meinem Kopf. Unendlich viel Angst genau vor diesem Risiko.

Ich wollte dieses Kind. Jedoch wollte ich kein „behindertes“ Kind. Konnte mir nicht vorstellen eben ein solches großzuziehen.

Man wollte die Untersuchung direkt dort vornehmen. Direkt auf der Stelle. Ich entschied mich zunächst dagegen. Dann wieder dafür. So ging es einige Male hin und her und letzen Endes stand da eine Diagnose. Trisomie 18und dieses Kind – mein Kind- sollte entweder in der Schwangerschaft noch oder nach der Geburt versterben.

Man könne ES auch noch direkt abtreiben. ES?

So fühlte es sich zumindest an. Ein Klumpen Dreck in meinem Bauch. Vollkommen unfähig etwas zu fühlen. Die nächsten Tage verbrachte ich Rotz und Wasser heulend im Bett. Allmählich fand ich erst wieder in den Alltag zurück um kurz drauf mit Vorzeitigen Wehen und einer neuen gefundenen Fehlbildungen im Krankenhaus mich wieder zu finden.

„Ja, Frau XX. Ihr Kind ist ja so krank, dass es nun endlich geboren werden möchte und dann sterben wird. Wir können versuchen die Wehen mit Wehenhemmern noch etwas in den Griff zu bekommen, aber lange wird das nicht klappen. Ich saß nackig umgeben von vielen Ärzten auf einem Untersuchungsstuhl, als ich diese Aussage bekam.

Ich ließ alles über mich ergehen. Gab mein Baby, inzwischen 11 Monate alt bei meiner Schwägerin ab (heute tut mir dieses  unendlich Leid)  und lag 3 Tage stationär mit Herzrasen, dank Medikamenten und dem Gedanken, dass die Schwangerschaft bald zu Ende sein würde und ich bald deine Beerdigung vorzubereiten hätte. Die Wehen blieben gleich stark. Ich wachte langsam auf. Ich wollte zu meinem Sohn und sollte dieses ES in meinem Bauch doch die Geburt bekommen, die es ursprünglich bekommen sollte. Selbstbestimmt und in Ruhe und Frieden zuhause. Ich entließ mich. Nicht ohne Unterschreiben zu müssen, dass ich den Tod des Kindes billigend in Kauf nehme. Ich wollte jedoch für ihn keine Bauchgeburt via Sectio und anschließende Aufbewahrung in einem Inkubator.

Ich ging nach Hause. Freunden, Familie und Bekannten erzählten wir alles sei gut. Auch unseren Eltern erzählten wir nicht, wie schlimm es wirklich um unser Kind stand.

Nichts geschah…..

Irgendwann überkam mich der Gedanke mir eine zweite Meinung einzuholen. Der aufgesuchte Professor setzte zunächst die Wehenhemmer ab, da sie laut seinen Studien keinen Sinn und Zweck machen. (http://klinikum.uni-muenster.de/index.php?id=3637&tx_ttnews%5Btt_news%5D=773&cHash=c10acc88c44478e62b803b0b70c27378). Er fand nichts. Natürlich die ein oder andere Fehlbildung an den Organen, aber nichts, was nicht mit dem Leben vereinbar wäre.

Im ersten Moment totale Euphorie. Dann wusste ich nicht mehr wo hinten und vorn ist. Wem sollte ich glauben. Auf mein Bauchgefühl hören? Ich fühlte einen Klumpen. Wollte doch endlich entbinden, damit der Horror vorbei ist. Ich sprach viel mit einer Freundin, die mir dazu riet tief in mich zu gehen und daran festzuhalten, woran ich ursprünglich geglaubt hatte.

Ich hatte inzwischen einen Termin zur Einleitung bei 37+0 bekommen, den ich aber nicht wahrnahm. Die andauernden Wehen machten mich mürbe, traurig und erschöpft. 37+5 morgens. Wieder Blutungen. In mir die Gewissheit. Das war es jetzt. Jetzt ist ES tot. Ich hatte zwar inzwischen mithilfe meines Mannes und eines Malers ein notdürftiges Kinderzimmer hergerichtet, aber es schon mehr als Erinnerungszimmer eingerichtet, als ein funktionstüchtiges Kinderzimmer.

Meine Wehen wurden auch stärker an diesem Tag. ES lebte aber noch. Wir hatten ja auch noch keinen Namen. Wozu?

Mir wurde ein wenig Gel an den Muttermund gelegt, damit die Geburt zügiger voran schritt (heute frage ich mich natürlich zu Recht, ob es nötig war)

Die Wehen waren auszuhalten und binnen kürzester Zeit gebar ich einen Jungen. Ich hockte am Seit auf dem Bett und er lag zwischen meinen Beinen. Ganz plötzlich. Hatte ich doch nicht mal ein richtiges Pressgefühl gehabt, sondern nur mal schauen wollen, wie das Gefühl beim Mitdrücken ist. Immer noch mit dem Gedanken gleich stirbt er, wenn er da ist. Doch dann.

Er schaute mich an. Ich schaute ihn an.

„Mama. Guck mich an. Ich bin gesund, ich Lebe. Ich will bei dir leben. Nimm mich doch endlich hoch.“

Und dann schrie er. Schrie alle Wut raus. Schrie heraus, was ich lange gefühlt hatte.

Ich gab ihn nicht mehr aus der Hand. Immer noch in der Angst, dass er gleich gehen würde. Für immer

Nichts geschah. Die Routine Versorgung ließ ich über mich ergehen. Auch den Kinderärztlichen Check.

Nichts.

Natürlich hatte er das ein oder andere. Aber alles ohne Konsequenzen auf sein späteres und jetziges Leben.

Ich ging sofort mit ihm am nächsten Tag nach Hause. Trug ihn fortan bis er 6 Monate alt war konsequent im Tuch. Wollte ihn nicht mehr loslassen.

Dieses Verhalten spiegelte sich auch in seinem Stillverhalten wieder. ER ließ einfach nicht los und wir stillten 4 Monate lang tag und Nacht. Dann wurde es allmählich besser.

Wir gaben ihm dem Namen A. Der Kämpfer.

Doch plötzlich verhielt er sich nicht so, wie ein Kind sich in dem Alter verhalten sollte. Erneut kam alle Angst wieder hoch. Letzten Endes waren nur starke Blockaden schuld. Wir turnen seit dem mit einer lieben Physiotherapeutin und er macht unglaubliche Fortschritte. Bald feiert er seinen ersten Geburtstag und ich bin immer noch sehr glücklich darüber, dass er lebt.

Natürlich sind in mir immer noch genügend Ängste. Auch ist es mit meinen zwei Rabauken nicht gerade immer harmonisch. Aber er lebt. Und er ist kerngesund.

Und ich hätte von Anfang an auf mein Gefühl hören sollen, als auch ein technisches Gerät. In mir ist etwas mit der Diagnose gestorben. Die Hoffnung jedoch nie. Die Hoffnung, dass alles nur ein Irrtum ist.

Ich weiß bis heute nicht, wie ein Labor diese Diagnose hat stellen können.

 

Vertraut auf euch und euer Gefühl und seit euch der Konsequenzen bewusst, die eine mögliche Diagnose beim Pränatalmediziner mit sich ziehen kann. Es ist nicht nur „nette“ Bildchen machen, sondern sehr viel mehr. Es ist Leben, Hoffnung und ganz viel Angst.

Ich bin in den Teufelskreislauf Pränatalmedizin geraten und bin immer tiefer hinein gezogen worden. Eine der schlimmsten Erfahrungen in meinem Leben.”

Babygesundheit Familie Gastartikel

Barfußschuhe – warum weniger manchmal mehr ist [Werbung]

 

Oh ja, es gibt ein Problem! Und zwar ein gewaltiges:

Fast alle Kinder werden mit gesunden Füßen geboren. 98% um genau zu sein. Wenn sie dann so vier Jahre alt sind, haben plötzlich nur noch 24% der Kinder völlig gesunde Füße. Was ist mit den ¾ der anderen Kindern passiert? Fazit einiger Studien in Kindergärten: 70% (!!) der Kinder stecken in zu kleinen (zu engen) Schuhen. Bis zu 14% der Kinder hatten schon extreme Befunde, und immerhin 3% der Kinder hatten falsche Einlagen unter den Füßen.

Das folgende Bild zeigt, links gesunde Füße und rechts durch Schuhe deformierte Füße:

https://static-content.springer.com/image/art%3A10.1186%2F1471-2474-10-159/MediaObjects/12891_2009_Article_737_Fig4_HTML.jpg

Quelle: http://www.biomedcentral.com/1471-2474/10/159/figure/F4

In den zu kurzen und zu engen Schuhen sind die Füße gezwungen, immer mehr Schuhform anzunehmen. Sie werden in eine unnatürliche Haltung gepreßt, und da Kinder noch sehr weiche Knochen haben, spüren sie das nicht. Sie ziehen die zusammengequetschen Zehen einfach ein und auch wenn die Schuhe 2cm kürzer sind als ihre entspannten Füße klagen sie nicht.

Zu den Folgen später mehr. Es ist jedenfalls nicht nur ein kosmetisches Problem. Es geht auch nicht nur im zu kurze und zu schmale Schuhe, da kommt noch mehr …

Was macht Schuhe zum Problem?

Die meisten Schuhe (von Lauflernschuhen abgesehen) haben sehr dicke, steife Sohlen, die zudem auch meistens noch eine erhöhte Ferse und ein anatomisches Fußbett haben. Außerdem ist das Obermaterial der Schuhe oft steif und stützt den Fuß. Besonders für Wald und Wiese wird explizit „festes Schuhwerk“ gewünscht und hergestellt. Leider!

In der Folge ist der Fuß nämlich im Schuh ruhig gestellt wie in einem Gipsverband. Dadurch baut die Muskulatur im Fuß rapide ab, frei nach dem Motto „use it or lose it“. Der Fuß kann den Körper aufgrund der schwachen Muskulatur nicht mehr richtig tragen, und braucht immer mehr Unterstützung durch den Schuh. Ein Teufelskreis ist entstanden!

Für Kinder ist das noch schlimmer als für Erwachsene, denn im Kindesalter müssen wir die richtigen Bewegungsmuster erst lernen. Das ist als wenn man mit Ski-Handschuhen häkeln lernen will. Durch die Schuhe gehen viele sensorische Informationen verloren oder kommen gar falsch an. Nicht selten stürzen Laufanfänger in Schuhen deutlich häufiger und schwerer, als wenn sie barfuß unterwegs sind.

Eingeschränkte Füße, eingeschränkter Gang

Auch die Gangmuster sind betroffen. Schaut man auf Schuhlose Gesellschaften, begegnet einem dort sehr häufig der Ballengang. Dabei setzt der Fuß wie bei den lautlosen Ninja oder Indianern mit dem Vorderfuß zuerst auf, dann erst folgt die Ferse – beim Weitergehen drückt sich der Fuß wie eine Sprungfeder wieder mit dem Vorderfuß ab. Die Zehen fächern sich weit auseinander, bauen Spannung auf und geben sei beim Weitergehen ab. Das Fußgewölbe bei Erwachsenen arbeitet aktiv mit.

In normalen Schuhen geht das nicht. Die meist einzige Gangart ist der Fersengang. Die Ferse wird mehr oder weniger ungebremst in den Boden gerammt. Gerade wenn man zügig unterwegs ist wirken da starke Kräfte.

Bei Profisportlern hat sich inzwischen rumgesprochen, daß man tunlichst im Ballengang rennen sollte um seine Gelenke zu schonen und Verletzungen vorzubeugen. Immer mehr Marathonläufer stellen von Ferse auf Ballen um und sind begeistert!

Gesundheitliche Folgen

Eine ganze Reihe von orthopädischen Schäden wird durch die „Problemschuhe“ und die falschen Bewegungsmuster erst ermöglicht:

gestörte sensomotorische Entwicklung bei Kindern, Hallux Valgus, Fersensporn, Senk-Spreiz-Plattfüße als Folge der fehlenden Muskulatur, Haltungsschäden, Bandscheibenvorfälle, Kopfschmerzen und Migräne, Kreislaufbeschwerden & Venenleiden, Verspannungen, und so weiter und so fort.

Deswegen ist das Barfußlaufen gesund!

Barfuß kann ein Fuß sein, wie er sein soll. Unbeschwert und frei, stark weil muskulös, sensibel auf den Untergrund reagierend, flink und wendig. Ist ein Mensch viel barfuß, bildet sich unter dem Fuß eine sehr elastische aber widerstandsfähige Lederhaut, die den Fuß vor Verletzungen schützt. Die starke Muskulatur läßt den Fuß optimal seine Arbeit tun, und schützt so auch vor Verstauchungen oder Umknicken. Trainierte Füße brauchen kein Exoskelett, sie tragen dich duch Wald und Wiese ohne „festes Schuhwerk“.

Belohnt wird der Barfußläufer mit weniger gesundheitlichen Problemen, einer besseren Körperhaltung.

Barfußlaufen ist außerdem ein Fest für die Sinne: man nimmt die Welt ganz anders war, bewegt sich aufmerksamer und spürt den vielfältigen Untergrund. Wenn man sich darauf einlassen kann, tun sich ganz neue Welten auf.

Wenn man nicht ganz „unten ohne“ kann oder will: Barfußschuhe!

Manchmal möchte man nicht barfuß sein. Zu kalt, zu empfindlich oder man fühlt sich einfach nicht angezogen genug. Hier kommt der Barfußschuh ins Spiel!

Barfußschuhe erfüllen idealerweise alle folgenden Kriterien:

  • 100% flache Sohle ohne Fersensprung
  • dünne und verwindbare Minimalsohle
  • genug Breite für die Zehen
  • wenig Gesamtgewicht
  • ein flexibler Oberschuh
  • Halt am Fuß, wenn er abgehoben wird

Nicht alle Barfußschuhe erfüllen all diese Kriterien, und nicht alle Barfußschuhe passen für jeden Fuß gleich gut. Aber die Auswahl ist inzwischen ganz gut und wird stetig mehr.

Meinen Artikel über günstige Barfussschuhe findet ihr hier.

Die besonderen Eigenschaften der Barfußschuhe sorgen dafür, daß der Fuß sich „fast wie barfuß“ bewegen kann. In diesen Schuhen bleibt die Muskulatur der Füße erhalten und der Ballengang ist möglich.

Der Sportschuhhersteller Altra zeigt den Unterschied sehr anschaulich in einer Röntgenaufnahme. Ein Mann trägt an einem Fuß einen normalen Sportschuh, und am anderen Fuß einen Barfuß-Sportschuh des Herstellers

Foot-Shaped Toe Box

Bildquelle: http://www.altrarunning.fr/ameliorez-votre-course.html#foot-shaped-toe-box

 

Man sieht deutlich, wie viel mehr Freiheit der Fuß im Barfußschuh rechts hat!

Wie finde ich passende Schuhe?

Zuerst fertigt man am besten eine Schablone an. Stell Dich oder Dein Kind auf eine dünne Pappe oder ein Blatt Papier. Mit einem dünnen Stift zeichnest Du nun im rechten Winkel um den Fuß herum. Nun kannst Du von der Ferse bis zum Längsten Zeh die Länge messen und im rechten Winkel dazu die breiteste Breite.

Den Pappausschnitt kannst du auch zum Schuhe anprobieren benutzen. Einfach ausschneiden und in den Schuh legen. Die Seiten sollten sich nicht zu sehr nach oben biegen. Nach vorn hin sollte überall ca 5mm Luft sein, bei Kindern da Platz zum Reinwachsen da sein soll mindestens 12mm. Du kannst vorher grob an Deiner Fingerkuppe mit dem Lineal messen, wie viel das ist, und den Abstand im Schuh dann gut ertasten.

Gerade bei Kindern ist von außen tasten und drücken absolut nicht aussagekräftig! Passende Schuhe sehen meist viel zu groß aus. Der Pappausschnitt ist eine effektive und praktische Methode, die Paßform der Schuhe zu überprüfen.

Noch Fragen?

Ich helfe gerne, wenn ich kann! Sende eine Mail an service@freizehn.de oder besuche uns auf Facebook unter facebook.com/freizehn

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