Gastartikel

Erziehung vs. unerzogen

Dieser Beitrag von Simone Stötzner war die Antwort auf eine sehr fruchtbare Diskussion mit einigen Mamas, die von dem Begriff “unerzogen” noch nie etwas gehört hatten. Fairerweise muss man sagen, dass das vermutlich den meisten Menschen so geht und auch ich erst seit circa einem Jahr ansatzweise beginne zu verstehen, was das heissen kann. Ich fand diese Erkläung so einleuchtend, dass ich darum gebeten habe, sie veröffentlichen zu dürfen – und hier ist sie nun 🙂

“Vieles von dem was ihr geschrieben habt hat mit Erziehung an sich auch eher wenig zu tun. Ich denke wir sind über den Begriff an sich gestolpert. Dazu müsste man die Definition von Erziehung erläutern. Der Grundgedanke von Erziehung geht davon aus das ein neugeborener Mensch durch Erziehung zu einem sozialen Wesen gemacht werden muss. Er geht davon aus das ein Mensch erst durch erlernten Gehorsam durchgesetzt mit Regeln, Strafen und Belohnung dazu fähig sein wird in der Gesellschaft zu bestehen. Es geht darun angepasst zu sein. Bei tatsächlicher Erziehung wird ein Mensch nicht als Mensch gesehen, sondern als formbares unfertiges Wesen welchem man Sozialverhaltenanerziehen müsse. Dazu kommen dann
gewisse Dinge die, die jeweilige Gesellschaft noch als zusätzlich wichtig erachtet wie z.b. die Sauberkeitserziehung die am besten bereits mit 2 Jahren abgeschlossen sein sollte (DDR). In dieser Form wird das Kind als solches ständig bevormundet und hat sich allem zu beugen was Erwachsene sagen auch wenn es noch so unsinnig sein mag “Du tust was ich dir sage sonst…” “Solange du deine Beine unter meinem Tisch hast…”. Erziehung an sich ist sehr herrschsüchtig und stellt immer ein Ungleichgewicht zwischen den jeweilig beteiligen Personen (auch ein Kind egal welchen Alters ist eine Person) dar.
Ich denke das macht sicher keine von euch. Ich selbst kenne das alles noch durch meine eigene Kindergartenzeit die obwohl
nach der Wende doch noch sehr von der DDR geprägt war. Man geht davon aus das Respekt nur durch Gehorsam welcher ohne Erziehung mit möglich ist, erlangt werden kann. Erziehung bedeutet immer eine Demütigung, wenn die jeweiligen Bedürfnisse nicht beachtet werden, sondern sich der Erziehende mit seinen Bedürfnissen über die des zu Erziehenden stellt.

Der Grundgedanke der “Nicht-Erziehung” geht jedoch davon aus das man von Geburt an sozial und bereits fertig ist, lediglich noch lernen und groß werden muss. Da eine Gesellschaft jedoch ohne Gesetze und Reglen nicht überlebensfähig ist braucht es natürlich einen Rahmen, dieser sieht aber vor für ALLE gültig zu sein. Man geht davon aus das Kinder ihre eigenen Rhythmen haben/finden, da der Mensch einander abschaut, laufen diese Rhythmen innerhalb einer Familie zusammen. Je nach dem was die Familie vorlebt wird kopiert, ausgetestet, versucht zu verbessern (lernen und weiter entwickeln) lebt man also einen respektvollen Umgang miteinander wird auch das Kind dieses Verhalten kopieren.
Ein Beispiel: schreien Mama und Papa sich immer wieder an wird auch das Kind zum schreien übergehen, wird es gar selbst angeschrieen, wird es eben so reagieren. Geht man aber höflich und respektvoll miteinander um wird das Kind das schreien nach und nach lassen da etwas völlig anderes vorgelebt wird. Respekt muss man sich also nicht erkämpfen und einfordern, sondern vorleben. Aufeinander eingehen und Rücksicht nehmen auf die Bedürfnisse anderer. Lebe ich dieses Verhalten meinem Kind vor wird es dieses übernehmen. Es sieht auch die Freiheit zur Selbsterkennung vor. Erkennen wenn es müde ist und danach handelt.

Website Kommentare

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1 Comment

  • Reply
    Unerzogen – Anti-autoritäre Erziehung im neuen Gewand? - bedürfnis-orientiert.de
    18. Februar 2017 at 21:58

    […] Ein zweiter Artikel zum Thema unerzogen ist als Gastbeitrag hier veröffentlicht worden. […]

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