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Frühgeburt

Ich teile meine Trauer mit euch Stillgeschichten

„Abpumpen auf der Intensivstation – ein Still-Albtraum“ – Stillgeschichte

Mein Stillbuch „Bedürfnisorientiertes Stillen“ bekommt ihr jetzt hier in unserem Shop!

Vorsicht, Spoiler: Das hier wird keine schöne Geschichte. Wenn du gerade schwanger und voller Hormone bist, dann lies sie lieber nicht…

Frühgeburt. Wut. Verzweiflung. Trauer. Schmerzen. Gefühlschaos. Werden die Kinder überleben? Micky ist halbwegs fit, aber um die kleine Mouse steht es kritisch. Überall Schläuche, piepsende Gerätschaften, Personal in steriler Kleidung. Bevor man die Kinder besucht, muss man durch eine Schleuse um sich zu desinfizieren. Irgendwie habe ich mir das alles ganz anders vorgestellt. Mehr Plüsch. Weniger Kabel.

Etwa zwei Minuten habe ich die Kinder jetzt auf der Intensivstation gesehen. Im Rollstuhl hat man mich hingefahren. Ich hab sie nur gesehen. Nicht berührt. Eine Krankenschwester drückt mir ein Foto der beiden in die Hand. Und eine Milchpumpe. „Schauen Sie das Bild beim Abpumpen an, das hilft bei der Milchbildung.“ Die Kinder sehen auf dem Foto aus wie Aliens, völlig verkabelt mit durchsichtiger Haut. Nicht nach Mensch und eigentlich sehr furchteinflößend. Ich habe sie noch nie berührt, pumpe aber Milch ab. An die Geburt erinnere ich mich nicht. Es war ein Notkaiserschnitt in Vollnarkose.

Die Milchpumpe surrt.

Das dickflüssige Kolostrum kommt. „Kolostrum ist jetzt sehr wichtig für Ihre Kinder. Es ist die erste Impfung“, sagt die Krankenschwester. „Es ist das Einzige was Sie für die Zwillinge tun können.“ Und so pumpe ich. Es fühlt sich nicht schön an. Es ist unnatürlich und das Geräusch ist eigenartig. Ich bin traurig. Müde. Enttäuscht. Ich habe Angst. Und die Pumpe surrt. Und surrt. Ganz gleichmäßig. So gleichmäßig wie das Piepsen des Herzmonitors der Kinder…

Im Krankenhaus auf der Neugeborenen-Intensivstation gibt es ein eigenes Zimmer zum Abpumpen der Milch. Damit man so eine Art Privatsphäre hat. Die hat man natürlich nicht. Denn da sitzen viele Mütter und pumpen ab. Und sie haben alle ihre eigene – meist sehr traurige – Geschichte. Das sieht man schon an ihren Blicken. Geschichten, die man gar nicht hören will, weil man mit sich selbst beschäftigt ist. Viele Babys die viel zu früh gekommen sind wie meine Zwillinge. Manche haben einen Gendefekt. Andere wiederum warten auf eine Herz-OP. Die kleinen Patienten hier haben allesamt einen sehr bescheidenen Start ins Leben. Und die Eltern leiden mit, sehen verzweifelt und ohnmächtig zu. Sind heillos überfordert. So wie ich: Was wenn die Zwillinge sterben? Muss ich ein Grab kaufen? Was mache ich mit all dem Babykram? Kann ich den Wagen verkaufen? Viele Gedanken flitzen durch den Kopf. Es sind keine schönen Gedanken. Und die Pumpe surrt und surrt. Ganz monoton. Ganz verlässlich…

Etwa 30 Minuten sitze ich

um 200 ml pro Brust abpumpen zu können. Es ist aufwändig und mühsam, schließlich muss man die Pumpe immer wieder desinfizieren. Ständig kommt jemand Neuer in den Raum, dem man seine Brüste zeigt. Die Milch wird in Glasflaschen gesammelt, beschriftet und anschließend eingefroren. So können die Kinder meine Milch haben, auch wenn ich nicht im Krankenhaus bin. Die Milch wird dann also zu den Mahlzeiten aufgewärmt und den Kindern mit der Sonde über die Nase gegeben. Dabei müssen gewisse Zeiten eingehalten werden. Wird die Milch länger als eine Stunde aufgewärmt, so muss sie wegen der krankenhausinternen Hygiene-Vorschrift entsorgt werden. Und so sehe ich einer Krankenschwester zu, wie sie jene Milch, für die ich mich 30 Minuten bemüht habe um sie abzupumpen, achtlos in den Ausguss schüttet… Es fehlt mir die Kraft um mich zu beschweren. Keine Energie für Konflikte.

 

Mit einem Start wie diesem war das Stillen nicht schön behaftet.

Ich habe zwar noch eine Zeit lang abgepumpt, weil ich meinen Kindern Gutes tun wolle. Wir haben auch das Stillen probiert. Das war insofern schwierig, weil ich nie genau wusste, ob sie genug getrunken hatten. Wenn ich gestillt habe, war das Gefühl durchaus schön. Es fühlte sich einfach so normal an. Im Großen und Ganzen habe ich aber nach vier Monaten abgestillt. Vermutlich aus reiner Psychohygiene. Den Kindern hat die Flaschenmilch nicht geschadet.

Unter „Einer schreit immer“ (www.einerschreitimmer.com) bloggt Zwillingsmama Anni meist sehr humorvoll und schonunglos ehrlich über ihr chaotisches Leben mit Zwillingen. Mehr zum Thema Zwillinge stillen findet ihr hier.

Ich teile meine Freude mit euch Stillgeschichten

Stillen trotz Frühgeburt – Blogparade „Meine Stillgeschichte“

Mein Stillbuch „Bedürfnisorientiertes Stillen“ ist da und  in unserem Shop zu bekommen!

Das ist meine Stillgeschichte, die allen Frühchenmamas Mut machen soll nicht aufzugeben.

Unser Sohn kam am Neujahrstag 2014 spontan 6 Wochen zu früh auf die Welt. Nach seinem ersten Schrei und einen ersten Blick auf ihn, nahm der Kinderarzt ihn gleich zur U1 mit. Mein Mann durfte ihn begleiten. Ein paar Minuten, was sich für mich wie eine Ewigkeit anfühlte, kam dieser kleine Wurm wieder und ich streichelte kurz sein Köpfchen. Nichts mit Bonding und Stillen. Das war ziemlich hart. Erst gegen Abend habe ich meinen Sohn im Brutkasten der Kinderintensivstation wiedergesehen. Somit war eigentlich Stillen unmöglich.

Alleine im Stillzimmer

Die Schwestern auf der Wochenbettstation machten mir Mut und sagten dass es schon klappen würde. Ich fing an abzupumpen. Alle drei Stunden (auch nachts). Das traurige und deprimierende für mich war, alleine ohne Kind ins Stillzimmer zu den anderen Müttern mit ihren Kindern zu gehen. Ich war nur mit der Milchpumpe beschäftigt, während andere ihre Kinder stillen durften. Das werde ich nie vergessen. Aber in diesem Zimmer lernte ich tolle Mütter kennen, mit denen ich bis heute noch Kontakt habe. So bekam unser Sohn bald die ersten ml Muttermilch von mir. Zusätzlich bekam er von Anfang an auch noch Frühgeborenennahrung. Drei Tage nach seiner Geburt haben wir den ersten Stillversuch unternommen. Es klappte ganz gut. Er ist zwar schnell eingeschlafen aber es wurde immer besser. Nach einer Woche habe ich mich selbst aus dem Krankenhaus entlassen. Ich hielt es dort nicht mehr aus. Dann ging der Stress los. Wir sind alle drei Stunden ins Krankenhaus gefahren, damit ich ihn stillen konnte. Die abgepumpte Milch bekam er nachts.

Eine Woche später war ich als Begleitmama wieder drin. In einem Zimmer wo ich mich total isoliert gefühlt habe. Ich durfte ihn nicht alleine aus dem Bettchen nehmen, weil seine Sättigung immer noch Probleme machte. So musste ich immer auf die Schwester warten, die dann die Kabel abmachte. Dazu kam noch vor und nach dem Stillen wiegen. Drei Wochen nach der Geburt wurden wir „vollgestillt“ entlassen. Das war ein gutes Gefühl.

Es lief alles soweit gut. Aber dann wurde meine Oma einen Monat nach seiner Geburt schwer krank. Wir pendelten zwischen Krankenhaus und später Pflegeheim hin und her. Natürlich wollten wir unseren Sohn nicht ständig ins Krankenhaus mitnehmen. So war er schon früh bei den Großeltern und sie fütterten ihn mit Pre-Milch. Mit 10 Monaten hat sich unser Sohn selbst abgestillt. Ohne meinen Mann hätte ich das alles nicht geschafft. Er hat mich immer unterstützt.

Schmerzen ohne Ende

Unsere Tochter kam am 27. Februar dieses Jahres nur 11 Tage zu früh auf die Welt. Direkt nach der Geburt durfte ich sie anlegen. Und das war ein so tolles Gefühl. Wir haben im Kreißsaal gekuschelt und ich habe diese Zeit sehr genossen. Das erste Anlegen war allerdings sehr schmerzhaft und fühlte sich an, als ob ihr Mund voller Zähne war. Die ersten Tage waren der Horror. Immer wenn ich sie angelegt habe, hat es so sehr weh getan. Ich war kurz davor aufzugeben. Im Krankenhaus wurde ich sogar gelasert, damit es besser wurde. Sie hat mehrmals Blut gespuckt, weil die Brustwarzen total entzündet waren. Es war die Hölle. Aber dieses Mal war ich sehr stolz, mit ihr ins Stillzimmer zu gehen.

Zuhause hatte ich fast jedes Mal eine Blockade, wenn sie wieder trinken sollte. Es hat immer ein paar Minuten gedauert, bis ich mich überwunden hatte. Die Schmerzen wollten einfach nicht aufhören. Ohne Schmerztabletten und Kühlkompressen ging nichts. Dank der Unterstützung meines Mannes hat es aber immer wieder geklappt. Mit Hilfe der Hebamme habe ich es innerhalb von drei Wochen doch geschafft. Und jetzt ist das Stillen einfach nur schön.

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