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“Da sie einige Startschwierigkeiten hatte, kam sie sofort auf die Frühchenintensivstation.” (Stillgeschichte von Lea Marie)

Meine große Tochter kam im Juli 2012 in der 36. Ssw zur Welt. Sie war Gott sei Dank komplett gesund, bis auf ihre Trinkschwäche. Für mich war eigentlich immer klar, dass ich stillen werde, wenn ich jemals Kinder habe. Das Stillen meiner großen hat dann aber gar nicht funktioniert. Sie hatte keine Kraft von der Brust zu saugen, also gaben ihr die Schwestern die Flasche. Die Ärzte haben dann auch versucht das Zungenbändchen zu durchtrennen, weil es angeblich an dem lag und von den Schwestern bekamen wir Stillhütchen, aber nichts half. Ich glaube, dass dies auch meine postpartalen Depressionen gefördert hat. Ich wusste ich sollte glücklich sein, immerhin hatte ich ein bezauberndes Engelchen zur Welt gebracht, und trotzdem musste ich den ganzen Tag weinen. Ich hab in der Zeit im KH auch immer mehr eine Abneigung gegen das Stillen entwickelt, da die Schwestern die kleine so brutal gegen meine Brust pressten, dass sie weinen musste und ich die Schwester am liebsten erschlagen hätte. Nach 5 Tagen wurden wir entlassen, fuhren aber immer wieder auf die Stillambulanz. Nachdem das aber alles nichts brachte beschlossen wir gemeinsam, dass ich abpumpe und meine Prinzessin die abgepumpte Muttermilch bekommt. Nach drei Monaten musste ich jedoch aufhören, da ich köperlich und psychisch total am Ende war.

Dann kam die große Überraschung. Als unsere Große 4 Monate war erfuhr ich bei einem Frauenarzttermin, dass ich wieder schwanger sei, dabei hatte ich doch die Stillpille. Im ersten Moment war ich total überfordert, da es mir psychisch noch immer sehr schlecht ging. Die Schwangerschaft war dann alles andere als einfach, 25. Wochen waren geprägt von Krankenhausaufenthalten, Erbrechen und Infusionen. Unsere zweite Prinzessin kam dann ganz überraschend in der 34. Ssw zur Welt. Da sie einige Startschwierigkeiten hatte, kam sie sofort auf die Frühchenintensivstation. Das erste Mal gesehen habe ich meine Tochter erst über 12 Stunden nach der Geburt. Gott sei Dank hatte sich unser zweiter Engel schon so weit erfangen, dass ich sie auf den Arm nehmen konnte und auch anlegen durfte. Zu meiner riesen Überraschung und auch zur Verblüffung sämtlicher Schwestern und der Ärzte begann sie sofort kräftig von der Brust zu saugen. Daher kam ich nun jeden Tag auf die Station um sie anzulegen, den Rest der abgepumten Muttermilch bekam sie über ihre Magensonde und das Flascherl. Als wir dann auf die normale Station verlegt wurden wollte sie auf einmal nicht mehr saugen. Da ich das Spiel ja schon kannte, hab ich halt wieder abgepumpt und ihr die Muttermilch übers Flascherl gegeben. Da ich viel zu viel Milch hatte, hab ich den Rest gespendet.

Als wir dann entlassen wurden, hatte ich für mich beschlossen zu Hause wieder langsam das Stillen zu versuchen. Also hab ich die kleine Maus anfangs einmal täglich angelegt statt abzupumpen und das immer häufiger so gemacht. Duch die Doppelbelastung hatte ich jedoch sehr schnell sehr wunde, offene Brustwarzen, was mit starken Schmerzen verbunden war. Da zu dem Zeitpunkt eine Stillmahlzeit auch eine gute Stunde und länger dauerte und Mäuschen alle zwei Stunden kam, war ich kurz vorm Aufgeben. Ich hatte auch das Gefühl meine Große zu vernachlässigen, da die kleine ja ununterbrochen am Busen hing. Aber mit dem guten Zuspruch und der Hilfe meiner Mutter, die selbst alle vier ihrer Kinder gestillt hat, hab ich diese Zeit überbrückt. Ins KH zur Stillambulanz wollte ich nicht mehr, da ich das noch bildlich vor Augen hatte, wie sie meine Große so brutal gegen meine Brust gepresst hatten.

Der erste Ausflug ganz ohne Fläschchen als Sicherheit war ein riesen Ereignis für mich (ich glaub Mäuschen war da schon kanpp 3 Monate). Wir waren im Tiergarten und anfangs traute ich mich nicht in der Öffentlichkeit zu stillen. Ich habs mit einer Decke drüber versucht, was meine Maus mit lautem Schreien kommentiert hat. Also hab ich mich überwunden und wir haben das erste Mal in der Öffentlichkeit gestillt.

Obwohl das Stillen nun endlich funktionierte, fragte ich mich noch immer was dieses tolle Stillgefühl sein sollte, von dem jeder schwärmt. Ich hab zu dem Zeitpunkt einfach gestillt, weil ich meiner Maus die beste Nahrung geben wollte, gerade weil sie eben zu früh war und ihr Immunsystem eh nicht so gut ist.

Dann als Mäuschen ca 4 Monate alt war, lernte ich endlich dieses tolle Gefühl kennen. Ja, ab diesem Zeitpunkt hatte das Stillen einen richtigen Suchtfaktor und ich war sooo froh, dass wir all die Startschwierigkeiten gemeistert hatten und mit viel Geduld nun voll stillen.

Nun ist meine kleine Prinzessin fast 5 Monate und wir stillen immer und überall, je nach ihrem Bedarf eben. Wir sind überglücklich damit und ich bin echt stolz auf uns, dass wir diese Aufgabe geschafft haben. Ich finde das Stillen auch super pratkisch, gegenüber dem Fläschchen, und ich hab ja den Vergleich, da man einfach viel weniger mitbraucht, wenn man unterwegs ist, die Nahrung immer perfekt temperiert ist und nachts kann ich einfach gemütlich weiterschlafen, während die süße Maus an meiner Brust trinkt.

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1 Comment

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    "Abpumpen auf der Intensivstation – ein Still-Albtraum" - Stillgeschichte - bedürfnis-orientiert.de
    26. Juli 2017 at 11:57

    […] Blicken. Geschichten, die man gar nicht hören will, weil man mit sich selbst beschäftigt ist. Viele Babys die viel zu früh gekommen sind wie meine Zwillinge. Manche haben einen Gendefekt. Andere wiederum warten auf eine Herz-OP. Die […]

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