Browsing Tag

Kommunikation

Kommunikation

Warum mein Kind nicht teilen muss.

 

Warum mein Kleinkind nicht teilen muss.

Stell dir vor du sitzt in einem Café. Auf deinem Tisch liegen deine Zeitschrift, dein Smartphone und dein Laptop an dem du gerade arbeitest oder Weihnachtsgeschenke für deine Familie bestellst. Neben dir auf einem der Stühle steht deine Handtasche. Natürlich hast du dir auch ein Getränk und ein Stück Kuchen bestellt.

Du bist hochkonzentriert und völlig in deinen Laptop vertieft. Als du zwischendurch einmal hochschaust, weil einem Kellner ein Glas zu Bruch gegangen ist fällt dir auf, dass dich eine Frau drei Tische weiter sehr intensiv mustert. Als sie bemerkt, dass du sie wahrgenommen hast, steht sie auf und kommt zu dir herüber. Sie stellt sich, ohne ein Wort zu sagen neben dich und guckt dir bei deiner Tätigkeit zu. Da du einfach in Ruhe weiter arbeiten möchtest, ignorierst du sie höflich und widmest dich wieder deinem Laptop. Nach kurzer Zeit setzt sie sich zu dir an den Tisch und betrachtet die Dinge die du darauf abgelegt hast.

Dann nimmt sie sich, immer noch wortlos, deine Zeitschrift und fängt an, sie durchzublättern. Da sie anscheinend nichts interessantes darin findet, greift sie jetzt nach deinem Smartphone. Das hast du zwar durch einen Code gesichert, aber die fremde Frau vertreibt sich trotzdem eine ganze Weile die Zeit damit, dass sie versucht, diesen zu knacken. Als all ihre Versuche erfolglos bleiben wendet sie sich irgendwann deiner Handtasche zu, öffnet sie und fängt an, darin herum zu wühlen.

Klingt das für dich nach einem realistischen Szenario?

Vermutlich nicht, denn an irgendeinem Punkt hättest du die Frau wahrscheinlich angesprochen, sehr deutlich zum Ausdruck gebracht, dass dies deine Sachen sind und du nicht möchtest, dass sie diese einfach anfasst und benutzt. Überlege einmal kurz für dich, an welchem Punkt das gewesen wäre. Schon, als die Frau sich neben dich gestellt hat? Als sie sich wortlos an deinen Tisch gesetzt hat? Als sie nach deiner Zeitschrift gegriffen hat? Oder erst als sie versuchte dein Smartphone zu entsperren?

Dieses „unrealistische Szenario“ spielt sich täglich tagtäglich tausende Male ab – auf Spielplätzen, in Krabbelgruppen und bei privaten Treffen von Müttern mit kleinen Kindern. Und ganz ehrlich: ich kann diese Mütter verstehen! Denn es geht 1. nicht um ihre eigenen Sachen sondern „nur“ um das Sandspielzeug ihrer Kinder und nicht etwa um Handtasche und Smartphone und 2. und viel wichtiger: wer möchte als Mutter schon den Verdacht aufkommen lassen, dass man sein eigenes Kind zum „Geizkragen“ erzogen hätte, der all seinen Besitz für sich alleine hortet und damit vielleicht irgendwann vereinsamt (in der schlimmstmöglichen Mutterphantasie)?

Und ich gebe offen zu, dass auch ich schon ab und zu mal in diese Falle getappt bin.

Das passiert mir besonders dann, wenn ich eigentlich gerade mit etwas anderem beschäftigt bin, als mit meinem Kind, das in Ruhe vor sich hin spielt. Das nächste zu schreibende Buch, der nächste Artikel, e-Mails die ich noch schreiben muss und im Kopf vorformuliere während ich nebenbei schon mal mental die Einkaufsliste anfange. Man hat ja mit Kind so selten mal ruhige Minuten für sich, in denen man solche Dinge planen kann, also will jede freie Minute effektiv genutzt werden!

Trotzdem ist es so, dass die Spielsachen deines Kindes nun mal ihm gehören, dass sie sein/ihr Besitz sind und das man diesen mit Fremden – und selbst mit Bekannten – nicht einfach mal eben so teilt.

„Aber mein Kind muss doch lernen, auch mal etwas abzugeben, sonst wird es doch total unsozial!“denkst du dir jetzt vielleicht. Ja, natürlich möchten wir alle gerne, dass unsere Kinder sozial und vor allem auch sozial akzeptiert werden. Aber das funktioniert, wie in allen Belangen der Kindererziehung, am allerschlechtesten mit Zwang oder ewigem erklären und überreden.

Und wie lernt dein Kind nun das Teilen?

Dein Kind wird teilen lernen – wenn du es ihm vorlebst. Was nicht bedeuten soll, dass du jetzt plötzlich anfangen musst, deine Besitztümer mit völlig Fremden zu teilen. Es reicht völlig aus, deinem Kind dies im Familienkreis in eurem Alltag vorzuleben. Und wenn es irgendwann so weit ist und nachvollziehen kann, wie man sich fühlt wenn man gerne etwas hätte, das jemand anderes gerade hat( was ungefähr mit 6 Jahren der Fall ist, wenn die Empathiefähigkeit deines Kindes sich so weit entwickelt hat) dann wird es von ganz alleine anfangen zu teilen – in seinem Tempo, seinem Charakter entsprechend und ganz ohne Zwang.

Familie Kommunikation

Windelfrei – was ist das und was kann es?

Mein Mann und ich waren mit unserem 7 Wochen alten Baby auf einer Feier in einer Gaststätte. Als ich mit dem Minikind auf die Toilette ging wurde ich von einer Frau freundlich gefragt, ob sie das süsse Kind halten solle bis ich fertig bin. Ich lehnte dankend ab und verschwand mit Baby hinter der Klotüre. Nämlich nicht ich musste aufs Klo, sondern das Baby. „Aber zum Windeln wechseln gibt es doch Wickeltische!“ könnte man einwenden. Bei unserem Baby gab es aber nichts zu wechseln, denn das Baby hatte noch gar nicht gemacht! Wir haben nämlich ein „windelfreies“ Kind. Aber das konnte die hilfsbereite Frau ja nicht wissen…

Windelfrei bedeutet, wörtlich genommen, frei von einer Windel zu sein. Im deutschsprachigen Raum wird der Begriff meist verwendet für eine besondere Art des Umgangs mit Babys bzw. der Säuglingspflege.
Windelfrei, Natürliche Säuglingspflege (NSP), Ausscheidungskommunikation, Elimination Communication (EC) und TopfFit sind alles Begriffe dafür, ein Baby seine Ausscheidungen nicht in eine Windel machen zu lassen, sondern auf sein Bedürfnis diesbezüglich einzugehen und es abzuhalten (= über ein Töpfchen, Toilette, Wiese… zu halten), wenn es mal muss.
Hier ist auch ein großer Unterschied zum fälschlicherweise oft dafür gehaltenen Töpfchentraining oder Sauberkeitserziehung:

Bei windelfrei hält man das Baby ab wenn das Baby signalisiert, dass es mal muss (geht vom Kind aus). Bei der Sauberkeitserziehung wird das Kind aufs Töpfchen gesetzt, wenn der Erwachsene glaubt, dass es mal muss oder müssen soll, manchmal so lange bis es etwas gemacht hat (geht vom Erwachsenen aus). Dieses nur mal ganz grob zur Erklärung.

Was bringt es mit seinem Baby windelfrei zu machen?

Welche Vorteile hat windelfrei gegenüber dem Wickeln mit (den „praktischen“) Wegwerfwindeln?

Man spart natürlich eine Menge Windeln. Das ist gut für den eigenen Geldbeutel und für die Umwelt. Man muss weniger einkaufen und weniger Müll entsorgen. Auch der gesundheitliche Aspekt ist erwähnenswert: keine Windeldermatitis und Reduzierung von Koliken (weil die Babys nicht anhalten oder in die Windel drücken müssen).
Die Bindung zum Kind wird gefördert, da es sich in all seinen Bedürfnissen wahrgenommen fühlt. Ein häufig beobachteter Nebeneffekt ist das meist recht frühe trocken werden, im Vergleich zu den mit Plastikwindeln gewickelten Kindern.

„Aber woher weiß das Baby, dass es mal muss? Und wie erkenne ich das?“

Schon lange bevor sie sprechen können kommunizieren Babys über Körpersprache, Mimik, Laute und Gesten. Genauso wie ein Baby merkt, dass es müde oder hungrig ist und dies durch Körpersprache und Laute mitteilt, so tut es dies auch wenn es mal muss. Den meisten Eltern ist bekannt, dass Babys Bauchschmerzen verspüren. Blase und Darm befinden sich bekanntermaßen auch im Bauchraum und ein Baby spürt, genau wie wir, wenn Blase und/oder Darm zu voll ist und eine Entleerung bevor steht.
So wie jedes Kind Hunger oder Müdigkeit anders und unterschiedlich intensiv anzeigt durch Schmatzen oder Saugen an den Händen, Reiben der Augen oder Gähnen, so gibt es auch mehrere Anzeichen und Signale für „ich muss mal“. Ein oft dafür vorkommendes Zeichen, das viele Mütter eventuell schon beobachtet, es aber nicht als solches erkannt haben, ist Unruhe während des Stillens.

Windelfrei ist kein „Supermami-Wettbewerb“! Windelfrei ist eine Option, eine Alternative, eine Ergänzung zum täglichen Leben mit einem Baby oder Kleinkind. Windelfrei ist eine wunderschöne Möglichkeit auch auf diese Bedürfnisse des Kindes einzugehen.

Weitere Informationen zu diesem Thema gibt es unter www.windelfrei-hamburg.de .

Kommunikation

“Was soll ich tun, wenn mein Kind bockt, trotzt und schreit?”

Es macht mich immer wieder traurig, wenn ich eine Frage, wie die oben stehende in einer Mamagruppe bei Facebook oder einem Forum sehe, und dann die entsprechende Antworten dazu lese.

Nach wie vor sind die meist gegebenen Ratschläge: ignorieren oder “ausbocken lassen” in Form von Kind in ein anderes Zimmer/den Flur oder tatsächlich auf die stille Treppe zu schicken.

Wenn ich so was lese frage ich mich immer,

ob die entsprechenden Mütter auch so mit ihren Männern umgehen bzw. ob sie es okay finden würden, wenn so mit ihnen umgegangen wird. Klar, bei Erziehung darf natürlich jedes Elternteil machen was er/sie will, aber ein Kind zu ignorieren bzw. in seinem Zimmer festzusetzen empfinde ich persönlich schon fast als Zuwiderhandlung des §1631 BGB Absatz 2 in dem es heißt: “Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig.”

Wenn die Emotionen bei uns Erwachsenen hochkochen erwarten wir von den Menschen die uns nahe stehen auch ein gewisses Maß an Verständnis, an Halt, an zuhören und “da sein” – also Unterstützung dabei, mit diesen Gefühlen umzugehen. Von Kindern erwarten wird  aber häufig, dass sie mit 2-3 Jahren sich und ihre Gefühle schon so im Griff haben, wie wir Erwachsenen. Dabei ist das genau das Alter, in dem Gefühle bei den Kindern plötzlich ein großes Thema werden. Die Autonomiephase ist auf ihrem Höhepunkt. Unsere Kleinen sind plötzlich ganz groß und wollen alles selber machen – was natürlich nicht immer funktioniert und dann ist der Frust oft groß und die Gefühle auch.

Kinder müssen den Umgang mit Emotionen von uns lernen,

wie sie von uns lernen, sich die Schuhe zu zubinden, sich anzuziehen oder mit Besteck zu essen. Sie lernen am Vorbild und sie lernen durch Beobachtung – das allerwenigste lernen sie aus Dingen, die wir versuchen, ihnen aktiv “einzutrichtern”. Wir müssen als auch beim Thema Emotionen und Umgang mit Konflikten ein Vorbild für unsere Kinder sein. Das macht es nicht wirklich leichter.

Wie sollten wir also mit unseren (Klein)Kindern umgehen, wenn die Gefühle sie übermannen und sich ein Schreikrampf ankündigt? Ich versuche mich mal an einer “Anleitung”:

Vorüberlegungen

  • Hinterfrage immer wieder deine Handlungen und gelegentlich auch Regeln die du mal aufgestellt hast: sind dass überhaupt deine Werte oder die, die du einfach von deinen Eltern übernommen hast (zum Beispiel “Mit Essen spielt man nicht.”?). Passen die Regeln und Grenzen zu eurer aktuellen Situation und zu euch als Familie? Sind sie authentisch?
  • Sei/Werde dir deiner eigenen, aktuellen Situation bewusst: wie geht es dir grade, bist du gestresst, hast du Zeit und Ruhe, hast du Kopfschmerzen oder grade ein anstrengendes Telefonat hinter dir?
  • Egal wie es dir grade geht, denk daran, dass du deine Laune nicht an deinem Kind auslassen solltest. Auch wenn dein Kind der Grund dafür ist, dass du grade gestresst bist – für DEINEN Umgang mit DEINEN Emotionen bist nur DU selbst verantwortlich!

Konkrete Schritte

  1. Geh auf Augenhöhe mit deinem Kind.
  2. Sprich ruhig und in kurzen Sätzen.
  3. Versuche, die Emotionen deines Kindes zu erraten, ernsthaft aufzunehmen und verbalisiere diese für dein Kind “Du bist jetzt wütend/traurig/hast Angst, weil…” Dein Kind wird dir in den allermeisten Fällen sagen, ob du richtig liegst oder nicht.
  4. Sei und bleib bei deinem Kind (es sei denn, es äußert sich anders), biete ihm Körperkontakt an und halte seine Gefühle aus (tröste wenn nötig) – klingt einfach, ist aber oft der schwierigste Teil!

Grade Kleinkinder brauchen das Gefühl, verstanden zu werden in ihrem Kummer – so irrational oder unwichtig er euch vielleicht auch erscheint!

Warnung: diese “Anleitung” ist keine Instantlösung! Dein Kind braucht Zeit um sich seiner Gefühle bewusst zu werden und zu lernen, sie zu benennen – aber es lohnt sich sehr diese “Arbeit” zu investieren!

 

Literaturtipps:

Clevere Kommunikation mit Kleinkindern

Liebe und Eigenständigkeit: Die Kunst bedingungsloser Elternschaft, jenseits von Belohnung und Bestrafung

Aus Erziehung wird Beziehung

Nein aus Liebe: Klare Eltern – starke Kinder

 

Kommunikation

Unerzogen – Anti-autoritäre Erziehung im neuen Gewand?

Der Begriff unerzogen weckt bei vielen spontan die Assoziation zu (übrigens auch falsch verstandener) anti-autoritärer-Erziehung und verwahrlosten Kindern deren Eltern alles egal ist. Dabei ist es – so mein bisheriger Eindruck – sehr viel schwieriger sein Kind unerzogen aufwachsen zu lassen als irgendwie anders. Denn unerzogen meint vor allem: nicht erzogen im klassischen Sinne von Erziehung (die nichts anderes ist als Dressur, Manipulation und das Einfordern von Gehorsam) und trotzdem nicht Grenzenlos.

Es geht darum, dass die in einer Familien geltenden Regeln für alle gelten

– und nicht nur für die Kindern. Darum dass alle Mitglieder einer Familie gleichwertige Bedürfnisse haben und diese auch als gleichwertig wahr- und anzunehmen. Was trotzdem nicht bedeutet, dass auch alle Bedürfnisse jederzeit gleichwertig umgesetzt werden können oder gar sollen! Denn damit würde man seinem Kind den wichtigen Lernprozess natürlicher Grenzen nehmen. Sehr oft kollidieren die Bedürfnisse von Eltern und Kind(ern) schon bei Kleinigkeiten. Dann geht es darum, dass jeder sein Bedürfnis zumindest äußern kann und soll – auch wenn diesem nicht immer entsprochen werden kann. Denn so ist das Leben nun mal. Aufgabe der Eltern ist in diesem Fall, das Bedürfnis wahrzunehmen, es zu spiegeln so dass das Kind das Gefühl hat auch tatsächlich gehört worden zu sein, und dem Kind dann beim Umgang mit seinem Emotionen zu begleiten, wenn sein Bedürfnis in diesem Moment eben nicht erfüllt werden kann.

Es geht darum, alte Erziehungsmethoden und –muster zu hinterfragen

und sich Gedanken darum zu machen, ob 2-jährige beispielsweise wirklich noch keinen Apfel schneiden können oder ob ich das lieber selber mache, weil es schneller geht , weniger Dreck macht und ich außerdem übertriebene Angst um die Finger meines Kindes habe. Bei unerzogen geht es darum, mich selbst und meine Gedanken und Gefühle mindestens genauso gut im Blick zu haben wie mein Kind um ihm eigenes lernen und wachsen zu ermöglichen. Denn wie oft nimmt man in der konventionellen Erziehung seinem Kind etwas voraus, weil man sein eigenes Bedürfnis nach Sauberkeit oder schnell-fertig-werden wichtiger findet als das Bedürfnis seines Kindes, etwas zu lernen und zu erfahren?

Marlene Freund Ich erkläre den Unterschied zwischen “erzogen”, “antiautoritär” und “unerzogen” in der Kurzform so:
erzogen: ein anderer setzt für dich die Grenzen
antiautoritär: es gibt für keine eine Grenze
unerzogen: ich zeige, wo meine Grenze ist

Es geht darum, ein Kind darin zu bestärken, sich selbst zu finden, seine eigenen Entscheidungen zu treffen und ein selbstständiger Mensch zu werden.

Auf dem schmalen Grat zu balancieren um zu entscheiden, ob Intervention angebracht ist oder nicht, ob ich mit einem Hilfsangebot schon die Konzentration störe und ob ein Kleinkind wirklich schon entscheiden kann, wann es wie viel isst. Es geht um Vertrauen in das eigene Kind und seine angeborenen Fähigkeiten, darum Mut zu machen und zu haben, den Rücken zu stärken und Aufzufangen, wenn etwas nicht geklappt hat. Den eigenen Perfektionsdrang hinten anzustellen und dem Kind eine Umgebung zur Verfügung zu stellen, in der es sich gefahrlos auch mal einen Moment ohne ständig prüfende Blicke von Mama und Papa aufhalten kann.

Aber niemals geht es darum, in einer gefährlichen Situation nicht auch mal „Nein!“ zu sagen.

Ich bin natürlich längst keine unerzogen-Expertin und dieser Artikel ist nur aufgrund eines anderen Blogartikels entstanden, über den ich mich geärgert habe. Zum weiterlesen wird – unter anderem – dieser Artikel empfohlen: http://kraetzae.de/erziehung/erziehen_ist_gemein/

Ein zweiter Artikel zum Thema unerzogen ist als Gastbeitrag hier veröffentlicht worden.

Und es gibt natürlich auch noch das unerzogen-Magazin, dass ich persönlich sehr empfehlen kann, da ich es selbst abonniert habe 😉

Bücher zum Thema:

Liebe und Eigenständigkeit: Die Kunst bedingungsloser Elternschaft, jenseits von Belohnung und Bestrafung

Aus Erziehung wird Beziehung: Authentische Eltern – kompetente Kinder

Grenzen, Nähe, Respekt: Auf dem Weg zur kompetenten Eltern-Kind-Beziehung

Wir sind für dich da: 10 Tipps für authentische Eltern

Kommunikation

35 Sätze für eine beziehungsfördernde Kommunikation zwischen Eltern und Kindern

…und natürlich auch für die Kommunikation mit anderen Menschen.

Wer das mal ausprobieren möchte, der kann sich die Sätze einfach hier aus dem Beitrag kopieren, sie in ein Word-Dokument einfügen und sich die Liste dann für ein paar Wochen an den Kühlschrank hängen, um mal auszuprobieren, ob sich tatsächlich etwas verändert wenn man versucht sich so mit seinem Kind zu verständigen statt “du sollst” und “du musst” und “mach jetzt sofort” zu verwenden.

Viele der Sätze eignen sich auch um sie mit dem/der Partner/Partnerin oder zum Beispiel mit den Arbeitskollegen auszuprobieren um zu sehen, ob sich auch in auch die diesen Beziehungen etwas verändert.

Ich probier es auf jeden Fall mal aus und freue mich über jeden, der auch an diesem Experiment teilnehmen und mir hinterher davon erzählen möchte 🙂

 

35 Sätze für eine “beziehungsfördernde Kommunikation” zwischen Eltern und Kindern

Wie können wir das zusammen lösen?

Was glaubst du, was das Problem ist?

Als wir das das letzte Mal gemacht haben, was hat da funktioniert? Sollen wir es es wieder so machen?

Möchtest du das auf eine bestimmte Art und Weise machen?

Wie würdest du das machen?

Lass(t) es uns zusammen/als Team versuchen!

Kannst du mir eine anderen Art und Weise zeigen um das zu machen?

Hast du irgendwelche Ideen, wie wir das lösen können?

Was können wir gemeinsam tun, um voran zu kommen?

Ich verstehe. Wie würdest du es denn machen?

Kannst du mir mehr von deinen Ideen dazu erzählen?

Kannst du mir mehr davon erzählen, wie du darüber denkst?

Wenn wir noch einmal von vorne anfangen könnten, was würdest du wollen, dass ich anders mache?

Wenn wir noch einmal von vorne anfangen könnten, was würdest du versuchen anders zu machen?

Was würdest du gerne anders machen/ausprobieren?

Lass uns zurückspulen und nochmal von vorne anfangen.

Möchtest du mir helfen? Würdest du mir helfen?

Ich verstehe. Wie sollte jetzt unser nächster Schritt aussehen?

Darf/Kann ich dir helfen?

Lass es uns nochmal versuchen, dieses Mal zusammen.

Lass es uns nochmal versuchen und du zeigst mir, wie du es machen würdest.

Lass es und nochmal versuchen. Dieses Mal schlägst du einen Weg vor, beim nächsten Mal schlage ich dann einen Weg vor.

Wie wäre es, wenn wir es abwechselnd machen?

Fällt dir eine Lösung ein?

Würdest du gerne meine Idee dazu hören?

Ich würde wirklich gerne deine Ideen dazu hören!

Hast du Ideen dazu, die du mir erzählen würdest?

Lass uns zusammenarbeiten!

Das könnte funktionieren. Sollen wir es so versuchen?

Möchte jemand aushelfen?

Das funktioniert so leider nicht, aber vielleicht fällt uns zusammen ein, wie es funktionieren könnte.

Kannst du mir zeigen wie das geht?

Was wäre, wenn wir es dieses Mal auf eine andere Art versuchen würden?

Was wäre, wenn du es so … versuchen würdest?

Möchtest du Hilfe dabei haben?

Welche Sätze würdet ihr noch hinzufügen?

Kommunikation

“Mein Kind lässt sich nicht anziehen – was soll ich tun?”

Temperaturregulierung ist eines der absoluten Grundbedürfnisse von Menschen!
Was wir häufig vergessen ist: kleine Kinder haben oft noch wenig Vorstellungen von Begriffen wie heiss, kalt, windig oder Regen. Sie müssen erst lernen, dass sie draußen nass-kalte Regentropfen mit hoher Luftfeuchtigkeit erwarten, die sehr schnell sehr unangenehm werden, wenn wir sagen “Du kannst nicht nur im Body raus, es regnet!”. Bis Kinder dieses Verständnis haben sind oft nervenaufreibende Kämpfe um jedes Stücken Stoff mit den Kleinen an der Tagesordnung. Man will ja schließlich das Beste für sein Kind und es soll doch auch nicht krank werden!

Was kann man also tun, um nicht mit seinem Kind kämpfen zu müssen – denn wie wir wissen erzeugt Druck/Zwang bei egal welchem Thema einfach nur Gegendruck bei unseren Kleinen.

Die erste Möglichkeit ist: mit dem Kind morgens vor dem anziehen kurz vor die Tür, auf den Balkon oder die Terrasse zu gehen, so dass es sich selbst einen Eindruck von Temperatur, Wind und Luftfeuchtigkeit machen kann. Mit ein paar erklärenden, nicht-wertenden Worten dazu lernen Kinder so sehr schnell, was sich hinter den einzelnen Begrifflichkeiten für das Wetter so verbirgt. Lernen tut man eben am besten durch Erfahrung und nicht dadurch, dass einem jemand etwas erzählt.

Allerdings wird auch diese Methode vermutlich nicht sofort für eine “absolute Kooperation” eures Kindes sorgen – erwartet also bitte nicht zu viel von euren Zwergen!
Und bedenkt vor allem: jeder Mensch ist unterschiedlich! Jeder hat ein anderes Temperaturempfinden. Für manche Menschen wird es erst ab 20°C draußen angenehm, während Andere dann schon wegen der “Hitze” ins schwitzen kommen und vor einen Ventilator flüchten. Auch bei Kindern ist das schon so! Also beobachte dein Kind vor allem und gestehe ihm zu, dass es eine andere Wohlfühltemperatur hat, als du selbst oder dein Partner.

Die zweite Methode ist etwas “radikaler”, aber sie hat durchaus ihre Berechtigung: lass dein Kind einfach so gehen, wie es will – und pack dir die zusätzlichen Klamotten, von denen du meinst, dass dein Kind sie braucht einfach in eine Tasche. Das klingt jetzt für viele vermutlich wieder sehr nach der (falsch verstandenen) antiautoritären Erziehung der 70er Jahre – tatsächlich gibst du deinem Kind aber einfach die Möglichkeit, seine eigenen Erfahrungen zu machen und daraus zu lernen.
Wie könnte ein Kind schneller lernen, dass Regen nass, Schnee kalt und Sonne heiss ist, als tatsächlich mal in Unterwäsche bei diesem Wetter vor die Tür zu gehen?
Die allermeisten Kinder werden sich innerhalb von kürzester Zeit dann doch etwas anziehen wollen – und du hast ja was eingepackt. Was soll also passieren? Kein Kind wird krank, weil es mal barfuss ein paar Schritte im Schnee gelaufen ist, genauso wenig schadet ein bisschen Regen auf nackter Haut. Also wovor hast DU tatsächlich Angst? 😉

Was man sich allerdings tunlichst verkneifen sollte sind Sätze wie “Siehste, hab ich dir ja gesagt, dass es draußen kalt ist!” Solche Rechthabereien gegenüber einem  Kind sind unnötig und gemein – vor allem, wenn dein Kind so clever war, sich nicht nur mit Worten abspeisen zu lassen, sondern den Dingen selbst auf den Grund gehen zu wollen!

Kommunikation

Lügen haben kurze Beine?

 

Dieser Artikel, der bei den Netmoms erschienen ist, macht mich wütend und traurig zugleich. Da erzählen Eltern ihren Kindern also “Notlügen” damit sie pünktlich um 20 Uhr den Tatort gucken können. Oder drohen damit, ihr Kind alleine zu lassen, wenn es jetzt nicht gehorcht und mitkommt. Da wird damit gedroht den Besitz der Kinder in den Müll zu schmeissen, es wird vorgelogen, über etwas nachzudenken, dass man als Erwachsener schon längst entschieden hat und Kinder werden mit “Ich bin in einer Minute da!” abgespeist. Wozu bitte? Mal ganz davon abgesehen, dass ich nicht den Sinn dahinter verstehe mein Kind anzulügen, wenn ich ihm genauso gut die Wahrheit erzählen kann – ich möchte auch nicht so respektlos behandelt und irgendwann von meinem Kind angelogen werden. Denn genau das lernt ein Kind ja von diesem Verhalten der Eltern: dass es okay ist, zu lügen um seinen Willen durchzusetzen.

Und dann wundern sich Eltern irgendwann, dass ihre Kinder, wenn sie älter werden, ihnen Dinge verschweigen, oder auch anfangen zu lügen: “Ich schlafe bei einer Freundin.” – und tatsächlich schläft sie bei ihrem ersten Freund. “Ich bin spätestens um 22 Uhr zu Hause.” – sagt er und kommt nach Mitternacht. “Ich trinke keinen Alkohol!” – und muss dann volltrunken nach dem Flatratesaufen von der Polizeiwache abgeholt werden. Mir ist bewusst, dass es sich hier um Extrembeispiele handelt – allerdings sind es beileibe keine Einzelfälle.

Kinder lernen ALLES am Vorbild, Positives wie Negatives! Und Kinder nehmen sehr viel mehr wahr, als wir glauben. Dieses Video veranschaulicht diesen Sachverhalt sehr drastisch, aber auch sehr deutlich:

Machen wir uns nichts vor: Kinder lernen sowieso irgendwann, zu lügen. Lügen aus Höflichkeit, aus Angst vor den Konsequenzen oder aus einem starken Wunsch heraus. Gewisse Lügen sind sogar notwendig, um ein soziales, gesellschaftsfähiges Wesen zu werden. Das ist ein bisschen traurig, aber unvermeidbar. Trotzdem kann man seinem Kind gegenüber ehrlich sein – und damit den Grundstein für eine vertrauensvolle Beziehung mit seinem Kind legen. Dass wichtigste dabei ist, dass man erstmal sich selbst und seine eigenen Bedürfnisse auf dem Schirm hat. Also kurz innehalten und überlegen “Was will ich eigentlich grade und warum?”. Und dann dieses Bedürfnis ehrlich äußern.

  • Nicht “Ich komme in einer Minute.” wenn man es gar nicht vor hat
    • sondern “Mama ist erschöpft von der Arbeit und braucht grade mal ein paar Minuten für sich um in Ruhe einen Kaffee zu trinken.”
  • Nicht “Wenn du jetzt nicht aufräumst schmeisse ich dein ganzes Spielzeug in den Müll!”
    • sondern “Die Unordnung in deinem Zimmer nervt mich und das genervt sein macht mir schlechte Laune. Hast du eine Idee, was wir tun können, damit dein Zimmer ordentlicher wird/bleibt?”
  • Nicht “Wenn du jetzt nicht mitkommst lasse ich dich hier stehen!”
    • sondern “Ich will/muss jetzt nach Hause gehen und ich möchte dass du mitkommst.” und dann losgehen – manchmal geht es wirklich nicht anders und man muss los.
  • Nicht “Ich werde darüber nachdenken.” wenn man es schon längst entschieden hat
    • sondern “Ich möchte dass nicht, weil es mir [so und so] damit geht.”
  • Nicht “Wenn du die Wahrheit sagst bekommst du keinen Ärger” – es sei denn, man meint es auch tatsächlich so
    • sondern “So lange ich nicht weiß, was passiert ist, kann ich dir nicht sagen, wie ich reagieren werde, aber ich höre dir erstmal in Ruhe zu!”
  • Nicht “Für dein Spielzeug gibt es leider keine Ersatzbatterien zu kaufen.”
    • sondern “Dein Spielzeug ist mir zu laut und tut mir in den Ohren weh. Bitte geh in ein anderes Zimmer und schließ die Tür, wenn du damit spielen willst.”
  • Nicht “Ich habe leider grade kein Geld dabei.”
    • sondern “Ich möchte dir das (jetzt) nicht kaufen.” – man kann nicht immer alles kaufen, warum sollte man sein Kind deswegen anlügen?

Diese Vorschläge sind aus der Gewaltfreien Kommunikation entlehnt. Sie bedeuten nicht, dass man deshalb nicht trotzdem mit Tränen und Diskussionen rechnen muss – aber sie schaffen auf lange Sicht eine wesentlich ehrlichere Beziehung zwischen Eltern und Kindern insgesamt und können damit vielleicht sogar die oben genannten Extremfälle verhindert werden.

Kommunikation

Bei bedürfnisorientierter Erziehung geht es um Respekt

 

Dank dem Natural Parents Network – einem Zusammenschluss internationaler englischsprechender Blogger, die über das weite Feld der bedürfnisorientierten Erziehung schreiben – kann ich euch nun zwei Mal pro Monat mit Artikeln von Menschen verwöhnen, die das Schreiben zu ihrem Beruf gemacht haben (allerdings werden sie von mir übersetzt 😉 ). Dieser Artikel stammt von Lauren und wurde im Original auf ihrem Blog Hobo Mama veröffentlicht.

Ich muss zugeben, dass ich etwas verwirrt bin wenn die Leute bedürfnisorientierte Erziehung angreifen wie es zuletzt in einigen Kommentaren nach der Veröffentlichung des letzten TIME-Magazine passiert ist. Für mich bedeutet bedürfnisorientierte Erziehung, meine Kinder mit Respekt zu behandeln – und was gibt es da anzugreifen?

Ich stille meine Kinder, weil ich es kann, weil ich mich dafür entschieden habe und weil es das Beste für meine Kinder ist. (Ich drücke das so aus weil manche Eltern nicht stillen können oder sich dafür entscheiden nicht zu stillen und es das ist, was für ihre Familien funktioniert.) Ich respektiere das Bedürfnis meines Babies nach  Ernährung und Nähe und gehe darauf ein, so gut es mir möglich ist. Ich werde weiter stillen so lange dies in unserem gegenseitigen Einvernehmen geschieht, weil ich das weiterhin bestehende Bedürfnis meines wachsenden Kindes nach Nahrung, Gesundheit und Bindung respektiere.

Ich reagiere auf das Weinen meiner Kinder, weil ich es respektiere, dass weinen ein Kommunikationsversuch ist. Besonders wenn sie älter werden kann ich nicht jederzeit sofort auf sie reagieren, oder jeden Schmerz, jedes unangenehme Gefühl nehmen aber ich kann versuchen für sie da zu sein und es mit ihnen durchzustehen. Meine Kinder nehmen mich nicht an die Leine; ich erkenne einfach meine Rolle als einer der Menschen an, mit denen sie ihre intensiven Gefühle teilen möchten.

Ich schlafe neben meinen Kindern, weil wir uns dafür entschieden haben, weil es für uns als Familie funktioniert und weil meine Kinder am besten in Gesellschaft schlafen. Ich kann das völlig verstehen, denn mir geht es genauso. Ich respektiere das Recht anderer Menschen, den Schlaf in ihrer Familie so zu arrangieren, wie es für sie am besten ist und ich respektiere das Bedürfnis meiner Kinder sich nachts sicher zu fühlen.

Ich trage meine Kinder mit mir herum, wenn ich kann, weil ich weiß, wenn man weniger als einen Meter groß ist kann man oft nicht viel sehen. Ich weiß, dass Babys dankbar für die Bewegung und die Wärme sind, die sie erfahren, wenn sie in die Arme ihrer Bezugspersonen gekuschelt sind und ich nutze Tragehilfen die mir Beweglichkeit ermöglichen und gleichzeitig die Sehnsucht meines Babies nach Nähe respektieren. Im Endeffekt ist es so einfacher für mich weil das Baby auf diese Art Anteil an allem nehmen kann und ich trotzdem meines Tagesablauf schaffe. Wenn meine Kinder älter werden, verlasse ich mich auf Umarmungen, Tobereien, Rücken kratzen, Haare wuscheln und Augenkontakt um unsere körperliche Verbindung aufrecht zu erhalten, weil wir alle niemals dem Bedürfnis nach liebevollen Berührungen entwachsen.

Ich praktiziere sanfte Disziplin weil ich es als meine Verantwortung als erwachsene Partei verstehe, mich meines Alters entsprechend zu verhalten und ich vermittele in jedem Konflikt den meine Kinder und ich mit einander oder mit anderen Menschen haben. Ich glaube, dass meine Kinder obwohl sie jung sind es wert sind, dass ihre Stimmen gehört und ihre Gefühle respektiert werden und das sie Hilfe brauchen um herauszufinden, was sie ihnen hilft. Ich bin keine magische, geduldige Heillige (ganz sicher nicht) aber Sam und ich versuchen ein Atmosphäre in unserer Familie zu schaffen in der all unsere Bedürfnisse mit in die Überlegungen einbezogen werden und in der Erwachsene nicht jede Auseinandersetzung gewinnen müssen nur weil wir es könnten, wenn wir wollten. Mir ist es lieber, dass jedes Mitglied unserer Familie sich gehört und respektiert fühlt, und meine Kinder als die unabhängigen, kreativen Denker aufwachsen die sie sind, als das ich augenblicklichen Gehorsam verlange, auf Kosten ihres Gefühls für ihren Selbstwert und der Bindung zu ihrem Vater und mir. Weil dieser Erziehungsstil das gesamte dominante Paradigma in Frage stellt verstehe ich, warum dies in unserer Kultur als „staatsfeindlich“ angesehen wird und dazu führt, dass man als Fußabtreter seiner Kindes bezeichnet wird, die verwöhnte Blagen großziehen, aber… ich sehe das einfach nicht so. Weil ich meine Kinder respektiere und ich würde es es nicht anders wollen, als dass jeder von uns eine Stimme in dieser Familie hat.

Ich verstehe bedürfnisorientierte Erziehung nicht als einen Schutz gegen die Widrigkeiten des Lebens. Meine Kinder dürfen ihren eigenen Weg gehen wenn sie älter werden – und sie werden sich eventuell Wege wählen, die ich nicht aussuchen würde. Das ist der Preis den man zahlt, wenn man Freiheiten zulässt, vermute ich – aber ich muss sagen, ich weiß von Familien die ich kenne, deren Kinder nicht mit Freiheiten aufwuchsen, die sich trotzdem für einige unglückliche Wege in ihrem Leben entschieden haben.

Ich sehe bedürfnisorientierte Erziehung zudem nicht als eine Art Märtyrertum an, dem ich mich verschieben habe. Meistens macht die bedürfnisorientierte Erziehung mir das Leben als Elternteil einfacher weil sie mir deutlich macht, was Babies rein evolutionstechnisch als „menschliche Primaten“ erwarten und was ich tun kann um diese Bedürfnisse zu befriedigen und trotzdem mein inneres Gleichgewicht zu finden. Es hilft natürlich, dass ich die bedürfnisorientierte Erziehung zusammen mit einem anderen Vollzeit-Elternteil praktiziere – mein mich unterstützender Partner Sam – und mit anderen Eltern und werdende Eltern in der Gemeinschaft um uns herum. Bedürfnisorientierte Erziehung funktioniert wie jede Erziehung am besten in einer „Dorfgemeinschaft“ und sie kann sehr anstrengend sein, wenn man sie alleine anstrebt. Dies soll allerdings keine Gegenrede sein, es ist nur die Kehrseite einer vorherrschenden Kultur die sich nicht daran orientiert, was Kinder und Eltern brauchen.

Wenn die Leute mich darauf hinweisen, dass bedürfnisorientierte Erziehung eine Modeerscheinung ist, oder etwas das man machen aber auch lassen kann oder das es zu kompliziert ist oder zu wischi-waschi oder zu „extrem“ frage ich sie: Wie kann irgendjemand dagegen argumentieren unseren Kindern mit Respekt zu begegnen? In welchem Universum könnte es jemals verkehrt sein, die Bedürfnisse unserer verletzlichsten Familienmitglieder anzuerkennen und zu versuchen diese Bedürfnisse auf eine Art und Weise zu erfüllen, die für unsere Familie funktioniert? Man muss im Hinterkopf behalten, dass dieser Respekt für uns als Eltern genauso gilt: wir respektieren uns, suchen unser inneres Gleichgewicht, Unterstützung und Kompromisse, wo sie nötig sind. Und indem wir uns selbst, den Elternteil an unserer Seite und unsere Kinder respektieren leben wir unseren Kinder gleichzeitig vor, uns im Gegenzug auch zu respektieren. Dieser Respekt wird auf diese Art und Weise weiter getragen, in unsere Beziehungen mit Anderen außerhalb unserer Familie und legt somit die Basis für respektvolle Interaktionen.

Ich sehe bedürfnisorientierte Erziehen also nicht als etwas an, das außerhalb unserer heutigen, kulturellen Normen liegt, in den meisten Fällen zumindest. Manchmal behandeln Eltern ihre Kinder mit Respekt und haben eine gute Bindung aber sie nennen es nicht bedürfnisorientierte Erziehung weil sie nicht im Familienbett schlafen oder weil sie nicht länger als sechs Monate gestillt haben oder aus irgendeinem anderen Grund und trotzdem bin ich der Meinung, dass wir in den Grundzügen sehr gleiche Ansichten haben. Und auf der anderen Seite gibt es Menschen, die von sich selbst sagen, dass sie bedürfnisorientiert erziehen und die trotzdem den (sehr viel dominanteren) Gedanken zum Opfer fallen, dass Kinder als „unzivilisierte Biester“ auf die Welt kommen die erst zu vernünftigen Menschen geformt werden müssen. Ich denke, dass bedürfnisorientierte Erziehung diese Basis des Respekts braucht um sich wirklich bedürfnisorientierte Erziehung nennen zu dürfen.

Am Ende sehe ich keinen wirklichen Diskussionspunkt, wenn es um bedürfnisorientierte Erziehung geht. Ich bin ein bedürfnisorientierter Elternteil. Ich respektiere meine Kinder, mich selbst, meine Familie und die Menschen um uns herum und ich gebe meine Kinder eine sichere Basis die es ihnen ermöglicht, diesen Respekt sich selbst und anderen zukommen zu lassen.

Weil ich Mutter genug bin.

Ja, auch diese Webseite verwendet Cookies. Hier erfahrt ihr alles zum Datenschutz