Kommunikation

“Was soll ich tun, wenn mein Kind bockt, trotzt und schreit?”

Es macht mich immer wieder traurig, wenn ich eine Frage, wie die oben stehende in einer Mamagruppe bei Facebook oder einem Forum sehe, und dann die entsprechende Antworten dazu lese.

Nach wie vor sind die meist gegebenen Ratschläge: ignorieren oder “ausbocken lassen” in Form von Kind in ein anderes Zimmer/den Flur oder tatsächlich auf die stille Treppe zu schicken.

Wenn ich so was lese frage ich mich immer,

ob die entsprechenden Mütter auch so mit ihren Männern umgehen bzw. ob sie es okay finden würden, wenn so mit ihnen umgegangen wird. Klar, bei Erziehung darf natürlich jedes Elternteil machen was er/sie will, aber ein Kind zu ignorieren bzw. in seinem Zimmer festzusetzen empfinde ich persönlich schon fast als Zuwiderhandlung des §1631 BGB Absatz 2 in dem es heißt: “Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig.”

Wenn die Emotionen bei uns Erwachsenen hochkochen erwarten wir von den Menschen die uns nahe stehen auch ein gewisses Maß an Verständnis, an Halt, an zuhören und “da sein” – also Unterstützung dabei, mit diesen Gefühlen umzugehen. Von Kindern erwarten wird  aber häufig, dass sie mit 2-3 Jahren sich und ihre Gefühle schon so im Griff haben, wie wir Erwachsenen. Dabei ist das genau das Alter, in dem Gefühle bei den Kindern plötzlich ein großes Thema werden. Die Autonomiephase ist auf ihrem Höhepunkt. Unsere Kleinen sind plötzlich ganz groß und wollen alles selber machen – was natürlich nicht immer funktioniert und dann ist der Frust oft groß und die Gefühle auch.

Kinder müssen den Umgang mit Emotionen von uns lernen,

wie sie von uns lernen, sich die Schuhe zu zubinden, sich anzuziehen oder mit Besteck zu essen. Sie lernen am Vorbild und sie lernen durch Beobachtung – das allerwenigste lernen sie aus Dingen, die wir versuchen, ihnen aktiv “einzutrichtern”. Wir müssen als auch beim Thema Emotionen und Umgang mit Konflikten ein Vorbild für unsere Kinder sein. Das macht es nicht wirklich leichter.

Wie sollten wir also mit unseren (Klein)Kindern umgehen, wenn die Gefühle sie übermannen und sich ein Schreikrampf ankündigt? Ich versuche mich mal an einer “Anleitung”:

Vorüberlegungen

  • Hinterfrage immer wieder deine Handlungen und gelegentlich auch Regeln die du mal aufgestellt hast: sind dass überhaupt deine Werte oder die, die du einfach von deinen Eltern übernommen hast (zum Beispiel “Mit Essen spielt man nicht.”?). Passen die Regeln und Grenzen zu eurer aktuellen Situation und zu euch als Familie? Sind sie authentisch?
  • Sei/Werde dir deiner eigenen, aktuellen Situation bewusst: wie geht es dir grade, bist du gestresst, hast du Zeit und Ruhe, hast du Kopfschmerzen oder grade ein anstrengendes Telefonat hinter dir?
  • Egal wie es dir grade geht, denk daran, dass du deine Laune nicht an deinem Kind auslassen solltest. Auch wenn dein Kind der Grund dafür ist, dass du grade gestresst bist – für DEINEN Umgang mit DEINEN Emotionen bist nur DU selbst verantwortlich!

Konkrete Schritte

  1. Geh auf Augenhöhe mit deinem Kind.
  2. Sprich ruhig und in kurzen Sätzen.
  3. Versuche, die Emotionen deines Kindes zu erraten, ernsthaft aufzunehmen und verbalisiere diese für dein Kind “Du bist jetzt wütend/traurig/hast Angst, weil…” Dein Kind wird dir in den allermeisten Fällen sagen, ob du richtig liegst oder nicht.
  4. Sei und bleib bei deinem Kind (es sei denn, es äußert sich anders), biete ihm Körperkontakt an und halte seine Gefühle aus (tröste wenn nötig) – klingt einfach, ist aber oft der schwierigste Teil!

Grade Kleinkinder brauchen das Gefühl, verstanden zu werden in ihrem Kummer – so irrational oder unwichtig er euch vielleicht auch erscheint!

Warnung: diese “Anleitung” ist keine Instantlösung! Dein Kind braucht Zeit um sich seiner Gefühle bewusst zu werden und zu lernen, sie zu benennen – aber es lohnt sich sehr diese “Arbeit” zu investieren!

 

Literaturtipps:

Clevere Kommunikation mit Kleinkindern

Liebe und Eigenständigkeit: Die Kunst bedingungsloser Elternschaft, jenseits von Belohnung und Bestrafung

Aus Erziehung wird Beziehung

Nein aus Liebe: Klare Eltern – starke Kinder

 

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