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Mein Stillbuch „Bedürfnisorientiertes Stillen“ kommt am 8.06.17 heraus und ist, ab sofort, hier vorbestellbar!
ICH HABE VERSAGT!!!
Beim ersten Kind hat man so viele Vorsätze. Stillen so lange es geht und bloß keinen Schnuller. Saugverwirrung und und und…. Am Ende kommt es anders und erstrecht als man denkt.
Bereits im Krankenhaus tat das Stillen unfassbar weh, jede Schwester hatte einen anderen Rat, mit einer Schlupfwarze solle ich mir lieber ein Stillhütchen besorgen… Stillberatung Fehlanzeige. Erst in der dritten Nacht zeigte mir eine Schwester, wie es richtig geht. Bis dahin war schon ziemlich viel kaputt. Mir egal. Ich halte durch. Zu Hause nahm die Tortur ungeahnte Höhen an. Schmerzen und Blut so stark, dass ich schon verzweifelt weinte, wenn der kleine aufwachte und ich wusste, er will trinken. DA MUSST DU DURCH! EINWACH WEGSTILLEN! DAS GEHT VORBEI. Dachte ich mir. Ich bastelte mir Donuts aus Mullwindeln, um die Brustwarzen zu schonen. Kaufte mir Milchauffangschalen. Morgens direkt ne Ibo, damit die verschorften Brustwarzen nicht zu sehr wehtuen. Meine Stillbeziehung war von Abneigung geprägt. Abneigung gegen den kleinen Blutsauger. Aber, es würde ja vorbei gehen. Auch die drei Hebammen die sich in Urlaubsablösung die Klinke in die Hand gaben, hatten nur gute Wünsche für mich.
Dann der SUPERGAU.
Schüttelfrost von einem Moment zum anderen. Die Brust wurde so dick, dass ich dachte sie Platzt gleich. Mein Mann rief verzweifelt die zu dem Zeitpunkt zuständige Hebamme an. Ihr Rat: „Quark!“ Da lag ich also zugequarkt und voller Schmerzen, in meinem Iboprofendilirium. Mein Mann erlöste mich, fuhr davon und lieh eine Milchpumpe aus der Apotheke. Es half den Stau etwas zu Lindern, mein Sohn schaffte es mich nach zwei Tagen zu erlösen.
Endlich. Frauenarzttermin. Kontrolle. Schmerzen beim Stillen wären normal. Auch nach zwei Wochen noch… Erst ein Blick auf meine zerschundenen Brustwarzen ließ sie geschockt die Hebamme hinzu rufen. Ihr gemeinsames Urteil. SOFORT aufhören zu Stillen. Antibiose und Schonung. „Sowas schlimmes habe ich noch nie gesehen.“ Die Worte meiner etwas betagten Hebamme, die endlich aus dem Urlaub zurück war. Zwei Wochen nicht Stillen und dann könne man es nochmal versuchen. Ich pumpte also fleißig hellrosa Milch und der kleine Sohn lag zufrieden auch in Papas Arm und duckelte unbeirrt an dem Fläschchen und dazwischen an seinem Schnuller. Für mich brach die Welt zusammen. Ich war am Ende. Weinte im Schlafzimmer, angeschlossen an meine Doppelmelkmaschine und fühlte mich unfähig. ICH HATTE VERSAGT.
Mein Mann war mir eine große Stütze.
Er bestärkte mich in meinem Muttersein und ich gab zu, mit der Flasche konnte auch ich, unser Baby endlich genießen.
Die Wiederbelebung der Stillbeziehung nach zwei Wochen war natürlich für die Katz. Ich hatte keine Anleitung und die Stillberaterin war reine Geldverschwendung. „Mit Fingerfeeden wäre das nicht passiert“ Ja danke, Tschüss!! Also trank mein Erstgeborener zufrieden 6 Monate abgepumpte Muttermilch. Die Medela und ich wurde ein eingespieltes Team. Ich hätte wahrscheinlich auch ein Jahr gepumpt, aber das war leider irgendwie nicht drin. Ein Schicksalsschlag in der Familie ließ den Milchfluss versiegen. Danach gab es Pre-Milch. Noch gefühlt ein Jahr lang… Und den Schnuller über 3 Jahre lang. Aber hey. Unser Sohn ist jetzt 4 und ein prachtvoller kleiner Superheld geworden.
Übrigens: Unser zweiter Sohn ist jetzt fast 17 Monate alt und ich stille ihn nach Bedarf und glücklich noch jeden Tag. 😉
Jen Hartung
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