In Amerika scheinen Stoffwindeln grade eine Renaissance zu erleben – zumindest auf den Seiten die ich regelmäßig besuche. Und auch in Großbritannien scheint das Thema Stoffwindeln schon seit längerem wieder gefördert zu werden – hier sogar von Regierung und Kommunen. Da auf der Insel der Hausmüll zum größten Teil vergraben wird und eine normale Wegwerfwindel Hochrechnungen zu folge ca. 500 Jahre braucht bis sie verrottet ist, bekommen die Briten scheinbar so langsam ein Problem mit ihrem Müll. Also bieten viele Gemeinden und Städte dort mittlerweile kostenlose Volkshochschulekurse zum Thema “Wickeln mit Stoffwindeln” an und die Familien, die sich für diese Methode entscheiden bekommen finanzielle Unterstützung für die Anschaffung und Reinigung der wiederverwendbaren Windeln. Nachdem ich dann Ende Januar noch die auf arte ausgestrahlte Dokumenation “Wickeln, Windeln, wegwerfen” gesehen habe, die sich mit genau diesem Problem beschäftigt, dachte ich, ich müßte mich zumindest mal informieren ob das nicht doch auch etwas für uns sein könnte.
Nach dem ich mich, hauptsächlich im Internet, aber auch durch Bücher und die oben genannte Dokumentation relativ ausführlich informiert hatte, geht es im Endeffekt, wie so häufig, darum für sich persönlich die Vorteile gegenüber den Nachteilen abzuwägen und dann zu entscheiden. Hier einige Kriterien die ich in meine Überlegungen mit einbezogen habe:
- Ein Kind braucht in den ersten zwei Jahrens seines Lebens zwischen 5000 und 6000 Windeln (Quelle). Bei einem Windelpreis von ca. 0,20€ pro Stück kommt man auf ~1100€ bei 5500 Windeln. Hinzu kommen noch die Abfallgebühren.
- Das Baby ist bei Einwegwindeln die ganze Zeit in Plastik verpackt. Da die Wegwerfwindeln mit einem Stoff ausgestattet sind, der ca. das 300fache seines eigenen Gewichtes in Wasser aufnehmen kann, wird man als Eltern (oder Erzieherin, wie ich aus eigener Erfahrung berichten kann) dazu verführt seltener zu wickeln, da die Windel ja noch nicht wirklich voll erscheint. Die führt aber auch dazu, dass die Haut des Kindes unter Umständen lange Zeit in Kontakt mit Urin ist, was widerum zu einem schmerzenden, wunden Babypopo führen kann.
- Die Stoffwindeln haben einen höheren Anschaffungspreis. Hier in Deutschland scheinen Stoffwindeln etwas stiefmütterlich behandelt zu werden, vermutlich weil es für uns so einen Hippiemäßigen 70er Jahre Touch hat. Soll heissen, es gibt noch relativ wenige Anbieter, die hier auch wirklich schöne, moderne Stoffwindeln anbieten und die, die es gibt sind sehr teuer. Eine Grundaussattung (20 Stück) mit Stoffwindeln kostet ungefähr 300€ – soviel wie man in einem Jahr mindestens für Wegwerfwindeln ausgibt, nebenbei bemerkt – und das Geld muß man erstmal haben. Vor allem muß man auch bereit sein es auszugeben, wenn man sich noch nicht sicher ist, ob Stoffwindeln wirklich das richtige für die eigene Familie sind. Es gibt auch auch kleinere Pakete mit 10 Stück für die Hälfte des Preises kaufen – aber 150€ sind eben immernoch eine Menge Geld. Alternativ hat man natürlich noch die Möglichkeit, günstig gebrauchte Stoffwindeln, z.B. über ebay Kleinanzeigen oder ähnliche Portale zu bekommen.
- Stoffwindeln müssen gewaschen werden. Das verbraucht Wasser, Waschmittel, Strom und vor allem Zeit, das alles muss bei der Kalkulation mit eingeplant werden.
- An der praktischen Entwicklung der Stoffwindeln hat sich allerdings einiges getan, so dass nun nicht mehr mit Bändern oder gar Sicherheitsnadeln und gefalteten Tüchern gearbeitet werden muss, sondern auch hier mit Klettverschluss oder Druckknöpfen verstellbare Windeln angeboten werden, die von der Geburt bis zum Kleinkindalter verwendet werden können. Allerdings kann man im Notfall – egal ob man normalerweise mit Stoffwindeln wickelt oder nicht – schnell eine Stoffwindel falten.
- Das wichkeln mit Stoffwindeln soll, dadurch dass sie dicker sind, besser für die Ausbildung der Hüftpfannen bei Babys sein, so dass Kinder die mit diesen Windeln gewickelt werden normalerweise nicht an Hüftdisplasie leiden werden und keine Spreizhose mehr benötigen. Google Books: Entspannt erleben – Babys 1. Jahr
- Der Müllberg und das schlechte Gewissen: egal ob die Plastikwindeln nun verbuddelt oder verbrannt werden – wirklich umweltbewusst sind beide Methoden nicht. Für mich – vor allem jetzt in der Schwangerschaft, da bin ich besonders anfällig für so etwas habe ich festgestellt – ist das tatsächlich mit das größte/wichtigste Kriterium.
Nachdem ich meine Überlegungen dem Muminpapa dargelegt hatte, haben wir gemeinsam entschieden, neue Stoffwindeln zu kaufen und eine Mischvariante mit Wegwerfwindeln auszuprobieren. Also Stoffwindeln für zu Hause, die anderen für unterwegs – wenn sich das so durchführen lässt. Zusätzlich wollen wir mit Windelvlies (ähnlich wie Küchenpapier) arbeiten, welches das schlimmste auffängt und einfach ins Klo geworfen werden kann.
Zum Schluß noch eine sehr informative, wenn auch leider nicht ganz übersichtliche deutsche Seite zum Thema Stoffwindeln: http://www.naturwindeln.de/
Was ist eure Meinung zum Thema Stoffwindeln? Glaubt ihr, dass sie wirklich umweltschonender sind, trotz der ganzen Wäsche die damit anfällt? Würdet ihr es ausprobieren oder wäre euch der Aufwand zu groß? Oder habt es sogar ausprobiert und könnt von euren Erfahrungen berichten? Ich würde mich sehr freuen weitere Meinungen und Ideen zu diesem Thema zu hören!
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19. März 2017 at 18:36[…] egal, ob ihr euch Wegwerfwindeln, Stoffwindeln oder Windelfrei entscheidet – ein paar Windeln werdet ihr auf jeden Fall brauchen und wenn es […]