Achtung: dies ist die Geschichte einer Mutter, die ihre Fehlgeburt so erlebt und verarbeitet hat. Meine eigene Geschichte findest du hier.
Diese Geschichte enthält eine detailierte Beschreibung einer natürlichen Fehlgeburt. Bitte achte gut auf dich selbst und wie es dir damit geht, wenn du sie liest.
Schon seit dem Sommer versuchen wir ein Baby zu bekommen. Leider klappt das diesmal nicht so schnell wie bei den beiden anderen Kindern.
Dann der Eisprung, endlich und ich kann positiv testen, wir freuen uns sehr. Sogleich kam uns, ob es wohl auch zwei sein könnten, es war einfach nur ein Gefühl und irgendwie begegnen mir in dieser Schwangerschaft immer wieder Zwillinge.
An Heilig Abend erzählen wir die frohe Botschaft unseren Familien und alle freuen sich sehr. Ich schreibe meiner Hebamme eine Weihnachtskarte mit lieben Grüßen von uns allen + ? Sie reagiert sofort und freut sich. Wir vereinbaren ein erstes Treffen in der 7. Woche. Mir ist es immer sehr schlecht und ich muss mich übergeben.
Der ET soll am 20.8. sein, ein Löwenbaby.
In der 10. Woche habe ich einen Termin beim Gyn, ich wollte nur einen US in der 10 und 20 Ssw., ansonsten nur Hebammenvorsorge. Mein Mann und die kleine Tochter kommen mit, um das Baby zu bewundern. Ich gehen in den Untersuchungsraum, zuerst gibt es Krebsvorsorge, die Gyn freut sich über das Baby. Dann der US, mein Mann und die Kleine werden dazu geholt. Die Gyn schallt und sagt nix… hatten sie eine Blutung…. nein…. ach da ist es ja, ganz versteckt….. sie schallt und sagt nix…. ich seh nur das Baby auf dem US.… keine Bewegung… keinen Herzschlag.… die Gyn sagt nichts, dann:”Ich finde keinen Herzschlag, und auch keine Bewegung:::“.…. oh nein….. mein Baby, bitte nicht…. mein Mann versteht nicht was los ist… die Gyn erklärt es ihm nochmal…. das Baby ist nicht mehr da. Von der Entwicklung ist es aber zeitgerecht, es muss erst gestern oder vorgestern verstorben sein. Unser Löwenbaby ist tot.
Ich soll am nächsten Tag morgens nochmal kommen, gleich nüchtern, zur Kontrolle ob es wirklich nicht mehr lebt. Und dann gleich zur Ausschabung ins KKH. Ich sage, dass ich das nicht machen werde. Wir fahren nach hause, betrübt und traurig.
Zuhaue ruf ich gleich meine Hebamme an, sie hat um 14h einen Termin für mich frei. Wir sprechen darüber was passiert ist. Evtl. war der US fehlerhaft, ich kann es kaum glauben, sie versucht die Herztöne zu finden… nichts, nur mit viel Phantasie… tief in mir weiß ich, dass das Baby nicht mehr da ist. Hoffnung hab ich ein wenig. Meine Hebamme nimmt Blut ab um den HCTG bestimmen zu lassen. Eine Ausschabung mache ich nicht, meine Hebmme wird mich bzw. uns bei einem natürlichen Abort unterstützen und begleiten.
Am nächsten Tag geh ich zum Gyn, das Baby ist tot, evtl. ist eine kleine Auffälligkeit zu erkennen, Chromosomenstörung. Sie entschuldigt sich, dass sie mich sofort zur Ausschabung schicken wollte. Natürlich kann ich es so versuchen, zwei Wochen auf jeden Fall hätte ich Zeit. Wir informieren unsere Familien und ein paar Freunde. Alle sind sehr geschockt, damit hat niemand gerechnet. Ich werde lieb umhütet und kann viel reden.
Ich telefoniere täglich mit meiner Hebamme, sie ist Tag und Nacht für mich erreichbar. Das tut mir gut das zu wissen, ich nutze es aber nicht.
Bei 10+2 Samstag hab ich einen Termin der Hebamme, sie nimmt sich sehr viel Zeit, wir reden darüber was passiert ist, ich kann es gut annehmen, es war eine kurze Freude, aber sie war noch nicht so lange, ich hätte mich sehr über ein Sommerbaby gefreut. Aber es geht immer schlimmer, das mache ich mir bewußt. Es ist ok und mir geht es schon besser. Ich werde dieses Baby auf normalem Wege bekommen. Mein Mann unterstützt mich in alle meinen Entscheidungen und steht hinter mir. Auch ihm tut der Verlust sehr weh, mehr als ich erwartet hätte.
Immer wieder zieht es an diesem Wochenende in meinem Bauch, ich hoffe dass das Baby kommt, aber es tut sich nichts.
Ich bekomme Unterstützung von meiner Heilpraktikerin.
Die Woche geht vorbei und es passiert nicht viel. Mir geht es gut und ich mag wieder unter Leute und fühle mich gut.
Am Wochenende bekomme ich dann eine heftige Erkältung. Ich habe Fieber, Schüttelfrost Kopfweh, Halsweh, Husten und Nebenhöhlen... so krank war ich schon lange nicht mehr, ich kann mich nicht rühren. Ist es die Erkältung vor der Geburt? Meine Hebamme kommt gleich vorbei est ist mittlerweile die 12.Woche. Mit dem Baby hat das nix zu tun, wir reden und ich bekommen Massagen. Meine Kinder sind abwechselnd bei Omi und Opa, sowie der Schwiegerfamilie, ich muss nix machen…
Wir haben Bauchstreichelfotos gemacht, alle streicheln noch ein letztes mal den Babybauch zusammen. Wir haben der großen Tochter bereits vom Baby erzählt, sie muss es wissen, irgendwie merkt sie die Stimmung ja eh und wer weiß wie alles laufen wird. Sie hat ein Erinnerungsschächtelchen für das Baby gebastelt und ist ein bisschen traurig. Sie spricht mit dem großem Nachbarsmädel darüber und mit Oma und Opa. Wir bitten sie es nicht im Kiga zu erzählen und es ist soweit ok für sie.
Bei 11+6 setzt dann eine leichte Schmierblutung ein. Ich bin erleichtert, endlich kommt die Sachen in Gang und die Natur nimmt ihren Lauf. Ich rufe meine Hebamme an und berichte, sie kommt morgen vorbei. Alles ist ok. Ich bin langsam wieder fit von der Erkältung und harre den Dingen die da kommen.
12+0 meine Hebamme kommt gegen Abend, die Blutung ist nun mensartig. Ich bekomme Bauchmassage und Fußrefelxzonenmassage, sie nimmt nochmal Blut für den HCTG ab. Es tut mir gut und wir reden nochmal.
12+1 morgens gegen 7.30h ist die Blutung gleich sehr stark, große Blutkoakel kommen heraus, ich denke es kommt von der Nacht, aber es wird immer mehr. Ich bin etwas verwundert und verwirrt, mit solch einen heftigen Blutung hab ich nicht gerechnet. Mein Mann bringt die Kinder weg, ich rufe die Hebamme gegen 9h an. Sie kommt dann bald zu mir. Aber alles ist ok. Ich bekomme die Anti-D-Immoglobienspritze und meine Hebamme geht nach langen Gesprächen wieder . In der Zwischenzeit ist die Blutung langsam zurück gegangen und ich bekomme leichte Nachwehen. Wir vereinbaren in Kontakt zu belieben.
Gegen 13.30 gehe ich aufs Klo, in der Binde liegt mein kleines Baby, ohne Blut. Ich kann es gut erkennen, die Wirbelsäule ist gut zu sehen. Ich machen ein Foto davon, und lege es in ein Schälchen. Mein Mann kommt heim. Ich melde mich bei meiner Hebamme, dass das Baby da ist, mir es auch gut geht. Mein Mann holt die Kinder und versorgt sie, er muss abends aber wieder zum arbeiten. Ich rufe meinen Papa an, damit er kommt und mir mit den Kinder hilft, welch Weise Entscheidung . Unser Nachbarsmädel kommt und spielt mit den Kindern, sie ist uns immer eine sehr große Hilfe und ich bin froh dass sie da ist. Mein Mann geht wieder zur Arbeit es ist ca. 16.30.
Mein Vater kommt kurz nach 17h, kaum ist er da, fängt die Blutung ziemlich fest an. Ich renne alle paar Minuten um die Einlage zu wechseln, es wird immer mehr Blut, dicke große Blutkoakel kommen heraus. Um 17.30 versuche ich die Hebamme zu erreichen, dann schreibe ich ihr eine Nachricht... 17.50 ja ich komme! Antwortet sie. Um kurz nach 18h ist sie da. In der Zwischenzeit wird es immer schlimmer, ich schaffe es kaum mehr aufs Klo, mein Kreislauf ist schon schwach und mir wird immer kurz schwarz vor Augen. Ich bleibe eine Weile auf dem Klo, ich kann nicht mehr. Ich raffe mich auf, zurück aufs Sofa... jetzt steh ich einfach nicht mehr auf, mir ist alles egal. Vor den Kinder und meinem Vater lass ich mir nix anmerken. Endlich kommt meine liebe Hebamme. Sie lässt sich mein Zustand erklären, misst den Blutdruck, nicht besonders gut. Sie guckt sich die Blutung an. Sie möchte den RTW rufen, ich bin froh über ihre Entscheidung.Ich kann einfach nicht mehr. Meine Große muss meiner Hebamme helfen meine Sachen zusammen zu suchen, sie ist gerade mal 5 Jahre. Sie macht das ganz toll, ist aber total überfordert. Der RTW kommt nach ca. 10 Min mit Blaulicht und Sirene. Ich werde angezogen und es blutet immer noch sehr stark. Ich soll zum Auto laufen, wegen der Kinder. Ich versuche es, klappe aber davor zusammen und liege unter dem Auto. Erst auf der Liege wache ich wieder auf. Ich bin weit weg und zuerst kann ich nicht zuordnen was passiert ist und wo ich bin. Dann bekomme einen Tropf, Blutentnahme und Blutdruck überwacht. Meine liebe Hebamme ist da, erklärt alles, fährt mit ihrem Auto hinterher in die Klinik. Die Fahrt kommt mir ewig vor. Aber mir geht’s wieder besser.
Ankunft im KKH. Meine Beine dürfen nicht gerade sein, sofort klappt der Kreislauf wieder weg. Wir kommen in den Schockraum, meine Hebamme ist auch sofort wieder da und bleibt an meiner Seite, sie gibt Infos. Erneute Blutabnahme. Es wird davon gesprochen dass es eine Ausschabung nur unter Vollnarkose gibt, evtl. auch eine Bluttransfusion. Weder im RTW noch hier guckt irgendwer nach der Blutung, ich merke nur wie das Blut aus mit heraus pulsiert, ich kann aber nichts sagen, fühle mich zu schwach dazu. Dann wir der Arzt angerufen, er ist noch nicht einmal im Haus, nur auf Bereitschaft. Wir fahren mit dem Aufzug in die Gyn, mein Kreislauf ist im Eimer, ich denke “macht endlich, lange geht das nicht mehr gut”. Das Blut pulsiert zwischen meinen Beinen heraus, immer noch hat niemand nachgeschaut. Ich visualisiere die ganze Zeit im RTW und in der Klinik wie die Blutung aufhört. Ich komme in ein Zimmer, werde umgelagert auf ein Bett. Dann endlich komme ich zum Arzt und US… ich soll aufstehen, ich sage dass das nicht geht, mein Bett wird in den Untersuchungsraum geschoben, ich merke wie die Blutung stoppt. Der Arzt macht den US, alles ok, die Gebärmutter ist sauber, keine Blutung mehr. Meine Mama hat mir später erzählt, dass sie Reiki gemacht hat zur Blutstillung. Es wird keine Ausschabung gemacht. Ich habe Glück mit dem Arzt.
Dann komme ich wieder auf mein Zimmer, alles ok, mir geht es besser. An zwei Tropfs bin ich angeschlossen. Meine liebe Hebamme beleibt bis 21h bei mir, ich bin so froh dass sie da ist. Wir erklärten, dass das Baby schon fast drei Wochen tot in meinem Bauch war und wir die frühe Geburt erwartet haben. Dass deswegen die Stimmung auch gelöst ist und die Hebamme gleich anwesend war.
Mein Mann kommt, bringt mir meine Sachen. Etwas zu lesen hat er auch aus dem Bücherregal blind heraus gefischt: Maikäfermädchen. Eine Hebamme macht Aborts in der Nachkriegszeit, wie passend. Er ist lieb und fürsorglich zu mir, ich bin froh dass er da ist.
Die Nachtschwester nimmt meine Personalien auf, sie guckt immer wieder und fragt ob alles ok ist. Sie traut meinem ja nicht. Dann, ja mir ist etwas schwindlig, meine Ohren rauschen… Blutdruck 60/40, kein Puls mehr zu spüren, plötzlich werden es mehr Leute, ich bekomme einen neuen Tropf mit schnell viel Flüssigkeit, Blut wird abgenommen, eine Bluttransfusion wird vorbereitet(ich will das eigentlich nicht), für den Ernstfall.… langsam erhole ich mich…. als ich mich wieder gut fühle geht mein Mann heim. Die Nachtschwester kommt stündlich zu mir, misst den Blutdruck, er wird langsam stabil.
Morgens Visite, soweit alles ok, mein HB ist von 14 auf 6,9 gefallen in den letzten Stunden. Ich kann gehen oder bleiben, wie ich möchte. Ich bleibe, ich kann ja nicht mal alleine aufstehen weil mir sofort schwarz vor Augen wird. Mein Mann kommt Nachmittags mit den Mädels, die Große ist verstört, kommt nicht zu mir und redet nicht mit mir. Die Kleine ist lustig wie immer. Meine Hebamme kommt und wir sprechen nochmal, ich fühle mich gut, warum hast du diese Grenzerfahrung gebraucht... die Frage beschäftigt mich noch lange.
Am nächsten Tag kann ich dann nachmittags heim. Ich bin sehr blass, es geht mir etwas besser, aber ich bin kaum belastbar, kann nicht lange auf sein und brauche viel Ruhe. Das bleibt auch die nächsten Tage so.
Das Baby ist leider vertrocknet in der Zeit als ich im KKH war. Ich kratze die Reste vorsichtig heraus und lege sie in Watte in eine kleine Holzdose, wenn der Frühling kommt, werde ich das Baby zur Platzenta unserer kleinen Tochter in den Garten legen.
Auch wenn es eine heftige kleine stille Gebur war, würde ich diesen weg immer wieder genau so gehen. Und ich bin wirklich froh, dass ich eine Ausschabung umgehen konnte.
5 Wochen später bin ich mit unserer dritten Tochter schwanger, die im Dezember gesund daheim zur Welt kommt.
Caro Schaffler