Mein Mann und ich waren mit unserem 7 Wochen alten Baby auf einer Feier in einer Gaststätte. Als ich mit dem Minikind auf die Toilette ging wurde ich von einer Frau freundlich gefragt, ob sie das süsse Kind halten solle bis ich fertig bin. Ich lehnte dankend ab und verschwand mit Baby hinter der Klotüre. Nämlich nicht ich musste aufs Klo, sondern das Baby. „Aber zum Windeln wechseln gibt es doch Wickeltische!“ könnte man einwenden. Bei unserem Baby gab es aber nichts zu wechseln, denn das Baby hatte noch gar nicht gemacht! Wir haben nämlich ein „windelfreies“ Kind. Aber das konnte die hilfsbereite Frau ja nicht wissen…
Windelfrei bedeutet, wörtlich genommen, frei von einer Windel zu sein. Im deutschsprachigen Raum wird der Begriff meist verwendet für eine besondere Art des Umgangs mit Babys bzw. der Säuglingspflege.
Windelfrei, Natürliche Säuglingspflege (NSP), Ausscheidungskommunikation, Elimination Communication (EC) und TopfFit sind alles Begriffe dafür, ein Baby seine Ausscheidungen nicht in eine Windel machen zu lassen, sondern auf sein Bedürfnis diesbezüglich einzugehen und es abzuhalten (= über ein Töpfchen, Toilette, Wiese… zu halten), wenn es mal muss.
Hier ist auch ein großer Unterschied zum fälschlicherweise oft dafür gehaltenen Töpfchentraining oder Sauberkeitserziehung:
Bei windelfrei hält man das Baby ab wenn das Baby signalisiert, dass es mal muss (geht vom Kind aus). Bei der Sauberkeitserziehung wird das Kind aufs Töpfchen gesetzt, wenn der Erwachsene glaubt, dass es mal muss oder müssen soll, manchmal so lange bis es etwas gemacht hat (geht vom Erwachsenen aus). Dieses nur mal ganz grob zur Erklärung.
Was bringt es mit seinem Baby windelfrei zu machen?
Welche Vorteile hat windelfrei gegenüber dem Wickeln mit (den „praktischen“) Wegwerfwindeln?
Man spart natürlich eine Menge Windeln. Das ist gut für den eigenen Geldbeutel und für die Umwelt. Man muss weniger einkaufen und weniger Müll entsorgen. Auch der gesundheitliche Aspekt ist erwähnenswert: keine Windeldermatitis und Reduzierung von Koliken (weil die Babys nicht anhalten oder in die Windel drücken müssen).
Die Bindung zum Kind wird gefördert, da es sich in all seinen Bedürfnissen wahrgenommen fühlt. Ein häufig beobachteter Nebeneffekt ist das meist recht frühe trocken werden, im Vergleich zu den mit Plastikwindeln gewickelten Kindern.
„Aber woher weiß das Baby, dass es mal muss? Und wie erkenne ich das?“
Schon lange bevor sie sprechen können kommunizieren Babys über Körpersprache, Mimik, Laute und Gesten. Genauso wie ein Baby merkt, dass es müde oder hungrig ist und dies durch Körpersprache und Laute mitteilt, so tut es dies auch wenn es mal muss. Den meisten Eltern ist bekannt, dass Babys Bauchschmerzen verspüren. Blase und Darm befinden sich bekanntermaßen auch im Bauchraum und ein Baby spürt, genau wie wir, wenn Blase und/oder Darm zu voll ist und eine Entleerung bevor steht.
So wie jedes Kind Hunger oder Müdigkeit anders und unterschiedlich intensiv anzeigt durch Schmatzen oder Saugen an den Händen, Reiben der Augen oder Gähnen, so gibt es auch mehrere Anzeichen und Signale für „ich muss mal“. Ein oft dafür vorkommendes Zeichen, das viele Mütter eventuell schon beobachtet, es aber nicht als solches erkannt haben, ist Unruhe während des Stillens.
Windelfrei ist kein „Supermami-Wettbewerb“! Windelfrei ist eine Option, eine Alternative, eine Ergänzung zum täglichen Leben mit einem Baby oder Kleinkind. Windelfrei ist eine wunderschöne Möglichkeit auch auf diese Bedürfnisse des Kindes einzugehen.
Weitere Informationen zu diesem Thema gibt es unter www.windelfrei-hamburg.de .
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19. März 2017 at 18:36[…] egal, ob ihr euch Wegwerfwindeln, Stoffwindeln oder Windelfrei entscheidet – ein paar Windeln werdet ihr auf jeden Fall brauchen und wenn es nur als Back-up […]