Am 22.02.2012 kam um 02:21 Uhr unser Sohn Lennard zur Welt. Ich versuchte gleich ihn anzulegen, aber er war so erschöpft, dass er gleich einschlief. Früher dachte ich immer, ich würde nie stillen aus Angst meine Brust zu ruinieren. Als Jugendliche glaubte ich diesen Mythos nämlich. Spätestens als meine Hebamme mir erklärte, dass die Brustform (wenn überhaupt) sich bereits in der Schwangerschaft verändert und nicht wie oft irrtümlich angenommen durch die Stillzeit schwanden meine Zweifel.
Ich habe ambulant entbunden, d. h. nach der Entbindung wurde erst mir das ok für eine Entlassung durch die Frauenärztin gegeben und anschließend bekam auch Lenny sein ok durch die Kinderärztin und so waren wir dann um 05:30 Uhr zu Hause. Kaum im Schlafzimmer bekam Lenny dann auch zum ersten Mal Hunger und sofort wuchs in mir die Angst: „Bekomme ich ihn wirklich satt?“ Das erste Anlegen war garnicht so einfach, unbeholfen versuchte ich ihm immer wieder die Brustwarze so gut es geht in den Mund zu schieben. Nach einigen Minuten saugte er kurz und schlief ein… „Das war´s schon?“ Lenny meldete sich dann etwa alle 2 Stunden und immer lief es genauso ab wie beim ersten Mal. Um 08:00 Uhr stand dann meine Hebamme vor der Tür und ich erzählte ihr von der Sorge ihn nicht satt zu bekommen. Sie erklärte mir, dass ich zwar noch keinen Milcheinschuss hatte, die Vormilch aber erst einmal völlig ausreichend für den winzig kleinen Magen war. Außerdem riet sie mir zu einer Milchpumpe, die man sich (mit Rezept der Frauenärztin) gratis in der Apotheke ausleihen kann. Gesagt getan, ab da an legte ich Lenny ca. alle 2-3 Stunden an und wenn er schlief saß ich an der Milchpumpe und freute mich über jeden Tropfen Vormilch.
Ein Tag nach dem anderen verging und mein Milcheinschuss ließ immernoch auf sich warten und so langsam wurde ich nervös. Überall musste ich mir anhören: „Waaas, du hast immernoch keinen Milcheinschuss?! Oje!“ und immer größer wurde die Angst nicht stillen zu können. Mein Hebamme machte mir zum Glück immer wieder aufs Neue Mut und am 6. Tag war er endlich da – der Milcheinschuss! Von da an klappt es mit dem Stillen prima (ca. alle 3-4 Stunden) und nebenbei konnte ich ausreichend Milch abpumpen, die wurde dann eingefroren oder mein Mann konnte auch mal die Flasche geben, z. B. wenn ich duschen war (wir hatten diese Trinkaufsätze von Medela, die der Brust angepasst sind und bei denen das Kind „genauso arbeiten muss“ wie bei einer echten Brust). Da mir auf Dauer nicht immer das Rezept für die Milchpumpe verlängern lassen wollte kaufte ich mir eine elektrische Handmilchpumpe. So war ich auch viel mobiler und musste draußen nicht immer gleich irgendwelche Wickelräume aufsuchen oder im Auto stillen. Ich habe absolut nix gegen Frauen in der Öffentlichkeit stillen, ich bewundere sie sogar – nur ich selbst bin einfach nicht der Typ Mensch, der öffentlich gern blank zieht.
Natürlich gab es auch bei uns Zeiten, die echt nervenaufreibend und schmerzhaft waren… Als Lenny mit 13 Monaten zum ersten Mal zahnte fing er an mir ein paar Mal heftig in die Brust zu beißen. Irgendwann hatte ich schon ein kleines eitriges Loch an der rechten Brustwarze und jedes Mal wenn ich ihn dort anlegte, riss die Wunde durch das Saugen wieder auf. Ich war so kurz davor abzubrechen. Auch hier war es wieder meine Hebamme, die mich ermutigte nicht aufzugeben. (Auch wenn sie garnicht mehr für mich zuständig ist, hilft sie bei Fragen immer gerne aus.) Da Lenny die Brust mit Stillhütchen verweigerte probierte ich es mit Multi-Mam Compressen, die ich mit Mepilex-Wundklebepads auf die Brust klebte. Das Stillen verlegte ich in der Zeit bis auf wenige Male nur auf die linke Seite und wenn die rechte Brust zu voll wurde strich ich die Milch lieber vorsichtig heraus. Trotzdem dauerte es gut 2 Monate bis alles verheilt war und ich wieder ganz entspannt stillen konnte.
Inzwischen ist Lenny 20 Monate alt und wir stillen immernoch! Tagsüber isst er schon seit dem 8. Monat ganz normal (anfangs selbst pürierten Brei, anschließend das, was bei uns auf den Tisch kommt), nur zum Einschlafen – Mittagsschlaf und abends – und morgends braucht er noch seine Mamamilch. Nachts dockt er 2-3x bei mir an, aber eigentlich ist es da eher ein Nuckeln als ein Trinken und dank unseres Familienbettes ist das auch kein Problem. Ja, ich bin Langzeitstillerin und wir haben von Geburt an ein Familienbett – da könnt ihr euch ja vielleicht schon denken, was für Sprüche da kommen, uns ist das aber egal! Wir sind glücklich so und nur das zählt für uns! Inzwischen ist es so, dass Lenny im Bettchen (das bei uns im Schlafzimmer steht) einschläft und sich dann zur Mitte der Nacht hin meldet. Anschließend wandert er zu uns ins Bett und schläft nach ein paar Schlucken Mamamilch wieder ein.
Wenn er 3 Jahre alt ist kommt Lenny in den Kindergarten – klar, bis dahin soll er von der Mamamilch abgewöhnt sein! Aber bis dahin soll er selbst von der Brust loskommen und wir merken einfach, dass er noch nicht soweit ist. Ab und zu zögern wir das Stillen auch mal etwas hinaus – nur um zu gucken was passiert und bis jetzt war es immer so, dass er anfing energischer nach seiner Mamamilch zu fordern. Daher wollen wir ihm auch seine Zeit lassen!
Wir wollen noch ein zweites Kind und würden es genauso wieder handhaben! Natürlich muss nicht jede Frau zur Langzeitstillerin werden, aber ich finde wer stillen kann sollte es auch mal ausprobiert haben und ich kann jeder Mama nur raten nicht gleich aufzugeben! Das die Brust mal entzündet ist (und ja, es tut verdammt weh!) kommt vor, aber auch das geht vorbei und wenn man (bzw. Frau) nicht aufgibt, dann ist das Stillen einfach ein wunderschöner Moment für Mama und Kind!
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