stillbuch, stillgeschichte, stillgeschichten, stillen, muttermilch, breastfeeding, langzeitstillen, abstillen, Beikosteinführung,
Mein Stillbuch „Bedürfnisorientiertes Stillen“ kommt am 8.06.17 heraus und ist, ab sofort, hier vorbestellbar!
Mit diesem Beitrag folge ich dem Aufruf zur Blogparade von bedürfnis-orientiert.de Ich hatte ohnehin vor, meine bisherige Stillgeschichte mit euch zu teilen. Da war der Aufruf zur Blogparade ein willkommener Wink für mich, meine Erfahrung niederzuschreiben.
Seit über sieben Monaten stillen Junior und ich mittlerweile. Unser Start war jedoch nicht leicht. Damals hätte ich nicht geglaubt, dass das Stillen mir eines Tages Freude bereitet und ich nicht mehr die Tage zählen werde, bis ich das endlich hinter mir habe. Wie mein Weg zur glücklich stillenden Mama aussah, schildere ich in dieser, meiner ganz persönlichen, Stillgeschichte.
Dem Stillstart gelassen entgegen …
Schon viele Monate vor Juniors Geburt stand für mich fest, dass ich stillen werde. Überall las ich von den vielen Vorteilen für Baby und Mutter, wenn diese sich für das Stillen entscheidet. Während ich mich aber, durch den Geburtsvorbereitungskurs sowie „Hypnobirthing“ in Eigenregie, versuchte gut auf die unweigerlich bevorstehende Gbeurt vorzubereiten, ließ ich das Stillen einfach auf mich zukommen. Ich dachte, ehrlich gesagt, gar nicht weiter darüber nach. Welche werdende Mutter bereitet sich schon aufs Stillen vor? Das kann Frau einfach. Stillen klappt intuitiv und muss nicht erlernt werden. Da war ich mir ganz sicher.
Ein tolles erstes Stillerlebnis
Die Geburt Juniors in einem Berliner Krankenhaus verlief sehr gut und ich kann mit etwas Abstand sagen, dass es ein schönes Erlebnis war. Die Schmerzen werde ich wohl nie vergessen, doch die ausgezeichnete Betreuung durch die Hebamme (das war allerdings Glück, da ich zu dieser Zeit die Einzige im Kreißsaal war, die auf natürlichem Wege ihr Kind auf die Welt brachte) und Papa Junior, als seelische und praktische Unterstützung, waren schon sehr hilfreich. Die Wehen begannen in der Nacht um 03.30 Uhr, um 07.00 Uhr waren wir im Krankenhaus und schon um 13.37 Uhr war Junior geboren. Für eine Erstgebärende hatte ich also eine recht kurze Leidenszeit. Die Geburt verlief außerdem ohne größere Komplikationen und Interventionen. Gleich nach der Entbindung wurde Junior mir zum Stillen auf meinen Bauch gelegt. Er dockte sofort an und trank. Ich war begeistert, wie toll das erste Stillen lief.
Nach der Geburt war ich geradezu in einem Hormonrausch. Ich war hellwach und extrem gut gelaunt. Was soll jetzt noch schief gehen, ich habe ein Baby entbunden – solche Gedanken rauschten durch meinen Kopf. Doch die gute Laune bekam einen ersten kleinen Dämpfer, als ich Junior nach wenigen Stunden wieder stillen wollte. Er wirkte erschöpft und müde auf mich. Junior hatte die Brust gar nicht gefordert. Ich wurde jedoch auf der Wochenbettstation angehalten, den Kleinen etwa alle zwei Stunden anzulegen. Ich war sehr unsicher, wie ich Junior halten soll und wie er liegen muss, damit er meine Brust gut zu fassen bekommt. Glücklicherweise half mir eine nette Schwester beim Anlegen und der Kleine trank etwas.
Es klappt einfach nicht …
Leider schaffte ich es auch bei den nächsten Versuchen nie, Junior ohne Hilfe beim Anlegen zu stillen. Mittlerweile hatte ich von den vielen, kräftezehrenden Fehlversuchen Schmerzen. Hinzu kam die Sorge, dass ich das nie allein hinbekommen werde. Ich fand außerdem, dass der Kleine recht wenig trank.
Meine Befürchtungen schienen sich zu bewahrheiten: Nach knapp 48 Stunden auf der Wochenbettstation hate ich es noch nicht geschafft, Junior ohne Unterstützung zu stillen. Ich litt unter Schlafmangel und mein Hormonhoch war längst einem tiefen Tal gewichen. Mein Wunsch war, dass wir nach der Geburt ein Familienzimmer beziehen und Papa Junior mich so von Anfang an rund um die Uhr unterstützt. Doch leider waren alle Zimmer belegt und so platzte mein „Happy Family“-Traum. Aus heutiger Sicht sage ich mir, dass es doch nur zwei Tage waren. Doch damals war das für mich wirklich eine Katastrophe. Nicht gerade positiv auf meine Laune wirkten sich auch die vielen schmerzenden Stellen meines Körpers aus. Vom Blick in den Spiegel ganz zu schweigen. Oben drauf kam dann noch mein Gefühl, dass ich zu doof zum Stillen bin.
Bei meiner Zimmernachbarin sah alles so einfach aus und sie wirkte so unfassbar routiniert beim Stillen. Ich erfuhr, dass ihre vor wenigen Stunden geborene Tochter ihr zweites Kind ist und das sie ihre ältere Tochter noch immer stillt. Mir ging durch den Kopf, dass ich mein Baby sicher nicht so lange stillen werde. Schließlich verband ich bisher hauptsächlich Schmerzen und Frust mit dem Stillen.
Junior trank so wenig und schlief so viel, dass mir auf der Wochenbettstation geraten wurde, ihn regelmäßig zu wecken und ihm die Brust zu geben. Wenn er sehr müde wirke, dann solle ich ihn nackt ausziehen. Dann sei er wach genug und würde schon trinken. Doch das brachte ich nicht übers Herz. Ich weckte mein, so zerbrechlich und hilfsbedürftig wirkendes, Baby immer sehr sanft und behutsam auf. Das Anlegen klappte nur, wenn eine Schwester mir half.
Zwei Tage nach Juniors Geburt sollte ich entlassen werden. Doch dann ergab das Wiegen meines kleinen Schatzes, dass er, in den letzten 48 Stunden, etwas mehr als zehn Prozent seines Geburtsgewichtss verloren hatte. Mir wurde gesagt, dass wir trotzdem entlassen werden können, sofern meine Hebamme in den nächsten 24 Stunden zu uns nach Hause kommt und Juniors Gewichtsentwicklung im Auge behält. Außerdem wurde uns zum Zufüttern geraten.
Nun entbrannte eine Diskussion zwischen Papa Junior und mir. Er wollte, dass wir erst nach Hause kommen, wenn das Anlegen auch ohne Hilfe klappt und das Stillen sich etwas eingespielt hat. Ich entgegnete, dass ich mich zu Hause viel wohler fühle und deswegen dort auch das Stillen sicher besser läuft. Papa Junior fühlte sich nicht wohl damit, aber ich setzte mich durch.
Große Anspannung & der rettende Tipp
Die ganze Anspannung der letzten Tage fiel von mir ab, als wir das Krankenhaus verlassen hatten. Ich weinte und war total erschöpft. Papa Junior verstand nicht wirklich, warum ich denn weinte. Schließlich war ich doch jetzt auf dem Heimweg mit dem lang erwarteten Schatz. Doch erklären lassen sich die Gefühle einer Neu-Mama wohl kaum, da kommt einfach so vieles zusammen.
Zu Hause hatte ich bei meinen Stillversuchen das Gefühl, kritisch von Papa Junior beäugt zu werden. Ich wollte auch ihm beweisen, dass es klappt. Doch ich schaffte es einfach nicht, Junior anzulegen. Schweren Herzens entschieden wir, dem Kleinen Babynahrung zu kaufen und ihm diese zu geben, um den mittlerweile großen Hunger zu stillen. Ich sagte noch zu Papa Junior, dass ich eigentlich nicht zufüttern möchte. Mehrmals hatte ich gelesen, dass dies oft dazu beiträgt, dass das Stillen sich nicht einspielen kann und die Milchproduktion nicht in Gang kommt. Doch es blieb uns nun erstmal nichts anderes übrig.
Schon kurz nach dem Zufüttern hatten wir das Gefühl, dass Junior die Babynahrung nicht bekommen ist. Er weinte stark und es ging ihm anscheinend nicht gut. Was sollten wir nun tun? Die Stimmung zwischen Papa Junior und mir war mittlerweile sehr angespannt. Er sagte, es sei ein Fehler gewesen, jetzt schon das Krankenhaus zu verlassen. Ich sagte nichts. Ich weinte.
Schließlich schlug Papa Junior vor, dass ich meine Hebamme anrufe und ihr die Situation schildere. Das habe ich dann auch getan. Es war Samstag und schon relativ spät. Sie ging zunächst nicht ans Telefon und ich wurde immer panischer. Doch nach wenigen Minuten rief sie mich zurück. Weinend schilderte ich ihr unser Problem. Sie hörte geduldig zu und beruhigte mich. Dann sagte sie, dass Papa Junior in die Apotheke fahren und Stillhütchen kaufen soll. Diese könnten uns helfen und die Schmerzen beim Anlegen reduzieren.
Gesagt, getan. Papa Junior musste zur Notfallapotheke düsen, während ich nun all meine Hoffnung in diesen Tipp setzte. Als Papa mit seinem Einkauf wieder zu Hause war, verloren wir keine Zeit: Wir kochten die Dinger, wie in der Anleitung beschrieben, aus und ich versuchte das Anlegen nun mit diesem Hilfsmittel. Und es klappte. Junior trank. Was für eine Erleichterung.
Die Stillbeziehung wächst
Mit Stillhütchen klappte das Stillen viel besser. Zwar war ich weit von einer bequemen Position entfernt, da ich einfach nur wollte, dass Junior trinkt, doch mein Komfort war mir zunächst egal. Wie die Hebamme vorausgesagt hatte, setzte auch bald die Milchbildung ein. Durch meine leichten Geburtsverletzungen hatte ich Schmerzen beim stundenlangen Stillen, welches mir nur im Sitzen möglich war. Mit jedem Tag mehr, den ich mit Stillhütchen stillte, fand ich die Dinger lästiger. Doch andererseits war ich einfach dankbar, dass Junior nun trank und ich überhaupt stillen konnte. Bei jeder Gewichtskontrolle der Hebamme atmeten Papa Junior und ich erleichtert auf. Junior hatte nach nur zehn Tagen wieder sein Geburtsgewicht erreicht.
In den folgenden Wochen versuchte ich immer wieder andere Positionen zum Stillen zu finden und uns von den Stillhütchen zu befreien. Nach fünf Wochen klappte das Anlegen dann auch ohne Stillhütchen, jedoch noch immer nur mit Stillkissen und im Sitzen. Viele der Stillpositionen, die in Büchern und im Internet gezeigt werden, funktionierten bei uns einfach nicht.
Die Nächte empfand ich, insbesondere durch das häufige Aufstehen, als extrem kräftezehrend. Immer wieder versuchte ich, Junior anzulegen, während ich auf der Seite lag. Denn, so meine Hoffnung, könnte ich bald im Halbschlaf stillen und mir das nächtliche Umhergelaufe ersparen. Eines Tages, ich weiß leider nicht mehr genau, nach wie vielen Wochen, klappte das Stillen auch im Liegen. Ab diesem Zeitpunkt fiel mir das Stillen viel leichter und ich konnte endlich die positiven Aspekte erkennen.
Schwierige Phasen gingen vorüber
Während der folgenden Wochen und Monate spielte sich das Stillen immer besser ein. Als Junior etwa drei Monate alt war, hatten wir eine kurze Phase, in der das Stillen nicht gut lief. Der kleine Sonnenschein war ganz anders als sonst, weinte mehr als üblich und es war schwer, ihn zu trösten. Das Stillen war sonst immer eine verlässliche Hilfe zum Beruhigen, doch nun wollte Junior oftmals nicht an die Brust. Hier half mir eine tolle Stillberaterin weiter, auf die ich bei der Onlinerecherche stieß. Sie beruhigte mich und sagte mir, dass viele Babies zwischen dem dritten und vierten Lebensmonat so wie Junior sind. Wie er zu der Zeit war, davon bekam sie einen sehr guten Eindruck, da der Kleine, während meines Besuchs bei ihr, einen sehr starken und lauten Weinkrampf hatte (natürlich war mir das sehr unangenehm, doch auch hier fand sie aufbauende Worte). Doch nach etwa zwei Wochen war wieder alles gut und Junior fröhlich wie eh und je.
Eine weitere Herausforderung war, dass ich zu viel Muttermilch hatte.
Jedoch war die „Problemdiagnose“ nicht leicht. Ich hatte nie das Gefühl, zu viel Milch zu haben. Und sowohl die Hebamme als auch die Stillberaterin vermuteten andere Gründe für unsere Schwierigkeiten, beispielsweise das Zahnen. Zwischendurch dachte ich sogar, dass ich Kuhmilch weglassen müsse, um dem Kleinen und mir zu helfen. Als ich das Thema bei der Kinderärztin ansprach, schloss sie Kuhmilch als Ursache aus. Doch wo das Problem lag, wusste auch sie nicht. Es dauerte, bis ich auf der tollen Website „stillkinder.de“ auf einen Artikel stieß, der genau beschrieb, was uns das Leben schwer machte. Ich beherzigte die Tipps und schon nach wenigen Tagen war das Stillen so entspannt und angenehm, wie es sein soll.
Wenn ich auf meinen Stillstart und die Schwierigkeiten zurückblicke, dann denke ich heute, dass eine Vorbereitung auf das Stillen in der Schwangerschaft sicher hilfreich gewesen wäre.
Meine Stillgeschichte geht weiter
Bis heute ist das Stillen im Liegen jedoch unsere Lieblingsposition (auch am Tag). Unterwegs zu stillen, macht mir mittlerweile nichts mehr aus und ich genieße die große, damit verbundene, Flexibilität im Alltag. Junior ist jetzt sieben Monate alt und trinkt tagsüber noch etwa alle zwei bis drei Stunden und auch in der Nacht mehrmals (wenn auch mit zunehmend größeren Abständen).
Feste Rhythmen und Uhrzeiten haben sich bei uns nie etabliert, wobei ich das auch nicht als schlimm empfinde. So wie ich trinke und esse, wenn ich Durst und Hunger habe, gilt das auch für mein Baby. Immer wenn es an die Brust möchte, lege ich es an.
Vor zwei Wochen haben wir mit Beikost nach „Baby-led-Weaning“ begonnen.
Für mich ist das ein logischer Schritt: Ich stille nach Bedarf und Junior erschließt sich in seinem eigenen Tempo die Vielfalt der kulinarischen Genüsse. Derzeit genieße ich das Stillen in vollen Zügen. Vielleicht auch, weil mir bewusst ist, dass die Stillzeit nicht ewig gehen wird und mit dem Beikoststart gewissermaßen schon der langsame Abschied eingeläutet wurde. Meine -oder besser gesagt, unsere – Stillgeschichte ist noch nicht vorbei. Und ich bin gespannt, wie sie weitergeht.
Jana
„Auf meinem Blog patschehand.de berichte ich über mein Leben als Neu-Mama und über das, was mich in dieser spannenden Lebensphase beschäftigt.“
No Comments