Stillen

Gedanken zur Milch

Der folgende Text stammt von Elisabeth Wittwer. Ich habe in auf Facebook zufällig entdeckt und fand ihn so gut und treffend, dass ich um ihre Erlaubnis gebeten habe, den Text hier veröffentlichten zu dürfen.

Gedanken zu Milch
Ich liege nachts nach dem Stillen meiner Tochter (11 Wochen) wach und denke über den unsinnigen Umgang mit Milch in unserer Gesellschaft nach. Wir nehmen Kühen ihre Babys weg, um ihnen ihre Milch klauen zu können, um dann unseren Babys unsere Milch zu verwehren und ihnen die von der Kuh zu geben. Wir schwängern die Kühe, immer wieder, damit sie, wie jedes Säugetier, Milch für ihre Babys produzieren. Dann nehmen wir ihnen ihre Babys weg, was das schlimmste für eine Mutter ist was man sich vorstellen kann. Die männlichen Babys werden entweder ganz klein als Säuglinge geschlachtet, und dann Kalbsfleisch genannt, oder man tötet sie als Heranwachsende. Die weiblichen Kinder, haben dasselbe Martyrium vor sich wie ihre Mütter, immer wieder werden sie geschwängert, ihnen werden ihre Babys weggenommen, sie sind nur zur Milchproduktion da. Sie leiden unter Euterentzündungen und vielen anderen Krankheiten, bevor sie auch endlich geschlachtet werden, und ihr Leiden ein Ende hat. Mütter die ihre Muttermilch abpumpen, sagen oft, sie mögen das nicht, sie würden sich wie eine „Milchkuh“ fühlen… Also ist doch irgendwie ganz unterbewusst das Verständnis dafür, dass dieser Vorgang etwas Schlimmes ist, vorhanden. Wenn wir stillen, achten wir peinlich genau darauf, dass wir keine Medikamente nehmen, Alkohol sowieso nicht. Viele vermeiden auch Kaffee und wir ernähren uns so gesund wie möglich, denn wir wissen, alles was wir zu uns nehmen kommt auch in die Milch. Kühe bekommen so viele Hormone, das sie weit vor ihrer natürlichen Zeugungsreife, das erste Mal schwanger werden. Sie bekommen genmanipuliertes Futter, welches nicht ihrer natürlichen Nahrung entspricht, sie bekommen haufenweise Medikamente, weil sie sonst ihren zahlreichen Verletzungen und Krankheiten erliegen würden. Niemand macht sich darüber Gedanken, dass bei der Kuh auch alles, was sie zu sich nimmt in ihre Muttermilch übergeht. Diese trinken wir ohne jedes Bedenken, und geben sie ohne jedes Bedenken unseren Kindern.Wie ist das mit dem Stillen? Unsere Elterngeneration (wenn wir so gegen 1980 bis 1990) geboren wurden, hatte es unheimlich schwer mit dem Stillen. Damals kamen das erste Mal in richtig großem Rahmen Muttermilch Ersatzprodukte auf. Und gleichzeitig keimte eine Angst unter den Müttern, Ärzten und der Gesellschaft auf, die vorher nicht da war. Muttermilch könnte schlecht für die Kinder sein. Es könnte sein, dass Muttermilch schadstoffbelastet ist, es könnte sein, dass das Kind nicht genug trinkt, es könnte so viel schief gehen. Die Mütter wurden damals so fertig gemacht, dass es wenige schafften, auf ihr Bauchgefühl zu vertrauen, und entgegen aller Ermahnungen und Warnungen, ihre Babys zu stillen. Und zwar ohne sie vorher und hinterher zu wiegen, sich jedes Mal die Brust zu desinfizieren, immer exakt im vier Stunden Abstand zu stillen… das und vieles weitere waren damals die Empfehlungen. Wenn man sich mit dem Stillen beschäftigt hat, weiß man, kein Wunder, dass es viele Frauen damals nicht hinbekommen haben. Aber warum stillen heute immer noch so wenige Frauen? Bzw. stillen so viele Frauen so früh ab? Auch wenn Stillen instinktiv gesteuert ist, ist es dennoch eine kulturell erlernte Handlung. Und wenn es um unsere Kindererziehunggeht, vertrauen wir meistens auf die Ratschläge unserer Mütter. Und wenn diese damals uns nicht/ nicht voll/ nur kurz gestillt haben, weil sie zu viel Sorge hatten, dass wir nicht genügend Nahrung bekommen, werden sie uns auch dasselbe raten. Schließlich sind wir ja erwachsen geworden. Aber es gibt noch einen weiteren Grund, warum die Mütter mit dem Stillen aufhören. Die Gesellschaft generell ist immer noch sehr „stillfeindlich“. Auch wenn Ärzte, Schwestern, Hebammen, alle dazu raten zu stillen, entscheiden sich viele Mütter dagegen. Schwangeren werden überall Broschüren zum Thema Stillen in die Hand gegeben. Wer bringt diese Broschüren raus? Hipp, Milupa und wie sie alle heißen. Ersatzmilchhersteller. Die haben wohl kaum Interesse daran, dass die Kinder voll gestillt werden. In diesen Broschüren stehen Sätze wie „natürlich ist Stillen das Beste für ihr Kind, aber….“ (die Weltgesundheitsorganisation hat ja auch erlassen, dass Ersatzmilchhersteller immer sagen müssen, das Stillen die beste Ernährungsform ist). Die Ersatzmilchhersteller suggerieren aber in ihrer Werbung, dass es keinen Unterschied zwischen Ersatzmilch und Muttermilch gäbe, und heben die vielfältigen Vorteile von ihrem Produkt hervor. Drei Seiten waren in einer Broschüre von hipp mit den „Gründen“ abzustillen. Einer hanebüchener als der andere…. Am schlimmsten fand ich „weil der Mann SEINE, Brüste wieder für sich haben will“.Das spiegelt diese Gesellschaft auch wieder. Der Körper, insbesondere der weilbliche, ist nur sexualisiert. Das Wunder der Geburt, wird als „ekelig“, störend und irgendwie tabuisiert angesehen. Ebenso das Wunder des Stillens. Die Tatsache, dass wir in der Lage sind, unsere eigenen Kinder, die wir mit unseren Körpern geschaffen haben, auch mit diesem ernähren zu können wird von ganz vielen nicht als wundervoll, sondern als ekelhaft angesehen. Brüste haben Sexualobjekte zu sein, nicht Futterlieferanten für Babys…. Deswegen ist es auch völlig ok, wenn man in jedem Werbespot und auf jeder Zeitung nackte Frauen in sexualisierter Weise zeigt und wenn man ein tiefes Dekolletee trägt, um möglichst viel von seinen Brüsten zu zeigen. Aber wenn man sich öffentlich hinsetzt, um sein kleines Baby zu füttern, dann wird das als sittenwidrig angesehen. Dem Kind dann aber die Flasche zu geben ist völlig „normal“ in unserer Gesellschaft. Alle finden es „gut“ wenn sich Mütter „normal“ verhalten, und ihre Kinder mit Chemie und der Muttermilch einer anderen Spezies füttern (die nicht ansatzweise die richtige Zusammensetzung für Menschenbabys hat). Wenn Mütter allerdings „durchdrehen“ und ihre Kinder auf die natürliche, angeborene und seit Jahrtausenden bewährte Methode füttern, dann ist das „unnormal“. Dieser gesellschaftliche und Druck der Werbung, bringt auch viele Mütter dazu, mit dem Stillen bei der kleinsten Hürde aufzuhören oder es erst gar nicht zu versuchen. Trotzdem entscheiden sich glücklicherweise wieder viele Frauen dafür zu stillen. Und kaum geht der Trend wieder in diese Richtung, tauchen tausend neue Sachen von der Werbeindustrie auf. Man müsse die Kinder trotzdem früh abstillen, um ihnen endlich den „gesunden“ Brei und die „gesunden“ Gläschen füttern zu können. Außerdem gibt es jetzt „Folgemilch“ ohne die ein Kind nicht überleben kann. Genau, „Folgemilch“. Ich stille früh ab, damit ich meinem Kind Chemie und Kuhmilch geben kann, weil es ja noch so dringend Milch braucht. Wenn ich sage, dass ich mein Kind solange weiterstille, wie es Milch braucht, und wenn ich es dann abstille, dann auch richtig. Dann werde ich komisch angesehen. Es ist in der kollektiven Intelligenz ganz stark verwurzelt, dass Kinder viel Milch brauchen, weil die ja auch so gesund wäre, Kuhmilch natürlich, keine Menschenmilch, denn das wäre ja ekelhaft. Und wenn man sein Kind länger als ein halbes Jahr stillt, oder neben dem festen Essen noch weiter Muttermilch füttert, dann ist man gleich ganz komisch, und es wird gemunkelt, ob man nicht irgendwie pervers sei…. Ich wurde gefragt, wie ich denn die „Milch-Getreide-Fleisch“ Breie zubereiten werde, die Kinder ja ab dem 4. Monat bräuchten. Völliges Unverständnis erntete ich, als ich sagte, dass ich bestimmt nicht im 4. Monat zufüttern werde, bestimmt kein Fleisch in Baby Brei tun werde, und wenn ich Milch in den Getreidebrei tue, natürlich meine Muttermilch rein mache. Diese Vorstellung war für meine Gesprächspartner teilweise so ekelhaft, dass sie würgen mussten. Mein Kinderarzt, sagte mir, ich solle mein Kind „Bitte, bis zum vollendeten 6. Lebensmonat voll stillen, besser noch bis zum vollendeten 7.“. Das sagt er allen Eltern, aber kaum einer hört auf ihn, das findet er sehr schade, weil er ja die Ergebnisse direkt in seiner Praxis sieht. Langer Text, kurzer Sinn. Ich finde es schizophren, den Babys die eigene Muttermilch vorzuenthalten, um dann von anderen Tieren deren Muttermilch zu klauen, um sie unseren Babys zu geben. Genauso finde ist es Falsch, zu sagen, dass Kinder jetzt keine menschliche Muttermilch mehr brauchen würden, aber unbedingt welche von der Kuh. Und ich finde es falsch, den Körper nur noch als Sexualobjekt zu betrachten und nicht als ein wunderschönes Wunderwerk, welches nicht nur neues Leben erschaffen sondern auch ernähren kann. Soviel zu meinen Ansichten…

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