stillgeschichte
Vier Mal stillen und Tandemstillen – Stillgeschichte von Nadine
Posted on 14. Juli 2017Julian und viele schlechte Ratschläge.
Mein erster Sohn wurde 2004 geboren und ich war sehr naiv zu dem Zeitpunkt. Stillen wird
schon von selbst funktionieren. So steht es ja in jedem Ratgeber, den ich gelesen hatte.
Kein Wort von Stillproblemen und Schmerzen, oder dass es Stillberatung gibt.
Nach einer langen und interventionsreichen Geburt war mein Sohn nun da und er saugte
das erste Mal schon im Kreißsaal. So wie es sein sollte. Und ich war total benebelt von der
Schmerzmittelgabe unter der Geburt. Im Nachhinein erfuhr ich, dass ich Morphine
bekommen hatte. Ich wollte eigentlich Paracetamol haben.
Die Krankenschwester nahm mein Kind mit und sagte mir, ich solle mich erstmal ausruhen
und ein paar Stunden schlafen. Und schwupp, war es passiert.
Ich bekam mein Kind dann besagte paar Stunden später wieder. Mit Schnuller im Mund und
einem Fläschchen im Bettchen. Ungefragt. Ich legte meinen Sohn wieder und wieder an,
aber er schlief immer ein beim Trinken. Jedes Mal! Ich war verzweifelt und fragte um Hilfe,
aber jede Schwester erzählte einem was anderes. Entlassen wurde ich mit einem Milchstau
und einem Kind, dass “nicht richtig trinkt”. (Dass dies ein normales Verhalten ist, wusste ich
nicht und es sagte mir auch niemand). Diese Klinik ist inzwischen von der WHO als Baby- und
Stillfreundlich ausgezeichnet worden und ich hoffe wirklich, dass dies so zum Tragen
kommt.
Meine Nachsorgehebamme (gefühlte 70 und nicht sehr empathisch) schaute sich unser
Stillen an und ihre erste Aussage war “Ach das wird eh nichts, am Besten pumpst du ab.”.
Klare Ansage. Also holte mein damaliger Mann mir eine Milchpumpe und ich fing an zu
pumpen. Vor allen Dingen nachts empfand ich dies als sehr anstrengend. Pumpen, Kind
füttern, Pumpe sauber machen und vorbereiten fürs nächste Pumpen. Nach sechs Wochen
gab ich auf und mein Sohn bekam von da an Prenahrung.
In der Rückschau hätte ich mir anderweitig Hilfe holen können und mehr für das Stillen
kämpfen können, aber ich wusste weder von Stillberatung, noch war mir bewusst, dass
Stillen so wichtig ist. Ich kannte nur Mütter, die Fläschchen gaben und hatte bis dahin noch
nie eine Frau stillen gesehen.
Tammo und die Rückkehr des Bauchgefühls
Acht Jahre später, 2013, kam Sohn Nummer Zwei auf die Welt und ich wollte auf jeden Fall
das Stillen ausprobieren. Ohne Druck und ohne konkrete Vorstellung. Trotzdem wurden
Flaschen und Prenahrung gekauft. Als Backup. Wahrscheinlich diente das nur meiner
eigenen Beruhigung. Durch meine Hebamme kamen mein Mann und ich in Kontakt mit
Attachment Parenting. Ich bin ihr bis heute sehr, sehr dankbar für ihre Inspiration und ihr
Vorstellen der passenden Literatur im Vorbereitungskurs. Und meinem Mann für dein
Einkauf dieser Literatur 🙂
Die Geburt von Sohn Nr.2 war recht fix und das erste Anlegen klappte super. Aber auch hier
kam jede Schwester mit teils gegenläufigen Tipps und echte Hilfestellung gab es nicht.
Zusätzlich musste mein Mann bei jeder Untersuchung mit gehen und immer wieder
vehement NEIN! sagen. Nein! keinen Schnuller, Nein! keinen Tee, Nein! keine
Glukoselösung und so weiter. Als wir dann zu Hause waren wurde es sehr entspannt und
entschleunigt. Ich hatte zwei tolle Hebammen und das Stillen klappte ohne Probleme.Wir
machten einfach und verließen uns auf unser Bauchgefühl. Die Probleme wurden dann von
außen an uns herangetragen. Und zwar ab dem Zeitpunkt, als die Stillzeit über die “üblichen
6 Monate” hinaus ging. Erst leise und mit jedem Monat weiterer Stillzeit immer lauter. Ein
Jahr, zwei Jahre, drei Jahre … Dazu noch Familienbett, BLW und das Dauergetrage erst!
Und es kamen immer öfter Sprüche mit “Geschmäckle” im Freundeskreis und in der Familie.
Bis mein Mann irgendwann einfach sagte “Wir machen das so, also gebt Ruhe!”.
Nach 13 Monaten wurde ich erneut schwanger und spätestens da riet mir jeder zum
Abstillen. Der Große würde dem Baby im Bauch alle Nährstoffe wegtrinken und was wir alles
zu hören bekommen haben. Doch wiederum bestärkte mich meine Hebamme, dass Stillen
in einer Schwangerschaft ohne Komplikationen kein Problem sei. Also stillte ich fröhlich die
komplette Schwangerschaft durch. Meine Milch ging auch nicht weg, noch schmeckte sie
Tammo nicht mehr. Und so kam dann Kind Nummer 3 dazu…
Lenya und das Tandemstillen
Ich habe meine beiden das erste Mal nur wenige Stunden nach der Geburt gleichzeitig
gestillt. Am Anfang war es merkwürdig, denn ich entwickelte Lenya gegenüber einen
Beschützerinstinkt und musste erst “lernen”, beide Kinder gleichermaßen trinken zu lassen.
Doch es hat sich gelohnt. Es gab von Tammos Seite aus keinerlei Eifersucht und so bekam
auch er regelmäßig seine Portion Mama ab. Tandemstillen entschleunigt und jeder profitiert
von den Ruhepausen.
Doch trotz aller Romantik und Rosa Wolken die man vielleicht mit Tandemstillen verbindet
ist es auch harte Arbeit, für Körper und Geist, und teilweise echt nervig. Vor allen Dingen
nachts. Denn die beiden wollten grundsätzlich immer hinter einander stillen und ich bekam
wenig Schlaf, obwohl einzeln betrachtet, die Kinder echt super schliefen. Also stillte ich
Tammo nachts ab und mein Mann übernahm ihn. Es hat seine Zeit gedauert, bis er es
akzeptierte. Doch es war die richtige Entscheidung. Ich habe mich teilweise vergessen und
nicht auf meine Bedürfnisse geachtet. Diesen Fehler werde ich nicht noch einmal machen.
Tagsüber und zum Einschlafen hab ich Tammo weiterhin gestillt. Abgestillt hab ich ihn, als
er circa 3,5 Jahre alt war. Im Nachhinein ist mir aufgefallen, dass der Zeitpunkt ziemlich
genau mit einer erneuten Schwangerschaft zusammen gefallen ist. Wahrscheinlich habe ich
intuitiv gemerkt, dass es für mich doch zu anstrengend geworden wäre, in der
Schwangerschaft zwei Kinder zu stillen.
Lenya stillte ich weiter. Bis zu einem Arztbesuch, der wenig erfreuliche Nachrichten für uns
bereit hielt. Ich wurde positiv auf eine frische Toxoplasmose-Infektion in der
Schwangerschaft getestet und bekam sofort eine Antibiotikatherapie verordnet. Leider waren
die Medikamente nicht stilltauglich und ich musste Lenya von jetzt auf gleich komplett
abstillen. Da war sie 20 Monate alt. Ich erklärte ihr, wieso sie nun nicht mehr ihre “Mimi”
trinken kann und stattdessen gab es nun abends eine Flasche mit Hafermilch. Es klappte
erstaunlich gut die ersten Tage, aber es brach mir das Herz und ich vergoss viele Tränen.
Ich wollte sie selbst entscheiden lassen, wie lang sie stillen darf. Und dann geschah es doch
vollkommen fremdbestimmt und mit einem harten Cut.
Danach fixierte sich Lenya immer mehr auf den Papa als Primärperson und ließ sich nur
noch von ihm nachts beruhigen. Sie ist seit dem Abstillen ein Papakind, wo sie vorher doch
ein absolutes Mamakind war. Es machte und macht mich immer noch traurig, dass ich das
Band zwischen uns lockern musste. Jetzt erst, knapp ein ¾ Jahr nach dem Abstillen, ändert
sich es wieder und ich darf sie nachts auch wieder beruhigen oder trösten.
Lauri oder alles auf Anfang?
Anfang Mai kam nun der Vierte im Bunde auf die Welt. Seine Stillgeschichte ist noch relativ
kurz. Er macht alles genau so, wie Babies es eben machen. Und so wohnt er entweder
direkt auf mir oder im Tragetuch, schläft im Familienbett mit mir, dem Papa und den beiden
kleinen (großen) Geschwistern und stillt, was das Zeug hält.
Alle gut gemeinten Ratschläge werden freundlich abgenickt, denn ich habe gelernt, dass
Diskutieren nichts bringt, außer es ist beim Gegenüber echtes Interesse vorhanden. Ich
finde es schade, dass so viele Menschen meinen, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu
haben und man durch ungewollte Ratschläge schnell verunsichert wird. Gerade beim ersten
Kind. Als Mutter besitzt man das perfekte Handwerkszeug, aber man verlernt auf seine
Intuition zu hören. Das ist so schade. Stillen und vor allen Dingen lange stillen ist nicht
einfach und es ist legitim, es nicht auf Anhieb zu können. Doch wenn es nicht klappt, holt
euch Hilfe und Unterstützung.
Ohne meinen Mann an meiner Seite, der irgendwann alle dummen Kommentare abgewehrt
hat und mir den Rücken gestärkt. hat, hätte ich viel früher abgestillt und nicht 3,5 Jahre lang
und davon knapp 1,5 Jahre als tandem gestillt. Ich freue mich auf die Stillzeit mit Lauri. Mal
sehen, wie lange sie dauert und was so alles passieren wird. Ich werde definitiv wieder mehr
auf meinen Bauch und mein Herz hören und meine Ohren öfter auf Durchzug stellen 🙂
Nadine bloggt auf www.nataniswelt.de
Stillen trotz Frühgeburt – Blogparade „Meine Stillgeschichte“
Posted on 26. Juni 2017
Mein Stillbuch „Bedürfnisorientiertes Stillen“ ist da und in unserem Shop zu bekommen!
Das ist meine Stillgeschichte, die allen Frühchenmamas Mut machen soll nicht aufzugeben.
Unser Sohn kam am Neujahrstag 2014 spontan 6 Wochen zu früh auf die Welt. Nach seinem ersten Schrei und einen ersten Blick auf ihn, nahm der Kinderarzt ihn gleich zur U1 mit. Mein Mann durfte ihn begleiten. Ein paar Minuten, was sich für mich wie eine Ewigkeit anfühlte, kam dieser kleine Wurm wieder und ich streichelte kurz sein Köpfchen. Nichts mit Bonding und Stillen. Das war ziemlich hart. Erst gegen Abend habe ich meinen Sohn im Brutkasten der Kinderintensivstation wiedergesehen. Somit war eigentlich Stillen unmöglich.
Alleine im Stillzimmer
Die Schwestern auf der Wochenbettstation machten mir Mut und sagten dass es schon klappen würde. Ich fing an abzupumpen. Alle drei Stunden (auch nachts). Das traurige und deprimierende für mich war, alleine ohne Kind ins Stillzimmer zu den anderen Müttern mit ihren Kindern zu gehen. Ich war nur mit der Milchpumpe beschäftigt, während andere ihre Kinder stillen durften. Das werde ich nie vergessen. Aber in diesem Zimmer lernte ich tolle Mütter kennen, mit denen ich bis heute noch Kontakt habe. So bekam unser Sohn bald die ersten ml Muttermilch von mir. Zusätzlich bekam er von Anfang an auch noch Frühgeborenennahrung. Drei Tage nach seiner Geburt haben wir den ersten Stillversuch unternommen. Es klappte ganz gut. Er ist zwar schnell eingeschlafen aber es wurde immer besser. Nach einer Woche habe ich mich selbst aus dem Krankenhaus entlassen. Ich hielt es dort nicht mehr aus. Dann ging der Stress los. Wir sind alle drei Stunden ins Krankenhaus gefahren, damit ich ihn stillen konnte. Die abgepumpte Milch bekam er nachts.
Eine Woche später war ich als Begleitmama wieder drin. In einem Zimmer wo ich mich total isoliert gefühlt habe. Ich durfte ihn nicht alleine aus dem Bettchen nehmen, weil seine Sättigung immer noch Probleme machte. So musste ich immer auf die Schwester warten, die dann die Kabel abmachte. Dazu kam noch vor und nach dem Stillen wiegen. Drei Wochen nach der Geburt wurden wir „vollgestillt“ entlassen. Das war ein gutes Gefühl.
Es lief alles soweit gut. Aber dann wurde meine Oma einen Monat nach seiner Geburt schwer krank. Wir pendelten zwischen Krankenhaus und später Pflegeheim hin und her. Natürlich wollten wir unseren Sohn nicht ständig ins Krankenhaus mitnehmen. So war er schon früh bei den Großeltern und sie fütterten ihn mit Pre-Milch. Mit 10 Monaten hat sich unser Sohn selbst abgestillt. Ohne meinen Mann hätte ich das alles nicht geschafft. Er hat mich immer unterstützt.
Schmerzen ohne Ende
Unsere Tochter kam am 27. Februar dieses Jahres nur 11 Tage zu früh auf die Welt. Direkt nach der Geburt durfte ich sie anlegen. Und das war ein so tolles Gefühl. Wir haben im Kreißsaal gekuschelt und ich habe diese Zeit sehr genossen. Das erste Anlegen war allerdings sehr schmerzhaft und fühlte sich an, als ob ihr Mund voller Zähne war. Die ersten Tage waren der Horror. Immer wenn ich sie angelegt habe, hat es so sehr weh getan. Ich war kurz davor aufzugeben. Im Krankenhaus wurde ich sogar gelasert, damit es besser wurde. Sie hat mehrmals Blut gespuckt, weil die Brustwarzen total entzündet waren. Es war die Hölle. Aber dieses Mal war ich sehr stolz, mit ihr ins Stillzimmer zu gehen.
Zuhause hatte ich fast jedes Mal eine Blockade, wenn sie wieder trinken sollte. Es hat immer ein paar Minuten gedauert, bis ich mich überwunden hatte. Die Schmerzen wollten einfach nicht aufhören. Ohne Schmerztabletten und Kühlkompressen ging nichts. Dank der Unterstützung meines Mannes hat es aber immer wieder geklappt. Mit Hilfe der Hebamme habe ich es innerhalb von drei Wochen doch geschafft. Und jetzt ist das Stillen einfach nur schön.
Also hier Brust, daneben Babyschnute, die werden sich schon finden oder!?“ Blogparade „Meine Stillgeschichte“
Posted on 10. Juni 2017stillbuch, stillgeschichte, stillgeschichten, stillen, muttermilch, breastfeeding, langzeitstillen, abstillen, Beikosteinführung, Stillen und arbeiten,
Mein Stillbuch „Bedürfnisorientiertes Stillen“ kommt am 8.06.17 heraus und ist, ab sofort, hier vorbestellbar!
Zwei Frühchen und eine Zusatzausbildung
Stillgeschichte von Frau Birnbaum und der Tellerrand
Mit kurzer Unterbrechung habe ich bisher insgesamt 3 Jahre Still-Erfahrung mit zwei Kindern.
Was mir das Stillen bedeutet ist kaum in Worte zu fassen und ich genoss und genieße es immer, zu jeder Zeit und an jedem Ort.
Das allererste Mal Stillen
Beide meiner Kinder wurden zu früh geboren. Mein erstes Kind so früh, dass es mehrere Wochen auf der Neonatologie versorgt werden musste. Um einiges dort bin ich froh. Doch Stillfreundlichkeit ist tatsächlich etwas anderes…
„Da kommt eh nichts, wenn das Baby zu früh kam.“ bekam ich zu hören. „Ich solle mir nicht noch zusätzlich Stress machen.“ und „Das stört ihren Rhythmus.“
Selbst länger als das übliche halbe Jahr gestillt worden zu sein und meine jüngeren Geschwister stillen zu sehen, vermittelte mir dessen Selbstverständlichkeit und Wichtigkeit. Es stand für mich außer Frage, ob ich stille oder nicht. Es gab keine andere Möglichkeit für mich.
Und dann stand ich da. Vor dem Inkubator. Um mich herum piepste es. Mein Baby und ich durften uns nicht berühren. Stärker als jemals erwartet spürte ich dieses Band zwischen uns. Wie sehr ich schon Mutter war. Und dass ich mein Baby stillen würde, komme was wolle.
Ich hatte das große Glück, eine Hebamme im Hintergrund zu haben, die mich durch die stressige Klinikzeit „coachte“ und mir versicherte, dass wir das schaffen würden. Nach 6 Wochen Abpumpen, Fläschchen füttern, Anlegen, abpumpen, Fläschchen usw…war es dann soweit.
Unsere Tochter hatte schon geübt an der Brust zu saugen, auch wenn ihr Mund noch sehr klein und sie schwach war. Wir bereiteten ein Rebonding-Ritaul vor, das Heilbad nach Brigitte Meissner.
Und da landete meine Tochter auf meiner Brust. Nass und warm. Und fing an zu Suchen, intuitiv. Ich lies ihr Zeit. Schnell fand sie zu meiner Brust und saugte sich fest. Zart und langsam, aber wir stillten. Endlich. Angekommen. Gerettet.
Das erste Mal im Tragetuch Stillen
Anfangs war ich noch etwas ängstlich, ob sie auch genug bekäme. Sie war noch schwach und ich gewöhnt Milliliter und Gramme zu zählen. Doch bald fanden wir zueinander. Ich legte sie immer an, wenn sie wach wurde. Wenn sie unzufrieden war. Stundelang stillten wir durch, ohne Unterbrechung, hHut auf Haut und unsere Tochter gedeite gut.
Ich hielt mich noch einige Zeit „streng“ an die Positionen, die mir die Hebamme gezeigt hatte. Eines Tages, ich hatte unsere Tochter gerade mühsam ins Tragetuch gebunden, denn ich hatte noch wenig Übung darin, bekam sie Hunger…?!? Mh, wieder raus aus dem Tuch? Das ist so kompliziert!
Also hier Brust, daneben Babyschnute, die werden sich schon finden oder 😉 ?!
Und so war es. Ich stillte mein Baby im Tragetuch. Hatte dabei beide Hände frei und einen Milchsprendereflex ohne Gleichen. Ich fühlte mich wie Supermum! Unbesiegbar!
Stillen als Berufung
Nachdem unser Stillstart steinig war und ich viele Schmerzen und falsche Ratschläge erlitten hatte, machte ich mich auf die Suche nach echten Informationen zur natürlichsten Ernährung eines Menschenkindes. So lernte ich die AFS e.V. kennen und es ergab sich, dass ich die Ausbildung zur Stillberaterin in meiner Nähe beginnen konnte. Ich bin so unfassbar fasziniert, von dem Wunder Muttermilch, die intelligent ist und lebende Stoffe enthält! Ich saugte alle Informationen gierig auf und traf wundervolle Frauen. Damals entstanden wertvolle Freundschaften, für die ich immer wieder dankbar bin!
Ich möchte Frauen, das Stillen näher bringen und sie unterstützen, wenn sie Hilfe suchen. Denn einen Menschen in sich wachsen zu lassen und ihn durch die eigene Milch zu nähren, kann in einer Frau grenzenlose Kräfte mobiliesieren. Diese Erfahrung möchte ich jeder Mama offen halten und schenken.
Schwanger stillen und abstillen
Als unsere Tochter zwei Jahre alt war, wurde ich wieder schwanger. Ich glaube durch die Muttermilch wusste sie es schon eher als ich selbst. Die Brustwarzen wurden durch die hormonelle Umstellung, wie bei vielen Frauen sehr empfindlich. Ich wusste, ich wollte nicht zwei Kinder stillen, auch wenn das durchaus möglich ist! Ich lies es auf uns zu kommen und entschied nicht, wann es soweit sein würde. Es war ein unglaublich geborgenes Gefühl mein großes Kind zu stillen und mein Ungeborenes in mir zu tragen. Die Milch wurde weniger und unsere Tochter veränderte von sich aus ihr Stillverhalten. Es kamen Tage, an denen sie gar nicht danach fragte. Das erste Mal ohne Stillen einschlafen war der Beginn eines großen Abschiedes. Als es dann soweit war, war es für uns beide der genau richtige Zeitpunkt. Es fiel ihr nicht schwer. Ich dagegen heulte Rotz und Wasser. Heimlich natürlich.
Das zweite Kind stillen
Unser Sohn wurde nur wenige Tage auf der Neonatologie überwacht, da er ebenfalls zu früh geboren wurde. Diesmal kannten wir uns aus. Diesmal wusste wir als Eltern, was nötig war und was wir nicht wollten. Wir bildeten eine unüberwindbare Schutzmauer um unser zweites Kind. Ich verspürte eine unbändige Kraft. Und so legte ich unser zweites Kind noch in der Klinik an, als er und ich soweit waren. Er kannte sich sofort aus und so ist es bis heute geblieben. Wie sind ein geniales Still-Team!
Stillen so beiläufig und selbstverständlich und trotzdem so besonders
Irgendwann während der Stillzeit mir meinem Ersten Kind wurde das Stillen zu etwas Beiläufigem. Es war selbstverständlich. Meine Kinder und meine Brüste finden sich, wann immer es sein soll. Beiläufig, aber nicht weniger besonders. Nur einfach, ohne Hürden. Ohne Rythmus. Ohne Uhr. Ohne Mengenangaben. Nur genießen und gedeien.
Der schönste Ort, an dem ich bisher gestillt habe, war die Natur. Und das wird wohl auch so bleiben. Am Meer oder im grünen Wald. Dort, wo es ruhig ist und doch Menschen um uns herum. Dort wo sich alles wieder verbinden zu scheint. Wo die natürliche Ernährung eines Menschenbabys ihren Ursprung hat. So saß ich z.B. einmal auf einer Waldlichtung und Spaziergänger wanderten an uns vorbei. Es waren ein paar Vögel zu hören und die Luft war einfach herrlich.
Oder ich saß am Meer, geschützt vor dem Wind, schaute in die Weite und mein Kind schmatzte selig vor sich hin, um uns herum hörten wir die Wellen, die tratschenden Leute und alles war einfach behaglich und normal.
Alles Liebe, Jana*
*Jana Pereira Mendes ist Online-Coach für selbstverantwortliche und intuitive Elternschaft, Sozialpädagogin B.A. und Mama von zweien. Näheres zu ihrer Arbeit findest du unter fraubirnbaum.com.
“Hi, ich bin Stefanie und ich denke, ich will nicht Stillen!“ Blogparade „Meine Stillgeschichte“
Posted on 4. Juni 2017stillbuch, stillgeschichte, stillgeschichten, stillen, muttermilch, breastfeeding,
Mein Stillbuch „Bedürfnisorientiertes Stillen“ kommt am 8.06.17 heraus und ist, ab sofort, hier vorbestellbar!